Im Auftrag des Kreml Anschläge in Deutschland geplant? Drei Festnahmen

Drei Männer wurden in Deutschland und der Schweiz festgenommen. Sie sollen Sprengstoffanschläge geplant haben. Die Spuren führen wohl nach Russland.
Die Bundesanwaltschaft hat drei Ukrainer festnehmen lassen, die im Verdacht stehen, im Auftrag russischer Stellen Anschläge in Deutschland geplant zu haben. Zwei der Festnahmen erfolgten in Köln und Konstanz, der dritte Mann wurde im schweizerischen Kanton Thurgau aufgefasst. Den drei Männern, Vladyslav T., Yevhen B. und Daniil B., wird "Agententätigkeit zu Sabotagezwecken" vorgeworfen, und dass sie "sich zur Begehung einer schweren Brandstiftung sowie der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion bereit erklärt" hätten. Das geht aus einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft vom Mittwoch hervor.
Die Verdächtigen sollen geplant haben, von Deutschland aus Pakete mit Sprengvorrichtungen an Empfänger in der Ukraine zu schicken. Diese hätten sich während des Transports entzünden sollen. Die Männer sollen sich "gegenüber einer oder mehreren mutmaßlich im Auftrag russischer staatlichen Stellen handelnden Personen" bereit erklärt haben, "Brand- und Sprengstoffanschläge auf den Gütertransport" in Deutschland zu verüben. Dazu habe einer der Verdächtigen in Köln Testpakete aufgegeben, in denen sich GPS-Tracker befanden. Das Bundeskriminalamt ermittelt in dem Fall.
Russland in mehreren Fällen im Fokus deutscher Ermittler
Yevhen H. habe dazu in der Schweiz die GPS-Tracker beschafft und sie zu Daniil B. nach Kostanz geschickt, lautet der Vorwurf. B. soll die Geräte dann an Vladyslav T. nach Köln geschickt haben. So sollten demnach die Transportwege ausgekundschaftet werden.
Zuletzt war im Falle mehrerer versteckter Brandsätze in Europa der Verdacht auf russische Geheimdienste gefallen. So geriet im Juli 2024 ein Paket am Flughafen in Leipzig in Brand, einen Tag darauf fing ein weiteres Päckchen in der polnischen Hauptstadt Warschau Feuer. Ein ähnlich gearteter Fall trug sich im englischen Birmingham zu. Im vergangenen November stürzte zudem ein DHL-Flugzeug ab, das sich im Landeanflug auf den Flughafen der litauischen Hauptstadt Vilnius befand.
Der Prozess in einem weiteren Fall beginnt am 20. Mai: Der Russlanddeutsche Dieter S. sitzt als mutmaßlicher Spion im Auftrag des Kreml seit gut einem Jahr in Haft. Auch er soll Sabotageakte in Deutschland geplant haben.
Warnungen vor russischer Spionage
Der Bundesnachrichtendienst (BND), der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) haben in den vergangenen Monaten mehrfach vor russischer Sabotage und Spionage gewarnt. Der inzwischen ausgeschiedene frühere BfV-Präsident, Thomas Haldenwang, hatte im Herbst gesagt, bei dem mutmaßlich von Russland initiierten Brand eines Luftfrachtpakets sei Deutschland im Juli nur knapp an einem Flugzeugabsturz vorbeigeschrammt.
Es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Paket damals noch am Boden im DHL-Logistikzentrum Leipzig und nicht während des Fluges in Brand geraten sei, sagte Haldenwang. Nach dpa-Informationen bestand der glückliche Zufall darin, dass der Weiterflug des aus dem Baltikum stammenden Frachtpakets sich in Leipzig verzögerte. Das Paket hatte einen Brandsatz enthalten, der dort zündete und einen Frachtcontainer in Brand setzte.
Fast tägliche Drohnenflüge über Militäranlagen und Unternehmen
"Wir beobachten ein aggressives Agieren der russischen Nachrichtendienste", sagte der damalige Behördenleiter. Besonders Spionage und Sabotage durch russische Akteure hätten in Deutschland zugenommen – und zwar "sowohl quantitativ als auch qualitativ". Im März verwies der Verfassungsschutz dann auf mehrere Beispiele für mutmaßliche Sabotage aus den vergangenen Monaten - dazu zählten auch Vorfälle auf deutschen Kriegsschiffen, zu denen die Ermittlungen noch laufen.
Der BfV-Vizepräsident, Sinan Selen, sprach bei einer Veranstaltung zum Wirtschaftsschutz von fast täglichen Drohnenflügen über Militäranlagen und Unternehmen. Dabei gehe es nicht um "Spielzeugdrohnen", betont er. Selen erinnert auch an den Brand in einer Halle in Großbritannien, in der Starlink-Equipment für die Ukraine gelagert worden sei. Die Zuordnung zu einem ausländischen Nachrichtendienst sei im Einzelfall manchmal schwierig, räumt der BfV-Vize ein. Schon die Summe derartiger Ereignisse sorge allerdings dafür, dass es auch ihm schwerfalle, an Zufälle zu glauben.
- Mitteilung der Bundesanwaltschaft vom 14. Mai 2025
- spiegel.de: "Ermittler fassen mutmaßliche Kreml-Saboteure" (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa