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US-Senator entsetzt mit Rassismus-Eklat im TV – Moderatorin kontert


Moderatorin kontert US-Senator
"Er gibt dem Wort Idiot eine neue Bedeutung"

Von t-online, cc

Aktualisiert am 12.07.2023Lesedauer: 3 Min.
Moderatorin Kaitlan Collins und Senator Tommy Tuberville im Sender "CNN".Vergrößern des BildesModeratorin Kaitlan Collins und Senator Tommy Tuberville im Sender CNN. (Quelle: Screenshot CNN/t-online)
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Ein US-Senator sorgt im Fernsehen mit seinem Verständnis von Rassismus für Empörung. Einen Tag später ändert er seine Meinung plötzlich.

Tommy Tuberville schätzt eine klare Ansprache. In seinem früheren Leben bellte er als Coach eines American-Football-Teams seine Anweisungen über den Platz. Dann ging er in die Politik, brachte es zum Senator und sorgt nun einmal mehr mit provokanten Aussagen für Kopfschütteln in den USA.

In einem Interview beim Fernsehsender CNN ließ Tuberville sich am Montagabend auf ein Wortgefecht mit Moderatorin Kaitlan Collins ein. In dessen Verlauf gewährte er profunde Einblicke in seine Gedankenwelt. In dem Interview ging es eigentlich um Tubervilles Blockade von Beförderungen innerhalb des US-Militärs. Der Senator, ein überzeugter Abtreibungsgegner, hatte im US-Kongress gegen eine entsprechende Vorlage gestimmt, weshalb unter anderem das US Marine Corps, eine der Eliteeinheiten der US-Armee, das erste Mal seit 164 Jahren ohne Führung dasteht.

Dann konfrontierte Moderatorin Collins den Kongressabgeordneten aus Alabama mit seinen Aussagen zum Thema Rassismus. Ein weißer Nationalist, so Tuberville, sei für ihn kein Rassist, weshalb er nicht einsehen könne, warum weiße Nationalisten nicht zum US-Militärdienst zugelassen werden sollten. Rassismus, das sei doch nur ein "Label, das da draufgeklebt wird", so der 68-Jährige.

Moderatorin Collins reagierte verblüfft. Sie konterte den Senator umgehend: "Ein weißer Nationalist ist ein Rassist, Herr Senator." "Nun, das ist ihre Meinung", entgegnete Tuberville darauf. "Das ist ihre Meinung."

Der demokratische Mehrheitsführer des Senats, Chuck Schumer, betonte daraufhin: "Die Definition des weißen Nationalismus ist keine Frage der Meinung." Diese Ideologie sei rassistisch bis ins Mark. Auch andere Kongressmitglieder reagierten empört auf Tubervilles Äußerungen. Der US-Erfolgsautor Stephen King schrieb auf Twitter: "Tommy Tuberville gibt dem Wort Idiot eine neue Bedeutung."

Nationalist, Rassist oder ganz normaler Amerikaner?

Die altehrwürdige Encyclopedia Britannica, das weltweit älteste Nachschlagewerk, lässt keinen Zweifel daran, was unter einem weißen Nationalisten zu verstehen ist. Jemand, dessen "Ideen und Überzeugungen die natürliche Überlegenheit hellhäutiger Menschen oder 'weißer' Menschen über andere ethnische Gruppen stellt".

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2017 war es in Charlottesville, Virginia, zu einer gewalttätigen Demonstration weißer Nationalisten gekommen, bei der ein Mensch starb und zahlreiche weitere verletzt wurden. Ziel der Organisatoren des Protestzugs unter dem Motto "Unite the right" war es, Neonazis, Alt-Right-Anhänger, extrem rechte Milizen, Neo-Konföderierte und eben weiße Suprematisten unter dem Dach eines weißen Nationalismus zu versammeln. Beobachter sprachen nach den tödlichen Ausschreitungen von einer der schwärzesten Stunden der jüngeren amerikanischen Geschichte.

Tuberville beharrte in dem CNN-Gespräch dennoch darauf, weiße Nationalisten seien ganz normale Bürger, aber gewiss keine Rassisten. Ein weißer Nationalist sei für ihn schlicht ein Amerikaner.

"Bin bereit zu sagen, dass es mir leidtut"

Am Dienstag änderte Tuberville plötzlich seine Meinung. Selbst unter einigen einflussreichen Republikanern hatten seine Aussagen für Empörung gesorgt, wie CNN berichtet. Zuvor hatte der Kongressabgeordnete auf Nachfrage der Presse im US-Kongress noch nachgelegt und gesagt: "Ich bin absolut gegen Rassismus. Wenn die Demokraten sagen wollen, dass weiße Nationalisten Rassisten sind, dann bin ich auch absolut dagegen."

Es ist nicht das erste Mal, dass Tuberville mit radikalen Aussagen provoziert. Nach dem Massaker in der amerikanischen Kleinstadt Uvalde im Mai 2022, bei dem 19 Schulkinder und zwei Lehrerinnen getötet wurden, hatte sich der Senator aus Alabama hingestellt und die Waffenlobby verteidigt.

Was er jenen Eltern zu sagen habe, die gerade ihr Kind verloren hätten, wurde er da gefragt. Tuberville antwortete kühl: "Ich bin bereit zu sagen, dass es mir sehr leidtut, was passiert ist. Aber Schusswaffen sind nicht das Problem, okay? Die Menschen sind das Problem." Und weiter: "Wir haben schon immer Waffen gehabt. Und wir werden auch weiterhin Waffen haben."

Verwendete Quellen
  • britannica.com: "white supremacy" (englisch)
  • nbcnews.com: "GOP Sen. Tommy Tuberville disputes defining white nationalists as racist" (englisch)
  • msnbc.com: "White Nationalist vs. White Supremacist: What Is the Difference?" (englisch)
  • aljazeera.com: "Senator stalls US military promotions in anti-abortion standoff" (englisch)
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