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Terroranschlag in Moskau: Was wir bisher wissen – und was nicht


Offenbar islamistischer Anschlag
Das ist über den Angriff bei Moskau bekannt


Aktualisiert am 24.03.2024Lesedauer: 5 Min.
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Moskau: Schüsse und Feuer fallen in einer Konzerthalle. (Quelle: reuters)

Bei einem Terrorangriff nahe der russischen Hauptstadt wurde eine Konzerthalle attackiert. Es gibt offenbar viele Opfer. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Flammen und Rauchschwaden nahe Moskau. Ein mutmaßlicher Terrorangriff auf eine Konzerthalle nahe der russischen Hauptstadt hat viele Opfer gefordert, darunter auch mehrere Kinder. 133 Menschen sollen getötet worden sein, 152 wurden verletzt. Viele von ihnen sind in kritischem Zustand. Der sogenannte Islamische Staat hat sich zur Tat bekannt.

t-online beantwortet die wichtigsten Fragen zur Lage.

Wer sind die Täter?

Nach russischen Angaben sind elf Menschen festgenommen worden, darunter sollen auch die vier Schützen sein, die das Blutbad in der Crocus City Hall angerichtet haben. Die vier Angreifer seien in der an die Ukraine und an Belarus grenzenden Region Brjansk festgenommen worden, gab das Ermittlungskomitee bekannt. Die vier Angreifer seien "alle ausländische Staatsbürger", erklärte das Innenministerium, ohne genaue Angaben zur Nationalität der Verdächtigen zu machen.

Ein Auto mit insgesamt sechs Insassen sei nach einem Schusswechsel gestoppt worden, vier der Männer konnten zwischenzeitlich zu Fuß fliehen. Die eigentlichen Täter sind demnach "unschädlich" gemacht worden, glaubt man diesen Berichten. Ob die Terrorzelle jedoch aus noch mehr Mitgliedern bestand und einige noch eine Gefahr darstellen, ist nicht bekannt.

Bei einigen der Festgenommenen sollen tadschikische Pässe gefunden worden sein. Ihre Herkunft passt zum Bekennerschreiben des ISPK, einem Ableger des "Islamischen Staates", den Terrorexperten für den derzeit gefährlichsten halten. Mehr zum ISPK lesen Sie hier. Der Terrorexperte Peter Neumann vom King's College in London hält das Bekennerschreiben für echt. "Alle Belege deuten auf den IS hin", sagte er t-online.

Das russische Staatsfernsehen zeigte am Samstagabend Aufnahmen von der Festnahme und dem Verhören der vier mutmaßlichen Angreifer. In Aufnahmen des Senders Perwyj Kanal war zu sehen, wie die Verdächtigen von bewaffneten Sicherheitskräften abgeführt werden. Videos, die in sozialen Medien verbreitet werden, geben zudem Hinweise darauf, dass die Verdächtigen gefoltert wurden. Bei ihrer Befragung geben zwei Verdächtige ihre Schuld zu, einer von ihnen sagt den Aufnahmen zufolge, er habe aus Geldgründen gehandelt.

Wie lief der Angriff ab?

Bewaffnete Angreifer in Tarnanzügen waren am Freitagabend in die Konzerthalle nahe Moskau eingedrungen und haben mit automatischen Waffen das Feuer eröffnet. Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte zudem am Samstag ein Bild, das die vier Täter vor der Attacke zeigen soll, später folgte ein Video, dass die Täter aufgenommen haben. Die Gesichter und Stimmen der Angreifer sind unkenntlich gemacht, um sie herum liegen zahlreiche leblose Körper, im Hintergrund ist Feuer zu sehen.

Die Angreifer sollen mit automatischen Waffen sowie Spreng- und Brandsätzen bewaffnet gewesen sein. Die Rettungsdienste berichteten laut der Nachrichtenagentur Interfax, die Angreifer hätten am Eingang zum Konzertsaal das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet, bevor sie "anfingen, auf das Publikum zu schießen".

Video | IS-Video zeigt brutales Vorgehen der Terroristen
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Quelle: t-online

Nach Angaben eines Journalisten der Nachrichtenagentur Ria Nowosti kamen die Angreifer ins Parkett des Konzertsaals, eröffneten dann das Feuer und warfen "eine Granate oder eine Brandbombe, wodurch ein Brand entstand". Die Anwesenden seien "während 15 bis 20 Minuten" auf dem Boden liegen geblieben, um sich vor den Schüssen zu schützen, und seien dann aus dem Saal, der bis zu 6.000 Menschen Platz bot, gekrochen.

Ermittler erklärten, ein Mann werde dafür ausgezeichnet, dass er auf einen der schießenden Angreifer gesprungen sei. Damit habe der Mann den Angreifer bewegungsunfähig gemacht und die Leben der Umstehenden gerettet.

Wo fand der Angriff statt?

Ziel der Attacke war die Crocus City Hall in Krasnogorsk, einer Stadt in der Oblast (dt. Verwaltungsbezirk, Anm. d. Red.) Moskau nordwestlich der Metropole. In der Stadt leben rund 117.000 Einwohner. Die Konzerthalle wurde 2009 eröffnet, bietet Platz für 7.900 Zuschauer. Sie ist Teil von "Crocus City", einem Gebäudekomplex, der auch noch ein Einkaufszentrum, eine weitere Veranstaltungshalle und Restaurants und Hotels umfasst.

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Berichten zufolge gab es bereits 2016 und 2017 Bombendrohungen gegen verschiedene der Gebäude. Der Angriff erfolgte während eines Konzerts der russischen Rockgruppe Piknik.

Wie viele Opfer gibt es?

Im Laufe des Samstags stieg die Zahl der Todesopfer nach Angaben des russischen Ermittlungskomitees auf 133. Es wurde aber weiter in den Trümmern nach möglichen Opfern gesucht, auch befanden sich nach offiziellen Angaben 107 Verletzte im Krankenhaus. Viele von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr.

Die Feuerwehr habe etwa hundert Menschen in Sicherheit bringen können, die sich im Untergeschoss des Konzertsaals befunden hatten, berichtete die Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das russische Katastrophenschutzministerium. Demnach konnten auch die Mitglieder der Rockband sowie Menschen vom Dach des Gebäudes evakuiert werden.

Video | Schüsse und Feuer in Konzerthalle bei Moskau
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Quelle: reuters

Wie reagiert Russlands Regierung?

Das russische Außenministerium nannte den Angriff ein "blutiges terroristisches Attentat". Russlands zentrales Ermittlungskomitee habe sofort ein Verfahren wegen eines mutmaßlichen Terrorakts aufgenommen. Das teilte die Behörde am Freitagabend im Nachrichtendienst Telegram mit.

Der russische Präsident Wladimir Putin wandte sich in einer Fernsehansprache an die russische Bevölkerung. Darin sprach er von einem "blutigen, barbarischen Terroranschlag" und erklärte den 24. März zum Staatstrauertag. "All jenen, die ihre Angehörigen und Nahestehenden verloren haben", sprach Putin sein "tiefes und aufrichtiges Beileid" aus. In Moskau und im Moskauer Gebiet sowie in allen Regionen des Landes seien zusätzliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Terrorismus und Sabotage ergriffen worden.

Putin behauptete darüber hinaus, es gebe Spuren, die in die Ukraine liefen. Die ukrainische Regierung nannte das "absurd". Die Ukraine und eine für jüngste Vorfälle auf russischem Territorium verantwortliche Einheit russischer, pro-ukrainischer Kämpfer wiesen jede Verantwortung für den Angriff zurück. Mehr dazu lesen Sie hier.

Gab es Hinweise auf eine Bedrohungslage?

Die US-Botschaft in Moskau hatte erst Anfang März gewarnt: "Vermeiden Sie große Menschenansammlungen in den nächsten 48 Stunden." Und weiter: "Die Botschaft verfolgt Berichte, wonach Extremisten unmittelbar bevorstehende Pläne haben, große Versammlungen in Moskau anzugreifen, darunter auch Konzerte."

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Am vergangenen Dienstag hatte Putin die Warnung der USA öffentlich als Propaganda zurückgewiesen, mit der russische Bürger geängstigt werden sollten.

Die russischen Behörden hatten ihrerseits am 30. März erklärt, bei einem Einsatz in der kleinen, mehrheitlich muslimischen Kaukasusrepublik Inguschetien seien sechs mutmaßliche IS-Kämpfer getötet worden.

Russland war bereits Ziel zahlreicher, von islamistischen Gruppen begangener Angriffe. Auch gab es in dem Land Schusswaffenangriffe ohne politisches Motiv. Im Jahr 2002 nahmen tschetschenische Kämpfer 912 Menschen im Moskauer Dubrowka-Theater als Geiseln, um den Rückzug von russischen Truppen aus Tschetschenien zu verlangen. Um die Geiselnahme zu beenden, wurden Spezialkräfte eingesetzt. 130 Menschen wurden getötet – fast alle Opfer erstickten an einem Gas, das die Spezialkräfte nutzten, um die Geiselnehmer auszuschalten.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und AFP
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