Russen-General spricht von "Operation" Putins Jets bombardieren Syrien – wohl Hunderte Tote
Syrische Rebellen rücken gegen Assads Regime vor. Nun schaltet sich auch die russische Luftwaffe ein – um den Diktator zu stützen.
Russische Kampfflugzeuge sind am Samstag in Syrien zu mehreren Einsätzen gegen Einheiten der Rebellen aufgestiegen. Dabei seien rund 300 Kämpfer getötet worden, sagte Oleg Ignasjuk, stellvertretender Leiter der russischen Mission in Syrien. Es seien Befehlsstellen, Artilleriestellungen und Lager der Rebellen angegriffen worden. "Die Operation zur Abwehr der extremistischen Aggression wird fortgesetzt", zitierte ihn die Staatsagentur Tass weiter. Seine Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Ignasjuk machte zudem keine Angaben über die Einsatzorte der Kampfflugzeuge.
- Experte ordnet ein: Ohne Putin hat das syrische Regime keine Chance
Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der islamistischen Organisation Haiat Tahrir al-Scham hat in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten Syriens überraschend große Gebietsgewinne verzeichnet. Die Rebellen haben auch fast die gesamte Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht.
Russland hat die syrische Regierung 2015 im Bürgerkrieg massiv militärisch unterstützt und trug mit seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Baschar al-Assad seine wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Seitdem hat Moskau eine Anzahl von Kampfbombern und Hubschraubern auf dem Flughafen Hmeimim sowie ein Truppenkontingent in unbekannter Stärke in der Hafenstadt Tartus stationiert.
Die US-Regierung macht die Abhängigkeit der syrischen Staatsführung von Russland und dem Iran mitverantwortlich dafür, dass Regierungstruppen der Rebellen-Offensive im Nordwesten des Bürgerkriegslandes nicht standhalten konnten. Zudem habe Präsident Baschar al-Assad mit seiner Weigerung, sich auf einen politischen Prozess zur Befriedung des Konflikts einzulassen, die Bedingungen für die derzeitige Situation geschaffen, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, Sean Savett. "Gleichzeitig haben die Vereinigten Staaten nichts mit dieser Offensive zu tun." Die Offensive werde angeführt von der Terrororganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS).
Experte befürchtet viele Tote
Aleppo war schon einmal Schauplatz erbitterter Kämpfe im syrischen Bürgerkrieg, bevor die Regierung von Präsident Baschar al-Assad 2016 wieder die Kontrolle erlangte. Der Nahost-Experte und Autor Daniel Gerlach geht davon aus, dass die syrische Regierung in der nächsten Woche mit einer Gegenoffensive beginnen wird. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Das wird jetzt sehr viele Menschenleben wieder kosten." Gerlach hält es für möglich, dass die Regierung wieder die Oberhand gewinnt.
Wissenschaftler: Angriffszeitpunkt klug gewählt
Der Zeitpunkt für die Rebellenoffensive in Syrien war nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Simon Fuchs klug gewählt. Es sei klar gewesen, dass weder der Iran noch die Hisbollah nach den Rückschlägen im Konflikt mit Israel Appetit auf Abenteuer habe, sagte Fuchs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig habe Russland nicht die Bereitschaft gezeigt, entscheidend ins Kampfgeschehen eingreifen zu wollen.
Die raschen Fortschritte mitsamt weitgehender Eroberung Aleppos durch die Rebellenallianz habe aber auch taktische Gründe, sagte Fuchs, der an der Hebrew University in Jerusalem lehrt. Dazu gehöre die Nutzung technisch anspruchsvoller Drohnen durch die Aufständischen. "Dem haben die syrischen Regierungstruppen wirklich nichts entgegenzusetzen", so der Wissenschaftler. Auch der gezielte Einsatz von Selbstmordanschlägen durch die islamistische Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) auf bestimmte Stellungen der Regierungstruppen habe Wirkung gezeigt.
- Nachrichtenagentur dpa