Treffen im Weißen Haus Mit dieser Taktik will Merz gegen Trump bestehen

Friedrich Merz reist als Bundeskanzler erstmals zu Gesprächen mit Donald Trump nach Washington. Wie der US-Präsident tickt, weiß der CDU-Mann derweil – und hat sich entsprechend vorbereitet.
Die Zukunft der Nato, der Ukraine-Krieg, der Zollstreit – dies sind die Top-Themen beim Antrittsbesuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei US-Präsident Donald Trump in Washington. Merz traf in der Nacht zum Donnerstag in der US-Hauptstadt ein und sollte später im Weißen Haus empfangen werden. Angesichts der Spannungen im Verhältnis zu den USA seit dem Amtsantritt Trumps wird besonders aufmerksam verfolgt, ob Merz und Trump einen guten persönlichen Draht zueinanderfinden.
In den Tagen vor dem Treffen hatte Merz mehrfach betont, wie wichtig eine klare Haltung gegenüber dem US-Präsidenten sei. "Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind. Wir sind keine Bittsteller", erklärte der Kanzler vergangene Woche auf der Digitalkonferenz Republica in Berlin bei der Aufnahme des "WDR News Podcast 0630".
- Treffen zwischen Merz und Trump: Jetzt bloß nicht provozieren lassen
Dabei ließ Merz durchblicken, dass Gespräche mit Trump eine besondere Dynamik hätten. Eine zentrale Lehre aus seinen Telefonaten mit dem US-Präsidenten sei, sich kurzzufassen und Raum für Trumps Ausführungen zu lassen. "Wichtig ist immer, dass man nicht zu lange redet, sondern dass man kurz redet und ihn auch reden lässt", sagte Merz.
Auch weitere Details aus den Telefonaten mit Trump berichtete Merz. Das Wort "great" komme sehr häufig vor – "jedes zweite oder dritte Wort". Es gehe in den Telefonaten generell sehr viel um Trump selbst, betonte Merz.
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Gemeinsames Mittagessen ist geplant
Merz wird am Vormittag (11.30 Uhr Ortszeit, 17.30 Uhr deutscher Zeit) vom US-Präsidenten im Weißen Haus empfangen. In dem anschließenden Vieraugengespräch sowie bei einem gemeinsamen Mittagessen will er einen persönlichen Draht zu Trump entwickeln und einen Neustart für eine verbesserte Zusammenarbeit bei den außenpolitischen Top-Themen erreichen. Für 12.45 Uhr (Ortszeit) ist eine Pressebegegnung im Oval Office geplant.
Das Treffen wurde von deutscher Seite im Vorfeld intensiv vorbereitet. Ziel sei es, trotz ideologischer Differenzen einen konstruktiven Gesprächsrahmen zu schaffen, heißt es aus dem Kanzleramt. Der Druck auf Merz, bei seinem ersten großen außenpolitischen Auftritt Souveränität zu demonstrieren, ist entsprechend hoch. Auch ein Verhandlungsexperte erklärt im Interview mit t-online, wie sich Merz im Weißen Haus verhalten sollte.
Merz hatte in den vergangenen Wochen mehrfach mit Trump telefoniert. Auf dem Podium der Republica in Berlin beschrieb der Bundeskanzler die Gespräche als freundlich, aber zugleich als herausfordernd: "Es kommt immer darauf an, ob man den richtigen Slot hat, wo er zuhört." Und weiter: "Man muss sich auf ihn einstellen und auf ihn einlassen." Im Umgang mit dem US-Präsidenten brauche es Feingefühl – und klare Botschaften.
Die Europäische Union, so Merz, sei für die Vereinigten Staaten derweil nicht nur Partner, sondern auch ein bedeutender Markt. "Wir sollten mit einem gehörigen Maß an Selbstbewusstsein in diese Gespräche gehen", sagte er. "Das ist ohnehin meine wichtigste Voraussetzung, dass wir mit ihm vernünftig reden können. Wir sind da keine Bittsteller."
- Eigene Recherche
- Stern: "Wichtig ist, dass man kurz redet und ihn auch reden lässt"
- ARD: "Merz bei Trump – wie kann es "great" werden?"
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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