Laut US-Insider Trump bombardierte den Iran aus einem "Gefühl" heraus

Donald Trump befahl den Angriff auf die iranischen Atomanlagen höchstpersönlich. Laut Insidern geschah dies aus einem Bauchgefühl des Präsidenten heraus.
Tagelang hielten sich Spekulationen, dass die USA unter Donald Trump an der Seite Israels den Iran angreifen könnten. In der Nacht zum Sonntag folgte dann die Gewissheit: Mit einer Flotte von B-2-Tarnkappenbombern und 14 bunkerbrechenden Bomben griff das US-Militär die Atomanlage Fordo an. Es war der erste Kampfeinsatz dieser Bomben überhaupt. Die Entscheidung zum Angriff traf offenbar Trump höchstpersönlich, berichtet die "Washington Post".
Etwa zeitgleich wurden nach US-Angaben von einem amerikanischen U-Boot, das im Golf von Oman stationiert war, 30 Tomahawk-Marschflugkörper auf die Atomanlage in Isfahan abgefeuert. In die Planung der Militärmission war wohl von Anfang an nur ein kleiner Kreis an Entscheidern eingeweiht. Auch Trumps öffentliche Aussage, man wolle sich etwa zwei Wochen Zeit für eine Entscheidung nehmen, war offenbar Teil eines Plans – eine Finte, um den Iran in Sicherheit zu wiegen. Die "Washington Post" hat Trumps Befehl zum Angriff auf den Iran rekonstruiert.
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Trump schwankt zwischen Diplomatie und Angriff
Allem voran war es dem US-Präsidenten wohl wichtig, sich die Möglichkeit offenzuhalten, die Mission in letzter Minute immer noch abbrechen zu können. Öffentlich sprach sich Trump bis kurz vor dem US-Angriff regelmäßig für eine diplomatische Lösung aus.
Nachdem er jedoch gesehen hatte, dass die Israelis mit ihren Luftangriffen Erfolge verzeichnen konnten, wurde auch Trump einer militärischen Beteiligung der USA gegenüber zunehmend aufgeschlossener. Gleichzeitig soll er erkannt haben, dass der Iran sich Verhandlungen gegenüber immer ablehnender verhielt – ein Umstand, der ihn laut einem US-Beamten womöglich umgestimmt hat, heißt es in dem Bericht weiter.
Was Trump letztlich dazu brachte, den endgültigen Befehl zu erteilen, bleibt unklar. Ein hochrangiger Regierungsbeamter sagte der "Washington Post", es habe "nicht wirklich einen Moment" gegeben, in dem Trump die Entscheidung bewusst getroffen habe. Sie basierte vielmehr auf "einem Gefühl", das er gehabt habe, als er erkannte, dass die Diplomatie zu keinem akzeptablen Ergebnis führen würde.
Trump hatte den Iran zuvor in einem, wie er es nannte, "ultimativen Ultimatum" aufgefordert, jegliche Handlungen im Zusammenhang mit der Urananreicherung einzustellen. Die iranische Führung hatte sich in den Verhandlungen im Frühjahr jedoch wiederholt geweigert, dem nachzukommen.
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Trump auf dem Golfplatz, während die US-Bomber starten
Obwohl der Kreis der Eingeweihten klein war, hatte der Präsident von Beginn an nicht alle seine Gefolgsleute hinter sich. US-Vizepräsident JD Vance stand einer Beteiligung der USA an den Kämpfen bis kurz vor der endgültigen Entscheidung kritisch gegenüber. Vance, ein Veteran des Irak-Kriegs, wollte sichergehen, dass zuvor alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden waren. Als jedoch klar wurde, wie Trump dazu stand, stellte sich auch Vance hinter den Kurs des Präsidenten.
Während die beladenen B-2-Bomber die US-Militärbasis "Whiteman" in Missouri in den frühen Morgenstunden des Samstags verließen, gaben sich die Eingeweihten in der US-Regierung betont unauffällig.
Trump residierte zur gleichen Zeit in seinem Golfclub im Bundesstaat New Jersey, während Vance auf dem Rückweg von Kalifornien nach Washington war. Beide nahmen am Abend an Benefizveranstaltungen teil – offenbar, um von der parallel laufenden Militäraktion abzulenken.
Als die US-Bomber in den iranischen Luftraum eindrangen, hielten sich neben Präsident Trump und Vizepräsident Vance auch Verteidigungsminister Pete Hegseth, Außenminister Marco Rubio, der CIA-Direktor sowie weitere Vertraute im Krisenraum des Pentagons auf.
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Die Pläne für einen Angriff auf den Iran konkretisierten sich laut "Washington Post" im Nachgang an das G7-Treffen in Kanada, von dem Trump vorzeitig abgereist war. In der Nacht nach dem Treffen am Montag hatte der US-Präsident den geistlichen Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, gewarnt, dass man ihn mit Leichtigkeit töten könne. Nach Angaben zweier US-Beamter ließ sich Trump am Folgetag, dem Dienstag, die Angriffspläne gegen die iranischen Atomanlagen vorlegen.
Auch Vizepräsident Vance konnte die genaue Abfolge der Entscheidungen nicht nachvollziehen. In der US-Sendung "Meet the Press" sagte er: "Ich weiß nicht, ob jemand von uns genau wusste, wann der Präsident die Entscheidung getroffen hat – außer dem Präsidenten selbst."
- washingtonpost.com: "How Trump got to ‘yes’ on bombing Iran" (Englisch)
- nytimes.com: "Shifting Views and Misdirection: How Trump Decided to Strike Iran" (Englisch)