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Armenien warnt vor Gefahr eines neuen Krieges mit Aserbaidschan


Regierungen beschuldigen sich gegenseitig
Kämpfe zwischen Armenien und Aserbaidschan gehen weiter

Von dpa, reuters
Aktualisiert am 14.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Kämpfe in der von Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region Berg-Karabach: Die Türkei und Armenien wollen sich offenbar annähern.Vergrößern des BildesZerstörung nach Beschuss in Armenien: Der Konflikt im Kaukasus flammt seit Jahren immer wieder auf. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)
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Eigentlich wollten Armenien und Aserbaidschan im Konflikt um die Kaukasusregion die Waffen ruhen lassen. Nun werfen sich beide Seiten Verstöße vor.

Zwischen den beiden ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan im Südkaukasus gehen die Kämpfe nach der jüngsten Eskalation weiter. "In Richtung Dschermuk hat der Gegner Kampfdrohnen eingesetzt", sagte der Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums, Aram Torosjan, am Mittwoch.

Auch das nördlich davon gelegene Dorf Werin Schorscha sei attackiert worden. Die Angriffe hätten sich im Laufe des Tages verschärft, auch Fahrzeuge der russischen Friedenstruppe seien unter Feuer genommen worden, heißt es weiter.

Baku dementierte die Vorwürfe aus Eriwan und warf dem Nachbarn seinerseits Angriffe vor. Demnach beschieße das armenische Militär Stellungen der Aserbaidschaner im Gebiet Kalbadschar im Westen Aserbaidschans. Dabei setzten die armenischen Truppen auch schwere Waffen wie Haubitzen ein. Unabhängig waren die Aussagen zunächst nicht zu überprüfen.

Armenien meldet über 100 getötete Soldaten

Im Schatten des Ukraine-Kriegs waren in der Nacht zum Dienstag schwere bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den beiden verfeindeten Ex-Sowjetrepubliken ausgebrochen. Nach Angaben von Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan kamen dabei mindestens 105 eigene Soldaten ums Leben. Auch Baku berichtete von Verlusten. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld an der neuen Eskalation.

Armenien und Aserbaidschan bekriegen einander seit Jahrzehnten wegen des Gebiets Berg-Karabach. Im Herbst 2020 hatte Armenien einen Krieg gegen seinen Nachbarn verloren. Infolgedessen musste das Land die Kontrolle über den Großteil des mehrheitlich von Armeniern bewohnten Berg-Karabachs aufgeben. Damals wurde eine russische Friedenstruppe zum Schutz der Waffenruhe in der Region stationiert.

Erdoğan: Armeniens Haltung wird Konsequenzen haben

Russland gilt traditionell als Schutzmacht Armeniens im Kaukasus, während die Türkei in dem Konflikt auf der Seite Aserbaidschans agiert. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Konflikten wurde diesmal nach armenischen Angaben nicht die Exklave angegriffen, sondern Stellungen im Kernland Armenien.

Der stellvertretende armenische Außenminister Paruyr Hovhannisyan hatte am Mittwoch in einem Reuters-Interview Großmächte dazu aufgerufen, mehr Aufmerksamkeit auf die Kaukasus-Region zu lenken, um einen erneuten Ausbruch der Feindseligkeiten zu verhindern. Er warf Aserbaidschan vor, den Ukraine-Krieg für Vorstöße auf armenisches Territorium auszunutzen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der Aserbaidschan auch militärisch unterstützt, sagte am Mittwoch, die Haltung Armeniens sei inakzeptabel und werde Konsequenzen haben. Zahlreiche andere Länder appellierten an beide Regierungen, die Kämpfe einzustellen, darunter auch Russland.

Bundeskanzler Scholz: "Konflikt macht keinen Sinn"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief Aserbaidschan und Armenien auf, ihren Konflikt auf dem Verhandlungsweg beizulegen. "Dieser Konflikt macht keinen Sinn", sagte Scholz am Mittwoch in Berlin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Georgiens Ministerpräsident Irakli Garibaschwili.

In einem eskalierenden Konflikt droht auch ein wichtiger Korridor für Öl- und Gaspipelines vom Kaspischen Meer nach Europa destabilisiert zu werden. Bundeskanzler Scholz betonte mit Blick auf mögliche Unterbrechungen der Gaslieferungen aus Aserbaidschan, dass sich Deutschland bei seiner Versorgung nun sehr breit aufstelle. Die Regierung werde immer sicherstellen, dass es genug unterschiedliche Lieferanten gebe.

Die Bundesregierung hatte sich zuvor schon "zutiefst besorgt" wegen Berichten über Kampfhandlungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze gezeigt. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sprach dabei auch von Angriffen auf zivile Infrastruktur und Wohnorte. Ein Dialog müsse fortgesetzt werden. "Deshalb unterstützen wir auch das Vermittlungsangebot der Europäischen Union", sagte der Sprecher. Er wollte sich nicht dazu äußern, von welcher Seite die jüngste Eskalation ausgegangen ist, da es keine unabhängigen Beobachter gebe.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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