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"Air Defender 2023": "Geld hätten wir besser in die Bundeswehr gesteckt"


Nato-Übung "Air Defender"
"Vollkommen überdimensioniert"

  • David Schafbuch
Pro & KontraVon David Schafbuch, Tobias Eßer

Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

F-15C Eagle der US Airforce bei einer Übung (Symbolbild)Vergrößern des Bildes
F-15C Eagle der US Airforce bei einer Übung (Symbolbild): Die USA haben die meisten Maschinen zur "Air Defender"-Übung geschickt. (Quelle: Matthew Plew/Us Air via www.imago-images.de)

Es ist ein Manöver, das potenziell Millionen verschlungen hat: Bei der Übung "Air Defender" haben Nato-Staaten den gemeinsamen Einsatz trainiert. Hat das was gebracht?

Fast zwei Wochen donnerten über Teilen Deutschlands Düsenjäger und schwere militärische Transportmaschinen: An der bundesweiten Nato-Übung nahmen unter deutscher Führung 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und 10.000 Soldaten teil. Ihr Ziel: den Ernstfall trainieren, das Abwehren einer möglichen Aggression einer feindlichen Großmacht.

Am Freitag endet das Übungsmanöver offiziell – und es stellt sich die Frage: Hat "Air Defender" jetzt eigentlich etwas gebracht? Die t-online-Redakteure David Schafbuch und Tobias Eßer sind geteilter Meinung.

Pro
David SchafbuchDavid SchafbuchStellvertretender Ressortleiter Politik & Wirtschaft

Ja, denn die Landesverteidigung ist leider wichtiger geworden.

10.000 Soldaten lassen 250 Flugzeuge aus 25 Staaten für neun Tage über Deutschland donnern: Die "Air Defender"-Übung kann in der Tat überdimensioniert oder übertrieben wirken. Doch überflüssig war sie ganz sicher nicht.

Sicher, auf den ersten Blick wirkt allein das trainierte Szenario absurd: Wer will schon den Rostocker Hafen bombardieren, sodass Bundeswehr mit Nato-Unterstützung die Stadt verteidigen muss? Aber seien wir ehrlich: Klang es vor einigen Jahren nicht auch verrückt, dass Russland die ukrainische Hafenstadt Mariupol irgendwann von der Landkarte radiert?

Der russische Überfall auf die Ukraine hat uns allen brutal vor Augen geführt, dass Kriege in Europa nicht der Vergangenheit angehören – und dass es noch immer imperialistische Machthaber gibt, die ihre Grenzen mit allen Mitteln ausdehnen wollen.

Ob ein Nato-Staat in den nächsten Jahren tatsächlich angegriffen wird, ist dabei nicht der entscheidende Punkt. Das Bündnis und seine Unterstützer müssen trotzdem jederzeit darauf vorbereitet sein. Das macht Übungen wie "Air Defender" notwendig. Denn das Zusammenspiel der verschiedenen Armeen ist kein Selbstläufer.

Der ein oder andere mag nun einwerfen, dass "Air Defender" in einer schwierigen weltpolitischen Lage nichts weiter als eine Provokation des Kreml war. Wer daran glaubt, sollte aber zwei Dinge nicht vergessen:

Erstens, das gesamte Manöver wurde bereits seit 2018 geplant, weit vor Beginn der russischen Invasion in die Ukraine. Und zweitens hatte Russland seinerseits erst im vergangenen September die Übung "Wostock" abgehalten: mit 50.000 Soldaten, 5.000 Militärfahrzeugen, 140 Flugzeugen und 60 Kriegsschiffen – gemeinsam mit Ländern wie China und Indien.

Deshalb bleibt es dabei: "Air Defender" war ein Erfolg, Übungen wie diese sind notwendig. Leider.

Kontra
Tobias EßerRedakteur Politik, Wirtschaft, Gesellschaft

Nein, das viele Geld hätten wir besser in die Truppe gesteckt

Noch immer schweigt die Bundeswehr zur Frage, wie viel Geld die Übung "Air Defender" gekostet hat. Doch es braucht keine großen Mathematikkenntnisse, um zu dem Schluss zu kommen: Alles in allem dürfte das Manöver inklusive seiner Organisation eine zwei- bis dreistellige Millionensumme gekostet haben.

Zu Recht kritisieren manche deshalb schon jetzt: Wie groß oder klein die Summe am Ende auch sein mag – dieses Geld hätten wir besser in die Truppe gesteckt. Zumal die Nato-Luftverteidigungskräfte schon bei vergangenen Übungen wie "Trident Juncture", "Defender Europe 2020" gezeigt haben, dass sie gemeinsam funktionieren.

Erst im März erklärte die Wehrbeauftragte Eva Högl, der Bundeswehr fehle es an allem: "Soldatinnen und Soldaten kämpfen jeden Tag mit dem Mangel", so die SPD-Frau. Es ist also wirklich nicht die beste Zeit, um ein in dieser Größe vollkommen überdimensioniertes Manöver durchzuführen.

Klar, die Bundeswehr muss in der Lage sein, das deutsche Staatsgebiet und das der Bündnispartner zu verteidigen. Aber dafür müssen die Verantwortlichen auf der grundlegenden Ebene beginnen – und der Truppe zumindest das Nötigste zur Verfügung stellen: Socken, passende Uniformen, Nachtsicht- und Funkgeräte.

Danach kann sich die Bundeswehr darum kümmern, dass das Material einsatzbereit ist.

Dass schweres Nato-Gerät in der Lage ist, gegen einen "östlichen Aggressor" zu bestehen, zeigt sich gerade im Krieg in der Ukraine. Nur wegen europäischer Kampfpanzer, Panzerhaubitzen und anderem Kriegsgerät ist die Ukraine in der Lage, dem russischen Angriff auf ihr Terrain standzuhalten. Und das, obwohl ihre Truppen mehr oder minder spontan daran ausgebildet wurden.

Um zu zeigen, dass Nato-Soldatinnen und -Soldaten, die seit dem Beginn ihrer Militärlaufbahn an entsprechendem Gerät ausgebildet werden, einen Angriff auf den Rostocker Hafen abwehren können, brauchte es deshalb keine "Air Defender"-Übung.

 
 
 
 
 
 
 

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