Kriselnde Wirtschaft Russische Zentralbank senkt Leitzinsen – Furcht vor Abschwung

Russlands Zentralbank setzt die Leitzinsen herab. Die Inflation im Land bleibt dennoch hoch. Und Putins Kriegswirtschaft verliert an Zugkraft.
Die russische Zentralbank hat ihre Leitzinsen um zwei Punkte auf 18 Prozent gesenkt. Der Inflationsdruck nehme schneller ab als zuvor prognostiziert und die Inlandsnachfrage lasse nach, erklärte die Notenbank am Freitag zur Begründung. Aus der Wirtschaft kommen schon länger Rufe nach einer Lockerung der strikten Geldpolitik.
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Zuletzt hatten negative Schlagzeilen zur wirtschaftlichen Lage bestimmt. So musste Staatschef Wladimir Putin den Mangel an Kartoffeln einräumen. Zudem verstärkten sich Anzeichen der Rezession. Ökonomen warnten vor einem Ausgreifen der Krise auf den Bankensektor. So sagte Wasily Astrow vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche der Zeitung "Financial Times". Er halte die Lage im Bankensektor derzeit insgesamt für unkritisch. "Sollte die Zentralbank jedoch zu langsam oder zu lange mit der Lockerung warten, könnte die Situation problematisch werden".
Russland: Verbraucherpreise steigen stark
Die Zentralbank hatte die Leitzinsen im Oktober angesichts der anhaltend hohen Inflation auf den Höchststand von 21 Prozent gehoben. Im Juni gab es eine erste Zinssenkung um einen Prozentpunkt. Die Verbraucherpreise stiegen aber weiter stark, im vergangenen Monat um über neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zugleich treffen die hohen Zinssätze die Unternehmen hart. Betriebe leiden auch unter einem Mangel an Arbeitskräften, weil viele Männer für den Krieg gegen die Ukraine zur Armee eingezogen wurden oder ins Ausland geflohen sind. Einige der größten Unternehmer des Landes hatten in den vergangenen Wochen Druck auf die Zentralbank ausgeübt, damit diese ihre Geldpolitik lockert.
Die Zentralbank senkte den Leitzins nun um zwei Prozentpunkte ab. "Die Geldpolitik wird für eine lange Zeit restriktiv bleiben", erklärte sie jedoch. Sie geht demnach davon aus, dass die Zinsen das restliche Jahr weiter hoch bleiben werden. Mit einem Rückgang der Inflation auf das anvisierte Niveau von vier Prozent sei erst 2026 zu rechnen.
Trump droht Russland mit Sanktionen
Jewgeni Kogan, ein russischer Wirtschaftsanalyst und Investor, hält wegen einer sich ankündigenden Rezession dennoch weitere Zinssenkungen bis auf 15 Prozent zum Jahresende für denkbar. "Die Verlangsamung der Geschäfts- und Verbrauchertätigkeit wird sich fortsetzen, das Wirtschaftswachstum wird im Grunde zum Stillstand kommen, und die Preise werden langsamer steigen", schrieb er auf Telegram.
Die russische Wirtschaft hatte den westlichen Sanktionen der vergangenen zwei Jahre überraschend gut standgehalten. Die Wirtschaftsleistung des Landes stieg deutlich. Das Plus ist jedoch vor allem auf die massiven staatlichen Verteidigungsausgaben zurückzuführen.
Nun gerät die Wirtschaft aber unter Druck. Die EU hatte ein 18. Sanktionspaket verhängt, was vor allem die wichtige Devisen einbringenden Ölausfuhren Russlands weiter schmälert. US-Präsident Donald Trump hatte eine schärfere Restriktionen angedeutet, falls Russlands Staatschef Putin nicht zu einer Waffenruhe bereits sei.
- Nachrichtenagentur AFP
- ft.com: "Russia’s central bank speeds up rate cuts as war economy cools"