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Deutsche sind in Serbien wieder die Bösen


Krisen & Konflikte
Deutsche sind in Serbien wieder die Bösen

Von dpa
Aktualisiert am 31.03.2013Lesedauer: 2 Min.
SerbienVergrößern des BildesDer frühere Regierungschef Vojislav Kostunica steht an der Speerspitze der Hetze gegen Deutsche (Quelle: Reuters-bilder)
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Zur Zeit der jugoslawischen Bürgerkriege - von 1991 bis 1999 - war Deutschland in Serbien das meistgehasste Land. Es handle sich um eine "Verschwörung von Berlin, Wien und dem Vatikan gegen Serbien", um die "Niederlage im Zweiten Weltkrieg wettzumachen", hieß es. Heute ist diese Sichtweise bei vielen Parteien, Politikern und Medien wieder allgegenwärtig.

"Erpressung und Ultimatum für Serben auch im 21. Jahrhundert" stellen "die Kontinuität der germanischen Politik gegenüber unserem Land" dar, schreibt die Belgrader Zeitung "Novosti" auf ihrer Titelseite. Das Blatt zitiert heimische Historiker, die Forderungen Deutschlands an Serbien zur Lösung der Kosovo-Krise seien schlimmer als das Ultimatum des Habsburger Reiches an Serbien im Jahr 1914, das den Ersten Weltkrieg auslöste.

"Der Sadismus begleitet die 15-jährige Quälerei Serbiens, ohne Angebot eines ernsthaften Kompromisses", sagte Cedomir Antic als einer der bekanntesten der Historiker des Landes mit Blick auf Deutschland. Mit diesem Sadismus wolle Berlin "seine Frustrationen aus dem 20. Jahrhundert überwinden".

Der Parlamentsabgeordnete Sinisa Kovacevic wird mit den Worten zitiert: "Das ist demokratischer Faschismus!" und "Dieses Europa ist das Vierte Reich". "Ihre Beziehung zu den Serben ist erniedrigend und unter jedem Niveau", schlug der Bürgermeister der serbischen Gemeinde Zvecan in Nordkosovo in die gleiche Kerbe.

Immer wieder Parallelen zu Hitlerdeutschland

Die große Belgrader Zeitung "Novosti" bebildert ihre Attacke gegen Berlin am Sonntag mit einer Karikatur: Der Deutsche am Verhandlungstisch mit dem Serben besitzt keinen Kopf, sondern dort ist eine geballte Faust aufgepflanzt, die auf den Tisch haut.

In anderen Zeichnungen erscheinen die Deutschen als Zuchtmeister und ewige Besserwisser. Schnell ist die Parallele mit dem Zweiten Weltkrieg gezogen, als Nazi-Deutschland das damalige Jugoslawien brutal überfallen und bei der Okkupation viele Kriegsverbrechen begangen hatte.

Nationalisten hetzen gegen Deutschland

Bei der Hetze gegen die Deutschen übernimmt die nationalistische DSS-Partei des früheren Regierungschefs Vojislav Kostunica die Führung. Wichtige Mitglieder der Akademie der Wissenschaft wie der Literat Matija Beckovic oder der Schriftsteller Dobrica Cosic ("Vater der Nation") assistieren. Der zweitwichtigste serbisch-orthodoxe Bischof Amfilohije sieht "ein Epizentrum des Kampfes zwischen Gut und Böse".

Auffällig ist, dass die Stimmung gegen die Deutschen von den Politikern geschürt wird, die noch nie länger in Deutschland gelebt haben und das Land kaum kennen.

Zum Geldverdienen gut genug

Das krasse Gegenteil war der 2003 ermordete erste freigewählte serbische Regierungschef Zoran Djindjic. Der hatte eine akademische Ausbildung in Konstanz absolviert und seine Wahlheimat zum Vorbild für sein Geburtsland ausgerufen.

Doch trotz aller Kritik sehen viele immer noch ihre Zukunft in Deutschland: Zur Zeit büffeln Hunderte Ärzte und Krankenschwestern die deutsche Sprache, weil sie von deutschen Behörden angeworben werden. Während in Deutschland händeringend medizinisches Personal gesucht wird, grassiert in Serbien nicht nur in diesem Berufszweig eine horrende Arbeitslosigkeit.

Deutschland ist traditionell der wichtigste Partner Serbiens: Eine halbe Million Menschen mit serbischen Wurzeln leben in Deutschland und überweisen jährlich 1,6 Milliarden Euro in ihre serbische Heimat. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner. Unter den internationalen Geldgebern steht Berlin mit rund 1,8 Milliarden Euro seit 2000 einsam an der Spitze. Etwa 400 deutsche Betriebe haben in Serbien 1,7 Milliarden Euro investiert.

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