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Mittelmeer-Hitzewelle: Extreme Wassertemperaturen bedrohen Europa


Gefährliche Rekordwerte
Im Mittelmeer brodelt es gewaltig


Aktualisiert am 16.07.2025 - 12:45 UhrLesedauer: 4 Min.
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Es brennt rund um das Mittelmeer. (Quelle: Glomex)
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Die Wassertemperaturen im Mittelmeer erreichen in diesem Jahr Rekordhöhen. Meteorologen warnen vor potenziell verheerenden Wetterfolgen in Europa.

Das Mittelmeer ist derzeit so warm wie nie zuvor zu dieser Jahreszeit. Nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA liegt die durchschnittliche Wassertemperatur aktuell bei 26 Grad Celsius. Der langfristige Vergleichswert – berechnet über den Zeitraum 1982 bis 2025 – beträgt 23 Grad.

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Damit liegt die aktuelle Temperatur drei Grad über dem saisonalen Durchschnitt. Besonders betroffen von der marinen Hitzewelle sind das Ligurische Meer, das Tyrrhenische Meer sowie die Region rund um die Balearen. Dort werden derzeit Wassertemperaturen zwischen 27 und 29 Grad gemessen, in einigen Bereichen sogar sechs Grad über der Norm.

Der Meteorologe Marko Korošec spricht auf dem Portal "Severe Weather Europe" von einer "historischen marinen Hitzewelle". Neue Daten des spanischen Zentrums für Umweltstudien im Mittelmeerraum (CEAM) bestätigen diese Einschätzung: Bereits ab Mitte Juni wurden in vielen Regionen des Mittelmeers Temperaturen von mehr als 25 Grad erreicht. Das sind Werte, die in früheren Jahren oft erst Wochen später üblich waren.

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Rekord von 2003 gebrochen

Der Juni 2025 war in Westeuropa der wärmste Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Monatsdurchschnittstemperatur lag bei 20,49 Grad. Das sind 2,81 Grad über dem Referenzwert (1991–2020). Damit wurde der bisherige Junirekord von 2003 um 0,06 Grad übertroffen.

Neben hohen Lufttemperaturen erlebte Europa im Juni auch überdurchschnittlich viele Tage mit gefühlter Hitze. In Süd- und Westeuropa, besonders in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und auf dem Balkan, wurden gefühlte Temperaturen über 38 Grad registriert, was dem Bereich "sehr starke Hitzebelastung" entspricht. Nordöstlich von Lissabon erreichte die gefühlte Maximaltemperatur sogar 48 Grad – das bedeutet "extreme Hitzebelastung".

In Südeuropa gab es überdurchschnittlich viele Tropennächte. Das sind Nächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen. In Teilen Spaniens wurden bis zu 24 Tropennächte gezählt. Das sind 18 mehr als üblich. An Mittelmeerküsten lagen die Werte meist bei 10 bis 15 Tropennächten, obwohl in einem durchschnittlichen Juni oft keine erwartet werden.

Wassertemperaturen des Mittelmeers erreichen neue Rekorde

In der Folge stiegen auch die Temperaturen des westlichen Mittelmeers: In der Bucht von Lyon und im Ligurischen Meer wurden Meerestemperaturen über 28 Grad gemessen. Das sind mehr als 5 Grad über dem Durchschnitt.

Die durchschnittliche Meerestemperatur im westlichen Mittelmeer stieg ab Anfang Juni rapide an und erreichte am 30. Juni mit 27 Grad den höchsten jemals im Juni gemessenen Wert in dieser Region. Die entsprechende Anomalie lag bei +3,7 Grad, was dem höchsten Tageswert seit 1979 entspricht.

Diese außergewöhnlich warmen Meeresoberflächen verringerten die nächtliche Abkühlung entlang der Küsten und erhöhten die Luftfeuchtigkeit, was die Hitzebelastung weiter verschärfte.

Mittelmeer wird zum Hotspot der Klimakrise

Laut CEAM übersteigen die Wassertemperaturen sogar die Rekorde der vergangenen Jahre. In der Woche vom 17. bis 24. Juni 2025 stiegen die Temperaturen mancherorts um bis zu drei Grad innerhalb weniger Tage.

Die US-Plattform Climate Reanalyzer bestätigt den extremen Wärmezustand: Zwar liegen die globalen Meerestemperaturen aktuell etwas unter denen von 2024, dennoch hebt sich das Mittelmeer deutlich ab. Der Weltklimarat bezeichnete die Region bereits als einen "Hotspot" des Klimawandels. Die starke Erwärmung führe zu einem tiefgreifenden Wandel in den maritimen Ökosystemen, so der Bericht. Ein Rückgang der Artenvielfalt, die Ausbreitung invasiver Arten und Schäden an sensiblen Lebensräumen seien bereits messbar.

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Steigende Meerestemperaturen fördern Unwetter

Die ungewöhnlich hohen Meerestemperaturen bleiben nicht ohne Folgen für das Wettergeschehen. Meteorologe Marko Korošec warnt vor einer Zunahme sogenannter mediterraner Episoden. Das ist eine Bezeichnung aus der französischen Meteorologie für Wetterlagen mit heftigen Gewittern und extremen Niederschlägen. Solche Episoden entstehen, wenn feuchtwarme Luft über dem Mittelmeer aufsteigt und durch Tiefdruckgebiete in Bewegung gerät. Je wärmer das Wasser, desto mehr Feuchtigkeit kann verdunsten und in die Atmosphäre gelangen, was ein ein idealer Nährboden für Unwetter ist.

Die Auswirkungen können dramatisch sein. Im September 2024 etwa zog das Tiefdruckgebiet Boris über das westliche Mittelmeer, reicherte sich dort mit Feuchtigkeit an und verursachte in der Folge katastrophale Überschwemmungen in Österreich, Tschechien und Polen. Auch das Hochwasser im spanischen Valencia von Ende Oktober bis Anfang November 2024 gilt als Folge einer solchen mediterranen Episode. Damals starben 232 Menschen, die Schäden beliefen sich auf fast vier Milliarden Euro.

Mittelmeerhitze bedroht Europa

Besonders problematisch sind Tiefdrucksysteme, die vom westlichen Mittelmeerraum in Richtung Mitteleuropa ziehen. Das ist eine typische Zugbahn für Unwetterlagen. Wenn diese Systeme über dem erhitzten Meer große Mengen an Wasserdampf aufnehmen, kann es im weiteren Verlauf zu starken Niederschlägen und Überschwemmungen auch in Deutschland kommen.

Sommergewitter durch Südströmung

So stellen sich ab Samstag in Deutschland wieder hochsommerliche Temperaturen ein, die von einem deutlich zunehmenden Unwetterpotenzial begleitet sind. Ursache ist eine südliche Strömung, die feuchtwarme Luftmassen in weite Teile des Landes lenkt.

Nach Angaben von Meteorologen bildet sich über Frankreich ein neues Tiefdruckgebiet, das im Tagesverlauf auf Deutschland übergreift. In Kombination mit der aufgeheizten Luft entsteht eine gefährliche Wetterlage. Am späten Samstagabend und in der Nacht zum Sonntag können sich westlich einer Linie Köln–München Schauer und Gewitter entladen, teils mit unwetterartigem Verlauf. Starkregen, Hagel und Sturmböen sind möglich.

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Am Sonntag und Montag wird die Lage noch kritischer: Eine weitere Störung aus südwestlicher Richtung trifft auf die warme Luftmasse und kann erneut starke Gewitter auslösen. Der Höhepunkt der Unwetterlage wird derzeit für Montag erwartet.

Meteorologen warnen bereits vor einer angespannten Wetterlage mit regional heftigen Entwicklungen. Ob einzelne Regionen glimpflich davonkommen oder stark getroffen werden, lässt sich bislang nicht genau eingrenzen. Fest steht: Der Sommer zeigt sich in den kommenden Tagen von seiner labilen Seite.

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