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Kalter Krieg im Nahen Osten: Wie der Gazakrieg die Araber spaltet


Kalter Krieg im Nahen Osten
Wie der Gazakrieg die Araber spaltet

dpa, Jan Kuhlmann

Aktualisiert am 02.08.2014Lesedauer: 3 Min.
Früher war Ägypten neutral genug, um zwischen Israelis und Palästinenser zu vermitteln. Doch heute ist Kairo Teil des Konflikts - und es steht nicht mehr an der Seite von Hamas.Vergrößern des BildesIn Gazastadt eskaliert die Gewalt- aber die Hamas kann sich ihrer Unterstützung aus der arabischen Welt nicht mehr sicher sein. (Quelle: dpa-bilder)
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Manchmal verraten kleine Zwischenfälle am Rande, wie die Dinge wirklich liegen. Als der Exil-Chef der radikal-islamischen Hamas, Chaled Maschaal, vor einiger Zeit verkündete, er habe eine Einladung zu Gesprächen in Ägypten ausgeschlagen, ließ die Antwort aus Kairo nicht lange auf sich warten.

Meschals Behauptung sei ein weiteres Glied in der Kette von Lügen, die die Palästinenserorganisation verbreite, erklärten ägyptische Diplomaten unverblümt. Sie machten deutlich, wo Kairo im Gazakonflikt steht - nicht an der Seite der Hamas.

Feindschaft zwischen Hamas und Kairo - wegen der Muslimbruderschaft

Die Feindschaft zwischen der neuen ägyptischen Führung um Präsident Abdel Fattah al-Sisi und der Palästinenserorganisation sitzt tief. Hamas ging Ende der 1980er Jahre aus den ägyptischen Muslimbrüdern hervor und hat bis heute enge Verbindungen zu ihnen.

Die Führung in Kairo aber verfolgt die Islamisten, seit das Militär vor mehr als einem Jahr den Vorgänger al-Sisis, den Muslimbruder Mohammed Mursi, stürzte und mit rücksichtsloser Gewalt gegen seine Anhänger vorgeht. Es liegt nicht im Interesse der ägyptischen Regierung, dass die Hamas aus dem blutigen Krieg in irgendeiner Form als Sieger hervorgehen könnte.

Die Abneigung beruht auf Gegenseitigkeit. "Die Hamas will Al-Sisi bloßstellen", sagt Yussri al-Azab vom Kairoer Al-Ahram-Zentrum für Strategische Studien. "Sie will ihn dazu zwingen, den Grenzübergang in Rafah länger zu öffnen. Und sie will der Welt zeigen, dass Ägypten nicht mehr länger die Rolle als starke Regionalmacht spielt."

Auch Ägypten bekämpft die Hamas

Wie Israel möchte Ägypten zudem die Tunnel zwischen dem Gazastreifen und der Außenwelt zerstören, damit es keine Verbindung mehr zwischen radikalen Palästinensern und ägyptischen Extremisten auf der Sinaihalbinsel gibt - schließlich hat der neue ägyptische Präsident seinen Wählern vor allem Sicherheit versprochen.

Ägypten nicht länger ehrlicher Makler

Für die Lösung des Gazakonflikts hat die Haltung Ägyptens gravierende Konsequenzen. Zu Zeiten von Langzeitherrscher Hosni Mubarak und auch unter der Ägide von Mursi galt das Land als neutral genug, um im Krisenfall zwischen Palästinensern und Israelis zu vermitteln. Doch nun ist Kairo Teil des Konflikts - und kann die Rolle als ehrlicher Makler nicht mehr übernehmen.

Eine Lösung für den Gazakonfikt ist auch deshalb schwierig, weil er in einen Kalten Krieg der Golfstaaten eingebettet ist, wie der der Nahostexperte der Stifung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, Guido Steinberg, die politische Lage auf der arabischen Halbinsel beschrieb. Dort stehen sich das kleine, aber reiche Emirat Katar und das wegen seiner Ölmilliarden mächtige Saudi-Arabien gegenüber.

Katar und Saudi-Arabien als Kontrahenten

Während Katar die Hamas unterstützt, gilt Saudi-Arabien als Verbündeter Ägyptens. Schon nach dem Sturz Mursis griff Riad der klammen Regierung am Nil mit großzügigen Finanzhilfen unter die Arme. Das Königreich sieht im politischen Islam der Muslimbrüder eine ideologische Konkurrenz und eine Gefahr für die eigene Herrschaft. Als sich der saudische König Abdullah am Freitag in einer Fernsehansprache zur Worte meldete, verurteilte er zwar die "Kriegsverbrechen" gegen die Palästinenser - Hamas erwähnte er jedoch mit keinem Wort.

Katar hingegen war ein treuer Förderer der Muslimbrüder und gilt heute als engster Verbündeter der Hamas. Das Emirat stimmt sich dabei eng mit der Türkei ab. Gemeinsam versuchten sich beide Länder in Konkurrenz zu Ägypten an einer eigenen Initiatve für eine Waffenruhe, die der Palästinenserorganisation stärker entgegenkommen sollte als die Kairoer Variante. Die USA zeigten zwar gewisse Sympathien für den Vorstoß, Ägypten und Israel aber sperrten sich.

Der ägyptische Präsident Al-Sisi und der saudische König Abdullah befinden sich in einer komplizierten Lage. Die öffentliche Meinung in ihren Ländern empört sich über die große Zahl toter Palästinenser. Schon jetzt gebe es zudem unter den Ägyptern Gerüchte, Kairo gehe Hand in Hand mit Israel gegen die Palästinenser vor, sagt der ägyptische Autor Fahmi Howeidi.

Sollte der Krieg noch lange dauern und die Zahl der getöten Palästinenser weiter steigen, könnte sich der Unmut auch gegen die beiden Herrscher richten.

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