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Islamischer Staat: Ehemalige IS-Kämpferin aus Syrien packt aus


"Ich hatte Angst vor mir selbst"
Ehemalige IS-Kämpferin packt aus

Von t-online
Aktualisiert am 09.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Eine ehemalige IS-Kämpferin berichtet bei CNN über ihre Zeit bei der Terror-MilizVergrößern des BildesEine ehemalige IS-Kämpferin berichtet bei CNN über ihre Zeit bei der Terror-Miliz (Quelle: CNN)
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Die Bilder, die von der IS-Miliz um die Welt gehen, zeigen fast ausschließlich Männer. Ob schwer bewaffnete und grimmig dreinblickende Kämpfer oder vom Kampf gezeichnete Verwundete und Gefallene - Terror scheint reine Männersache.

Doch auch zahlreiche Frauen haben sich den Extremisten des Islamischen Staats angeschlossen. In der sogenannten Frauenbrigade Khansa'a sorgen sie als bewaffnete Sittenwächterinnen dafür, dass sich andere Frauen an die strengen Regeln der radikalen Islamisten halten und sich auch dementsprechend verhüllen. Die, die sich nicht daran halten, werden ausgepeitscht.

Warnung an alle Frauen im Islam

Eine ehemalige Khansa’a-Kämpferin, die den Absprung geschafft hat, erzählte nun beim US-Sender CNN aus ihrem Leben in der Terrormiliz. "Am Anfang hat mich meine Aufgabe mit Glück erfüllt. Ich war eine Autoritätsperson in den Straßen", schildert die Syrerin Khadischa, die ihren richtigen Namen zum Selbstschutz nicht preisgeben möchte, ihre Anfangszeit in der IS-Hochburg Al-Rakka.

Doch das Glück verwandelte sich schnell in Angst. "Ich bekam Angst. Angst vor meiner Situation und sogar Angst vor mir selbst." Jetzt möchte die 25-Jährige andere Frauen und Mädchen davor warnen, auf die Terroristen reinzufallen: "Sie sind nicht der richtige Islam."

Angst vor Vergewaltigungen

Als besonders schlimm empfand Khadischa die unter den IS-Terroristen allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen. So sei es üblich, dass jedem Kämpfer eine Ehefrau zugeteilt wird. "Oft mussten diese Ehefrauen nach gewalttätigen Übergriffen ins Krankenhaus gebracht werden", erzählt Khadischa. Diese Übergriffe seien fast immer sexueller Natur.

Ein weiteres schreckliches Erlebnis lässt sie bis heute nicht mehr los. "Sie haben einem Mann vor meinen Augen den Kopf abgeschlagen." Auch das Bild eines 16-jährigen Jungen, der wegen einer angeblichen Vergewaltigung gekreuzigt wurde, habe sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt.

Anfangs habe sie noch stillgehalten und gedacht, das sei der Preis, den man im Krieg zahlen müsse. Doch als auch Khadischa gezwungen werden sollte, zu heiraten, beschloss sie, zu flüchten: "Das war der Punkt, an dem ich mir gesagt habe: 'Jetzt reicht’s'."

"Ich verwandelte mich in etwas Hässliches"

Khadischa wuchs in Syrien unter behüteten Verhältnissen auf und genoss eine gute Bildung. Sie war gut in der Schule und unterrichtete anschließend als Grundschullehrerin. Ihre Familie beschreibt sie als "nicht sonderlich konservativ". Wie also kommt solch eine Frau dazu, sich den IS-Terroristen anzuschließen?

Im Frühjahr 2011 wurde sie erstmals politisch aktiv, als sie sich den Protesten gegen den syrischen Machthaber Baschar al-Assad anschloss. "Das waren großartige Zeiten. Wir haben demonstriert und Parolen an die Wände geschrieben", erinnert sich Khadischa.

Doch dann kam die Gewalt. "Alles um uns herum war Chaos. Die Freie Syrische Armee, Assads Regime, Fassbomben, die Toten und die Verwundeten." Die Bilder ließen sie nicht mehr los. Das habe sie ihre Seele gekostet und sie verbittern lassen. "Ich verwandelte mich in etwas Hässliches."

Von Kontakten im Internet ließ sie sich einwickeln und überzeugen, sich der IS-Miliz in Al-Rakka anzuschließen. Ihre Kusine, die bereits Teil der Frauenbrigade Khansa’a war, öffnete ihr die Türen.

Mit Wünschen und Träumen ins neue Leben

Durch diese Türen ist sie mittlerweile wieder hinaus ins Leben getreten. Doch noch immer trägt sie den Niqab. Einerseits, um ihre Identität in der Öffentlichkeit zu verschleiern, andererseits aus Angst, wieder voll ins normale Leben einzusteigen. Sie möchte trotz der schrecklichen Erlebnisse ihren Glauben behalten. Der Niqab soll sie davor schützen, aus Trotz auch dem Islam abzuschwören. Noch.

Denn an Wünschen und Träumen für ihr neues Leben mangelt es nicht. "Ich möchte eine Frau sein, die das Leben liebt und viel lacht. Ich möchte heiraten, reisen, zeichnen und mich frei in den Straßen bewegen, ohne mich darum zu kümmern, was andere denken.“

Eine Frage wird sie jedoch den Rest ihres Lebens begleiten: "Wie konnten wir diesen Menschen erlauben, in unsere Gesellschaft einzudringen und über uns zu bestimmen?"

Tweets mit Bildern der IS-Frauenbrigade Khansa'a:

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