Spuren von Sarin entdeckt Hinweise auf weiteren Giftgaseinsatz in Syrien
Ermittler der Vereinten Nationen haben Hinweise auf einen weiteren Giftgasangriff in Syrien entdeckt. Die mutmaßliche Attacke ereignete sich demnach Ende März 2017.
In einem Dorf im Nordwesten des Landes sei das Nervengift Sarin eingesetzt worden, sagte der Generaldirektor der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), Ahmet Üzümcü. Berichten zufolge seien bei dem Giftgasangriff in Al-Latamina 50 Menschen verletzt worden, sagte Üzümcü weiter. Berichte über Tote habe es nicht gegeben.
Üzümcü erklärte, eine Analyse von Proben habe die "Existenz von Sarin" belegt, die Ergebnisse habe die OPCW vor wenigen Tagen erhalten. Bodenproben, Kleidung und Metallteile seien untersucht worden. Der "Vorfall" ereignete sich demnach am 30. März etwa 25 Kilometer vom Ort Chan Scheichun entfernt.
Dort wurden fünf Tage später, am 4. April, bei einem Giftgasangriff mehr als 80 Menschen getötet. Als Vergeltung bombardierten die USA wenige Tage darauf einen syrischen Militärflughafen. In einem Anfang September veröffentlichten Bericht machten UN-Ermittler erstmals die Regierung von Präsident Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich.
Regierungstruppen setzen immer wieder Chemiewaffen ein
Assad gibt an, seine Regierung verfüge seit einem Abkommen von 2013 nicht mehr über Chemiewaffen. Angaben der syrischen Führung und ihres Verbündeten Russlands, das Giftgas sei beim Angriff auf ein Waffenlager der syrischen Opposition ausgetreten, wiesen die Ermittler damals zurück. Dafür fanden sie nach eigenen Angaben Hinweise auf mindestens 23 weitere Chemiewaffenangriffe in Syrien seit März 2013.
Bislang wurde angenommen, dass es sich am 4. April in Chan Scheichun um den ersten Einsatz des Nervengiftes Sarin seit Jahren gehandelt habe. Üzümcü nannte es daher "besorgniserregend", dass Sarin offenbar vor dem 4. April eingesetzt worden sei. Im August 2013 waren im syrischen Damaskus und seiner Umgebung hunderte Menschen bei einem Giftgasangriff getötet worden.
Dutzende Todesopfer nach Luftangriff
Die 38 Todesopfer in der östlichen Provinz Deir Essor versuchten nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte den Fluss Euphrat zu überqueren, als sie getötet worden seien. Sie wollten demnach aus Gegenden flüchten, in denen von Russland unterstützte Regierungstruppen gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen.
Den oppositionsnahen Aktivisten zufolge waren unter den Todesopfern neun Kinder, auch eine irakische Familie sei getötet worden. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien stützt sich auf ein Netzwerk von Freiwilligen in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite schwer zu überprüfen.
Die mit Russland verbündeten syrischen Regierungstruppen führen in der ölreichen Provinz Deir Essor eine Offensive gegen die IS-Kämpfer, ebenso wie die kurdisch-arabische Allianz der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von der US-geführten Koalition unterstützt wird.