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Fall Skripal: Auch Tschechien will Nowitschok produziert haben


Sowjetisches Nervengift
Auch Tschechien will Nowitschok produziert haben

Von dpa, ap
04.05.2018Lesedauer: 2 Min.
Soldaten in Schutzanzügen im britischen Gillingham: Der Giftanschlag auf einen russischen Ex-Agenten und seine Tochter hatte im März eine schwere diplomatische Krise ausgelöst.Vergrößern des BildesSoldaten in Schutzanzügen im britischen Gillingham: Der Giftanschlag auf einen russischen Ex-Agenten und seine Tochter hatte im März eine schwere diplomatische Krise ausgelöst. (Quelle: Andrew Matthews/ap-bilder)
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Noch immer ist unklar, woher das Gift stammte, mit dem der russische Ex-Agent Skripal vergiftet wurde. Nun meldet sich der russlandfreundliche tschechische Präsident zu Wort.

Tschechien hat nach Ansicht von Präsident Milos Zeman im vergangenen Jahr den Nervenkampfstoff Nowitschok produziert. Es sei in kleiner Menge hergestellt, getestet und zerstört worden, teilte Zeman mit und berief sich dafür auf einen Bericht des tschechischen Militärnachrichtendienstes. "Die Menge des hergestellten Gifts war angeblich klein, und es wurde nach den Versuchen vernichtet", sagte Präsident Milos Zeman am Donnerstagabend im Fernsehsender Barrandov.

Ein Nervengift aus der Nowitschok-Klasse war nach britischen Angaben bei dem Anschlag auf den Doppelagenten Sergei Skripal und dessen Tochter im englischen Salisbury Anfang März verwendet worden. Zeman zufolge dürfte es sich um den Stoff A-234 gehandelt haben, während in Tschechien an der Substanz A-230 geforscht worden sei.

Nur wenige Labore in der Welt

Das Experiment habe im November stattgefunden in einem militärischen Forschungsinstitut in Brno (Brünn), der zweitgrößten tschechischen Stadt. "Wir wissen wo, wir wissen wann, also wäre es Heuchelei, so zu tun, als ob nichts geschehen wäre", sagte der 73 Jahre alte Staatschef. Nach Einschätzung von Fachleuten sind nur wenige Labore in der Welt in der Lage, mit derart gefährlichen Nervenkampfstoffen zu arbeiten.

Großbritannien macht Russland für den Anschlag auf Skripal verantwortlich. Das Außenministerium in Moskau wies dies zurück und unterstellte seinerseits Tschechien, Großbritannien, der Slowakei und Schweden, als mögliche Herkunftsländer des verwendeten Kampfstoffs infrage zu kommen. Die Regierung in Prag wies dies bislang vehement zurück. "Die Russen haben alle Grenzen überschritten", sagte beispielsweise Ministerpräsident Andrej Babis von der populistischen ANO-Partei.

Zeman: Krim-Annexion "vollendete Tatsache"

Zeman, der im Januar für eine zweite, fünfjährige Amtszeit wiedergewählt wurde, gilt als russlandfreundlich – und liegt damit bisweilen mit der Regierung von Babis über Kreuz. Im November war er im Schwarzmeerkurort Sotschi mit Kremlchef Wladimir Putin zusammengekommen. Einen Monat zuvor hatte er die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch Russland in einer Rede vor dem Europarat als "vollendete Tatsache" bezeichnet.

Die Nowitschok-Gruppe (russisch für Neuling) war in der früheren Sowjetunion entwickelt worden. Tschechien betreibt im südmährischen Vyskov (Wischau) ein Nato-Kompetenzzentrum zur Abwehr von ABC-Waffen, also atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Der frühere Warschauer-Pakt-Staat ist seit 1999 Mitglied des transatlantischen Bündnisses. Die internationale Chemiewaffenkonvention verbietet unter anderem die Entwicklung und den Besitz von Chemiewaffen, schließt aber die Forschung zu Abwehrzwecken nicht aus, solange bestimmte Bedingungen und Meldepflichten erfüllt sind.

Verwendete Quellen
  • dpa, AP
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