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Münchner Sicherheitskonferenz: Frühstück mit Nancy Pelosi – "Das geht uns alle an!"


Frühstück mit Nancy Pelosi
"Das geht uns alle an!"

MeinungEin Gastbeitrag von Nana Brink

15.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Nancy Pelosi auf der Sicherheitskonferenz: Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses war Gast beim Frauenfrühstück.Vergrößern des Bildes
Nancy Pelosi auf der Sicherheitskonferenz: Die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses war Gast beim Frauenfrühstück. (Quelle: Tobias Hase/dpa-bilder)

Beim "Frauenfrühstück" auf der Münchner Sicherheitskonferenz heißt es: Ladies only. Diesmal appellierte US-Politikerin Nancy Pelosi an die zweihundert Frauen im Publikum: Seid bereit für die Macht! Ein Gastbeitrag.

Sie hat Grandezza: Als Nancy Pelosi den festlich dekorierten Max-Joseph-Saal der Münchner Residenz betritt, lächelt sie entspannt, obwohl es erst kurz nach 7 Uhr am Morgen ist. Spontan brandet Beifall auf, obwohl sie noch gar nichts gesagt hat. Muss sie auch nicht. Das ausschließlich weibliche Publikum feiert die demokratische Sprecherin des US-Repräsentantenhauses.

Fast jede hier hat die Szene vor Augen, als Nancy Pelosi kürzlich die Donald Trumps Rede zerriss. Sie kann es sich leisten. Nie zuvor hatte eine Frau in den USA eine mächtigere Position inne als die 79 Jahre alte Politikerin. Und sie hat eine Botschaft: Wer in die Politik geht, "muss bereit sein, einen Schlag einzustecken. Aber auch bereit sein, einen auszuteilen!" – Auch wegen dieser Worte ist Pelosi ein "role model", ein Vorbild.

"Soviel Frauen-Power in einem Raum", schwärmt Pelosi dann noch. Nicht zu Unrecht. Rund zweihundert Frauen aus der internationalen Sicherheits-Community sind zu dieser frühen Morgenstunde gekommen: Ministerinnen, Wissenschaftlerinnen, Politikerinnen, Journalistinnen, aber auch Studentinnen.

Zehn Jahre "Frauenfrühstück"

Seit zehn Jahren gibt es das "Frauenfrühstück" auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Es ist mittlerweile eine Institution, nicht nur wegen der prominenten Gastrednerinnen. Hier geht es kleidungsmäßig bunter zu als im "Bayrischen Hof". Hier wird laut gelacht und genauso leidenschaftlich diskutiert. Vor allem darüber: Wie weit sind wir gekommen?

Die Autorin Nana Brink ist Freie Moderatorin und Reporterin. Sie ist seit 16 Jahren Mitglied bei WIIS.de, das Frauen in Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik vernetzt und über 500 Mitglieder in Deutschland hat.

Dass sich etwas ändert, sieht man an Kinderfragen: "Kann ein Mann Bundeskanzlerin werden?", fragte meine Tochter, als Angela Merkel ankündigte, für keine weitere Amtszeit zu kandidieren. Wie es die Kohl-Generation gab, so gibt es jetzt die Merkel-Generation. Sie ist mit einer weiblichen Führungsperson wie selbstverständlich aufgewachsen.

Kanzlerin, Ministerpräsidentinnen, Verteidigungsministerinnen, Managerinnen. Das ist ein Fortschritt, keine Frage. Nur leider spiegelt es nicht die Realität wieder. In dieser sind nur 31 Prozent aller Bundestagsabgeordneten Frauen, so wenige wie seit 20 Jahren nicht. Der Anteil von Frauen in den Top-Etagen der Dax-Unternehmen liegt bei gerade mal 8,7 Prozent. Im Bereich der Sicherheitspolitik sieht es ähnlich aus. Die Dominanz der Krawattenträger auf den Fluren des "Bayrischen Hofes" spricht Bände.

Madeleine Albrights Anstoß

Die damalige US-amerikanische Außenministerin Madeleine Albright – auch schon Gastrednerin beim "Frauenfrühstück" – hatte eine klare Vision, als sie vor über 30 Jahren den Anstoß für WIIS, Women in International Security, gab. Und die lag nicht nur in der englischen Aussprache des Wortes WIIS, gleich wise (weise).

Albright wollte Frauen in der Sicherheitspolitik vernetzen. Und zwar aus allen Bereichen: Politik, Wissenschaft, Militär, Journalismus, Stiftungen, NGOs. Sie wollte das kopieren, was die "Old Boy Networks" immer so erfolgreich praktiziert haben und immer noch praktizieren: Wissen und Macht unter sich aufteilen. Und sie wollte Frauen ermutigen, sich in die erste Reihe zu stellen.

Für mich als WIIS-Mitglied steht das Netzwerken an erster Stelle. Aber – und da ist das "Frauenfrühstück" die beste Adresse – es geht immer auch um die Frage: Gibt es einen spezifisch weiblichen Blick auf Sicherheitspolitik? Dass es eine "feministische Außenpolitik" geben kann, haben Schweden und Kanada vorgemacht.

Mehr Gleichberechtigung, weniger Krieg

Sie gehen von wissenschaftlichen Untersuchungen aus: Staaten sind umso friedlicher, je gleichberechtigter Frauen darin sind. Regierungen, die dafür sorgen, dass alle Geschlechter die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, führen seltener Krieg. Weltweit bekannt wurde die schwedische Außenministerin Margot Wallström 2014 mit ihrem Konzept der feministischen Außenpolitik. Für sie waren drei Fragen relevant: Sind Frauen gleichberechtigt? Sitzen sie mit am Tisch, wenn Entscheidungen fallen? Haben sie den gleichen Zugang zu Ressourcen?

Man kann das feministisch nennen oder einfach vernünftig. Und sich wünschen, dass die UN-Resolution 1325, die vor 20 Jahren einstimmig vom UN-Sicherheitsrat verabschiedet worden ist, endlich mehr Aufmerksamkeit erfährt. Sie fordert die Rechte von Frauen zu schützen und sie in Friedensverhandlungen, Konfliktschlichtungen und den Wiederaufbau einzubeziehen. Bislang sehr oft nur auf dem Papier. So wies Nancy Pelosi darauf hin, dass die Frauen in Afghanistan zurecht fürchten, ihre mühsam erreichten Rechte wieder zu verlieren, wenn die Taliban die Macht übernehmen. "Das geht uns alle an!"

Die Münchner Sicherheitskonferenz, auch jenseits des "Frauenfrühstücks", hat das Thema erkannt: "No peace without feminism. Why every state needs a feminist foreign policy" (Kein Frieden ohne Feminismus. Warum jeder Staat eine feministische Augenpolitik braucht) heißt eine der Veranstaltungen – noch am Rande des großen Konferenzsaals. Vielleicht braucht es noch ein paar mehr "role models" wie Nancy Pelosi, um ans Ziel zu kommen: "Manchmal muss man sich die Macht auch einfach nehmen."

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