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Hisbollah-Miliz im Kampf mit Israel: Wer sind die Terroristen im Libanon?


Hisbollah-Miliz im Libanon
"Partei Gottes" will Vernichtung Israels


Aktualisiert am 17.04.2024Lesedauer: 4 Min.
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Mitglieder der Hisbollah: Die Terroristen beschießen seit dem 8. Oktober immer wieder israelisches Gebiet.Vergrößern des Bildes
Mitglieder der Hisbollah: Die Terroristen beschießen seit dem 8. Oktober immer wieder israelisches Gebiet. (Quelle: AZIZ TAHER/reuters)

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel bekämpft die israelische Armee auch die Hisbollah im Libanon. Doch was ist das eigentlich für eine Organisation? t-online gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Zwischen der libanesischen Miliz Hisbollah und der israelischen Armee kommt es seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober immer wieder zu Gefechten und Beschuss an der Grenze zum Libanon. Der Konflikt spitzt sich zu, denn immer wieder tötet die israelische Armee führende Kommandeure. So wurde im Januar der Vizechef des Politbüros der Hamas, Saleh al-Aruri, in der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet. Das bestätigten die Terrororganisation Hamas sowie libanesische Sicherheitsvertreter. Auch die vom Iran unterstützte Hisbollah gab den Tod al-Aruris bekannt. Die Hamas ist mit der Hisbollah verbündet.

Die Hamas gab umgehend Israel die Schuld. Während Israels Militär dies nicht weiter kommentierte, kündigte die Hisbollah Vergeltung an: „Dieses Verbrechen wird niemals ohne Antwort oder Strafe vorübergehen.“

Am Dienstag trafen dann israelische Raketen erneut Hisbollah-Kommandeure im Süden des Libanon. Einer der beiden soll Raketenangriffe auf Israel geplant und befehligt haben. Die Terrororganisation bestätigte ihren Tod.

Doch was ist die Hisbollah und was sind ihre Ziele? t-online gibt einen Überblick.

Was ist die Hisbollah?

Hisbollah bedeutet auf Arabisch "Partei Gottes". Die islamistische Organisation ist vor allem im Libanon aktiv und zählt sich zu den Schiiten, der zweitgrößten religiösen Gruppe im Islam nach den Sunniten. Schiiten finden sich vor allem im Iran, im Irak und Aserbaidschan.

Wie auch die Hamas teilt sich die Hisbollah in eine politische Partei und einen bewaffneten Arm. Ihr Anführer ist der Theologe Hassan Nasrallah. Die Hisbollah gilt unter Experten als "Staat im Staate", denn sie unterhält eigene Krankenhäuser, Schulen, Kultureinrichtungen, einen eigenen Fernsehsender sowie eine paramilitärische Miliz, die der libanesischen Armee deutlich überlegen ist.

Wie viele Mitglieder zählt die Hisbollah?

Hisbollah-Chef Nasrallah behauptete 2021, über etwa 100.000 Kämpfer zu verfügen. Experten hingegen gehen von deutlich niedrigeren Zahlen aus. 2020 soll der militärische Arm der Hisbollah über bis zu 20.000 aktive Kämpfer und noch einmal so viele Reservisten verfügt haben, schreibt die US-amerikanische Denkfabrik "Council on foreign relations".

Die Miliz besitze Kleinwaffen, Panzer, Drohnen und ein großes Arsenal von Langstreckenraketen. Ähnlich äußert sich auch der Thinktank "Center Strategic and International Studies". Diesem zufolge sei die Hisbollah der "am schwersten bewaffnete nichtstaatliche Akteur der Welt".

Was sind die Ziele der Hisbollah?

Israel ist der Erzfeind der Hisbollah. Ursprünglich ging es der Miliz um den "Widerstand gegen fremde Besatzung", als Israel im libanesischen Bürgerkrieg 1982 den Süden Libanons besetzt hatte. Dieses Ziel hat die Hisbollah aber mittlerweile ausgeweitet auf die "Befreiung Jerusalems", was auf eine Vernichtung des israelischen Staats hinausläuft. Zudem fordert die Terrororganisation Israel dazu auf, seine seit 1967 dauernde Besatzung der "Schebaa-Farmen" aufzugeben. Hierbei handelt es sich um ein kleines Gebiet zwischen Syrien, Libanon und Israel. Wem es gehört, ist seit Langem umstritten.

Darüber hinaus stellt sich die Hisbollah gegen den Einfluss des Westens und unterstützt den Iran bei dessen Verbreitung der iranischen Revolution, also auch in anderen Ländern Gottesstaaten zu etablieren.

Wie ist die Hisbollah entstanden?

Die Hisbollah entstand am Schnittpunkt dreier politischer Bewegungen der 1970er-Jahre, erklärt der Islam- und Religionswissenschaftler Christian Funke von der Friedrich Wilhelm Leibniz Universität. Zum einen war das die palästinensische Bewegung, zum anderen kam die Islamische Revolution im Iran hinzu, bei der 1979 Islamisten die Monarchie im Iran abschafften und eine islamische Republik unter der Herrschaft von Geistlichen ausriefen.

Die Dritten im Bunde waren die Schiiten im Libanon, die sich davor fürchteten, marginalisiert zu werden, denn im Libanon leben Schiiten, Sunniten und Christen nebeneinander. Hilfe fanden sie bei den iranischen Revolutionären, welche ihr Gedankengut in andere Länder tragen wollen. Zudem sind die Schiiten beider Länder seit Jahrhunderten miteinander verbündet. Die Angst vor der Marginalisierung und die iranische Ideologie hätten zusammen ideale Voraussetzungen für personelle und programmatische Kooperationen zwischen Hisbollah und dem Iran geboten, schreibt Funke auf der Webseite der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Als Israel 1982 während des libanesischen Bürgerkriegs den Süden des Libanon besetzte, gründete sich auf Betreiben des Iran die neue Miliz Hisbollah. Der Iran ließ ihr Waffen, Geld und Ausbildung für die Kämpfer der Miliz zukommen. Weniger als ein Jahr später griffen Selbstmordattentäter der Hisbollah die US-Botschaft in Beirut und das Hauptquartier der US-Marines am Flughafen an, insgesamt kamen 241 US-Amerikaner ums Leben.

Die Hisbollah setzte ihren Kampf gegen Israel fort und etablierte sich als politische Partei in der Regierung. Im Jahr 2000 zog die israelische Armee ab, was aber nur zum Teil an der Hisbollah lag; die Besatzung sei Israel allgemein zur Bürde geworden, schreibt der Nahostexperte Peter Philipp für die Bundeszentrale für politische Bildung. Für die Hisbollah war dies aber ein großer politischer Erfolg. Als Israel im Libanonkrieg 2006 nach einem Überfall der Hisbollah massive Vergeltungsschläge übte, konnte die Terrororganisation weitere Sympathien der libanesischen Bevölkerung für sich gewinnen.

Die Hisbollah griff auch in den syrischen Bürgerkrieg ein, der seit 2011 andauert. 2013 gab der Anführer der Hisbollah, Hassan Nasrallah, bekannt, dass seine Miliz Syriens Präsident Bashar al-Assad unterstütze: "Syrien hat echte Freunde in der Region und der Welt, die nicht zulassen, dass Syrien in die Hände von Amerika, Israel (...) fällt", sagte er dem Hisbollah-Fernsehsender al-Manar.

Seit dem 8. Oktober 2023 kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah in den Grenzgebieten beider Länder.

Welche Gefahr sehen westliche Länder in der Hisbollah?

Westliche Länder bewerteten die Hisbollah zunächst unterschiedlich. Die USA betrachten sie seit 1997 als Terrororganisation, die EU stufte 2013 zunächst den militärischen Arm der Miliz als terroristisch ein, weil er Assad in Syrien unterstützt und 2012 in Bulgarien an einem Anschlag auf jüdische Touristen beteiligt war. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben. 2019 erklärte Großbritannien schließlich die gesamte Hisbollah für terroristisch, Deutschland folgte 2020.

Auch alle arabischen Staaten außer dem Iran betrachten die Miliz als terroristisch. Experten zufolge baut die Hisbollah ihr internationales Netzwerk aus, will aber keinen Krieg mit den USA oder Israel. Die Hisbollah verliert zurzeit an Rückhalt im Libanon, weil viele Bürger sie für die große Explosion im Beiruter Hafen 2020 mitverantwortlich machen, bei der über 200 Menschen ums Leben kamen. Die Bilder von damals finden Sie hier.

Verwendete Quellen
  • kas.de: "Die libanesische Hisbollah"
  • bpb.de: "Hisbollah"
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