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Wie der Ex-FBI-Chef James Comey Donald Trumps Glaubwürdigkeit zerstört


Wort gegen Wort
Wie Comey Trumps Glaubwürdigkeit zerstört

ap, Julie Pace

Aktualisiert am 09.06.2017Lesedauer: 4 Min.
Ex-FBI-Direktor James Comey brachte US-Präsident Donald Trump im Senatsausschuss schwer in Bedrängnis.Vergrößern des BildesEx-FBI-Direktor James Comey brachte US-Präsident Donald Trump im Senatsausschuss schwer in Bedrängnis. (Quelle: imago-images-bilder)
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Wem ist in der Russland-Affäre zu trauen? Ex-FBI-Chef Comey oder dem US-Präsidenten? Die frühere Spitze der Polizeibehörde hat bei einer Aussage vor einem Senatsausschuss lange Schatten auf Trump geworfen - dessen Vertrauenswürdigkeit bröckelt immer mehr.

Drei Stunden lang attackierte der frühere FBI-Direktor James Comey unerbittlich die Glaubwürdigkeit von US-Präsident Donald Trump. Trumps Aussagen seien "Lügen, schlicht und einfach", sagte Comey am Donnerstag bei einer Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss des US-Senats. Er machte Notizen über seine Gespräche mit dem Präsidenten, weil er befürchtete, Trump könne später darüber etwas Falsches sagen, betonte er. Und er gab zu Protokoll: Er misstraute dem Mann, der die Vereinigten Staaten lenkt. So sehr, dass er nicht mehr mit ihm alleine gelassen werden wollte.

Comey ist bestens vorbereitet

Es war ein fesselndes, im Fernsehen übertragenes Porträt von Donald Trump - beispiellos in der jüngeren US-Geschichte - mit dem Potenzial, dessen Präsidentschaft zu untergraben. Comeys lieferte seine Botschaft sorgfältig bis aufs Detail genau, so dass Politiker, die Öffentlichkeit und der Sonderermittler in der Russland-Affäre nun vor der Frage stehen: Welcher Rechenschaft ist zu glauben - der des früheren Spitzen-Beamten der Sicherheitsbehörde, der unter Eid aussagte, oder einem Präsidenten, der dafür bekannt ist, die Wahrheit in kleinen und großen Themen zu umgehen?

Die Antwort darauf dürfte am Ende nicht unbedingt die Erkenntnisse des FBI oder die Untersuchungen des US-Kongresses zur Russland-Affäre beeinflussen. Doch könnte es den Präsidenten in eine gefährlich schwache politische Position bringen - nach noch nicht einmal fünf Monaten im Amt.

"Ein Präsident kann nicht effektiv kommunizieren, wenn es Löcher in seinem Vertrauen gibt und er an Glaubwürdigkeit über die gesamte politische Landschaft hinweg verliert", sagt Matthew Dowd, der damalige Chefstratege bei der Wiederwahlkampagne von Ex-Präsident George W. Bush. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup ergab im April, dass 36 Prozent der Amerikaner Trump als "ehrlich und vertrauenswürdig" empfanden. Im Februar lag der Wert noch bei 42 Prozent.

Das Weiße Haus bürgt für Trumps Integrität

Das Weiße Haus und der Anwalt des Präsidenten bürgten indes energisch für Trumps Integrität: Dieser habe nicht versucht, das FBI zu einem Ende der Ermittlungen gegen den Ex-Sicherheitsberater Michael Flynn zu bewegen. Und er habe auch kein Loyalitätsversprechen von Comey gewollt. Sie bemerkten hingegen, dass Comey Trump dreimal versichert habe, gegen ihn persönlich werde nicht ermittelt.

"Ich kann definitiv sagen, dass der Präsident kein Lügner ist", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Huckabee Sanders. Eine solche Frage zu stellen sei offen beleidigend.

Comey selbst ist eine umstrittene Figur. Im vergangenen Jahr sorgte er für Empörung unter den Demokraten, als er zehn Tage vor der Wahl öffentlich machte, dass es in der E-Mail-Affäre von Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton potenzielle neue Informationen gebe. Und bei seinem letzten Auftritt im US-Kongress als FBI-Chef nannte er eine weitaus größere Zahl von E-Mails, die am Ende des Wahlkampfs aufgedeckt wurden, als es tatsächlich der Fall war. Seine Behörde musste die Aussage anschließend korrigieren.

Dennoch war bedeutend, dass nur wenige Republikaner, die nicht für Trump arbeiten, eintraten, um die Version des US-Präsidenten zu verteidigen. Die schwierigsten Fragen der republikanischen Politiker im Senatsausschuss konzentrierten sich eher darauf, ob die von Comey beschriebenen Interaktionen mit Trump juristischen Ärger für den Präsidenten nach sich ziehen könnten. Ob Comey die Wahrheit über die Treffen und Telefongespräche sagte, wurde weniger angezweifelt.

Stattdessen sagten Trump unterstützende Politiker, dass dessen Handlungen vielmehr ein Ergebnis von Unerfahrenheit im Politbetrieb seien. Er kenne das Protokoll in solchen Zusammenhängen nicht und müsse sich erst damit bekannt machen, sagte der republikanische Vorsitzende im Repräsentantenhaus, Paul Ryan. "Das ist einfach neu für den Präsidenten."

Der Republikaner Chris Collins zeigte sich erfreut, dass Trump offenbar seine Vertrauten schützen wolle: "Ich bin offen gesagt stolz, dass er hinter jemandem steht, der so loyal wie Mike Flynn während des ganzen Wahlkampfes war."

Dem gegenüber steht ein Zitat aus dem Buch "Trump, die Kunst des Erfolges", das der Unternehmer 1987 veröffentlichte. Damals schrieb er: "Menschen wollen daran glauben, dass etwas das Größte und Großartigeste und das Spektakulärste ist. Ich nenne das wahrheitsgemäße Übertreibung." Seinen Wahlkampf baute er zum Teil auf der Lüge auf, sein Vorgänger Barack Obama sei außerhalb der Vereinigten Staaten geboren worden. Seinen ersten Tag im Amt verbrachte er damit, die Zahl der Teilnehmer bei seiner Vereidigung in Stellungnahmen aufzublasen. Und im vergangenen Monat rief er eine Kommission ins Leben, um die Fälle von "Millionen Menschen" zu ermitteln, die illegal gewählt haben sollen - auch, wenn es dafür keine Belege gibt.

Dass der Präsident Comey am 9. Mai plötzlich entließ - und das Weiße Haus unterschiedliche Angaben über den umstrittenen Schritt machte - hat die Fragen nach Trumps Glaubwürdigkeit noch verstärkt. Als Comeys Verbündete mit negativen Geschichten über den Präsidenten in der Presse zurückschlugen, schrieb der bei Twitter, Comey solle hoffen, dass es keine "Tonbänder" von den Treffen mit ihm gebe. Vor dem Ausschuss zeigte sich Comey darauf bezogen selbstbewusst: "Ach Gottchen, ich hoffe, dass es Aufzeichnungen gibt."

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