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Donald Trump und New York: Weshalb der Präsident mit seiner Heimatstadt brach – und sie mit ihm


New York bricht mit Trump
In der eigenen Heimat unerwünscht

dpa, Christina Horsten, Benno Schwinghammer

29.10.2020Lesedauer: 4 Min.
Menschen nehmen an einem New Yorker Protest gegen Trump und seine Politik teil: Seit der Wahl ist das Verhältnis zwischen dem Präsidenten und den New Yorkern endgültig zerrüttet.Vergrößern des BildesMenschen nehmen an einem New Yorker Protest gegen Trump und seine Politik teil: Seit der Wahl ist das Verhältnis zwischen dem Präsidenten und den New Yorkern endgültig zerrüttet. (Quelle: Eduardo Munoz Alvarez/FRE171643/dpa-bilder)
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New York habe einen besonderen Platz in seinem Herzen, sagte Trump, als er seinen Wohnsitz in der Stadt aufgab. Doch die Beziehung zwischen dem Präsidenten und der Millionenmetropole ist komplex – und angespannt.

Offiziell ist Donald Trump kein New Yorker mehr – obwohl er 1946 im New Yorker Stadtteil Queens geboren wurde und den Großteil seines bisherigen Lebens in der Millionenmetropole verbrachte. Doch im vergangenen September beantragte der 1946 geborene US-Präsident die Verlegung seines Wohnsitzes in den südlichen US-Bundesstaat Florida. Seitdem leben First Lady Melania und er offiziell, abgesehen vom Weißen Haus in Washington, in Trumps Golfclub Mar-a-Lago in Palm Beach.

"Diese Entscheidung habe ich nur sehr ungern getroffen", schrieb Trump damals auf Twitter. "Ich werde immer da sein, wenn New York und seine großartigen Menschen meine Hilfe brauchen. Es wird immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen einnehmen." Die politische Führung der Stadt und des gleichnamigen Bundesstaats aber habe ihn sehr schlecht behandelt und ihm keine andere Wahl gelassen. Einige Monat später trat Trump nach und war der New Yorker Politik Versagen vor: "New York fährt gerade zur Hölle."


Die Beziehung zwischen dem republikanischen US-Präsidenten und seiner liberalen Heimatstadt ist kompliziert. Einerseits hat die Metropole Trump zu dem gemacht, was er ist. Andererseits beruhte die Zuneigung wohl nie wirklich auf Gegenseitigkeit: Seit seiner Wahl zum Präsidenten bringt ein Großteil der Bevölkerung Trump eine Mischung aus offener Ablehnung und Hass entgegen. Trotzdem hat der US-Präsident auch immer noch glühende Unterstützer in New York.

Trumps Vater wurde mit Immobilien reich

Trumps Großeltern waren deutsche Auswanderer. Seine Großmutter gründete 1925 die Immobilienfirma Elizabeth Trump & Son, einen Vorläufer der heutigen Trump Organization. Trumps Vater wurde in der Millionenmetropole mit riesigen Mietshäusern und Altenheimen reich. Donald wuchs im eher bescheidenen und sehr internationalen Stadtteil Queens auf. Das Haus seiner Kindheit wurde seit seinem Amtsantritt mehrfach zum Verkauf angeboten, zwischendurch war es auch über Airbnb, eine Plattform für Ferienwohnungen, buchbar.

Schon früh zog es Trump in die glitzernde Immobilienwelt Manhattans, wo er Anfang der 1980er Jahre einen Tower mitten hinein an die noble Fifth Avenue baute. Die Aufnahme in die Elite der New Yorker High Society, die ihn immer ein wenig belächelte, sei für Trump lange eine treibende Motivation gewesen, meinen Beobachter. Bis zu seinem Umzug ins Weiße Haus lebte er im Trump Tower in einer Luxus-Wohnung mit Blick auf den Central Park.

"New York hasst dich!"

Nach dem Wahlgewinn 2016, den der frisch gewählte Präsident in einem Luxushotel in Midtown Manhattan feierte, versammelten sich wochenlang immer wieder Menschenmassen vor Trumps Gebäude und brüllten nach oben: "New York hates you!" ("New York hasst dich"). Schon bei seiner Stimmabgabe in einer Schule in Midtown hatten zahlreiche New Yorker Trump ausgebuht. Andere hatten ihm wiederum zugejubelt.

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Die überwiegende Mehrheit der New Yorker stimmte bei der Wahl 2016 zwar für Hilary Clinton, doch natürlich konnte auch Trump Stimmen gewinnen. 59 Prozent der Wähler konnte die demokratische Kandidatin im Bundesstaat New York gewinnen, Trump bekam 36,5. Vier der fünf Stadtteile New York Citys eroberte Clinton mit riesigem Vorsprung: Manhattan, Brooklyn, Queens und die Bronx. Nur im eher einem Vorort ähnelnden Staten Island gewann Trump.

Was den New Yorkern wichtig ist, tritt Trump mit Füßen

Vier Jahre später zur nächsten Präsidentschaftswahl überwiegen in den meisten Straßen der Millionenmetropole erneut Schilder und Aufkleber für den demokratischen Bewerber, diesmal Ex-Vizepräsident Joe Biden. Die Ansichten vieler New Yorker scheinen denen von Trump diametral entgegenzustehen: Klimaschutz und die Rechte von Einwanderern liegen ihnen am Herzen – Themen, gegen die sich der Präsident offen ausspricht.

Die Beziehung zwischen New York und Trump habe sich in den vergangenen vier Jahren eher noch verschlechtert, sagt eine New Yorker Bank-Angestellte, die im Prospect Park in Brooklyn mit ihrem Hund unterwegs ist. "Am Anfang waren wir zwar auch schon alle geschockt, dass er wirklich gewählt wurde, aber wir dachten, vielleicht wird alles nicht so schlimm. Tief innendrin ist er vielleicht doch ein New Yorker. Aber dann hat er sich als echtes Monster entpuppt. Wir müssen ihn abwählen."

Trump-Anhänger haben es in der Metropole nicht leicht

Biden-Unterstützer zeigen sich auf den Straßen New Yorks häufig offensiv, etwa mit entsprechender Aufschrift auf der Maske. Für Gavin Wax scheint es dagegen oft so, als müsse er ein Geheimnis wahren – denn der 26-Jährige gebürtige New Yorker ist konservativer Trump-Unterstützer.

"Hier gibt es ein Monopol auf den politischen Diskurs, und wenn man andere Ansichten vertritt, die rechts vom Zentrum stehen, wird man im Grunde genommen als Faschist bezeichnet", sagt der Präsident des "New York Young Republican Club", der so etwas wie die republikanische Jugendorganisation in der Ostküstenmetropole ist.

"Ich habe definitiv viele Freunde verloren"

In New York sei es nicht immer einfach, politisch gegen den Strom zu schwimmen, sagt Wax. "Als Trump kam und ich anfing, ihn zu unterstützen, habe ich definitiv viele Freunde verloren und viele Verbindungen, habe mich von vielen Leute entfremdet, die ich schon lange kannte."

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über den Wahlkampf, seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Es sei eine Schande für die politische Landschaft, dass das Land so gespalten sei, meint Wax. Früher habe man unterschiedlicher Meinung sein können, aber musste deswegen nicht gleich Freundschaften beenden oder Familien zerbrechen sehen. Dies sei heute anders.

Wax fühlt sich als Trump-Unterstützer zwar nicht wie ein komplett Verstoßener, aber: "Ich muss auf jeden Fall leise sein und kann nicht so öffentlich sein, wie ich möchte. Du willst nicht zu laut darüber sprechen, wenn du in einem Café, einem Restaurant oder einer Bar bist."

Die Anti-Trump-Stimmen sind in der Millionenmetropole dagegen meist deutlich lauter – und kommen sogar von ganz oben. "Donald Trump muss gestoppt werden", fordert der demokratische Bürgermeister der Stadt, Bill de Blasio, "denn er versteht New York City nicht, und wenn seine Präsidentschaft ganz bald vorbei ist, dann wird er in New York City auch nicht mehr willkommen sein." Trump dürfte sich davon wenig beeindruckt zeigen: Er bezeichnet de Blasio gern als "schlechtesten Bürgermeister der USA".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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