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Donald Trump: Droht der Organisation des Ex-US-Präsidenten der Ruin?


Das steckt hinter den Anklagen
Droht der Trump-Organisation der Ruin?


Aktualisiert am 02.07.2021Lesedauer: 5 Min.
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Donald Trump: Muss der frühere US-Präsident mit rechtlichen Konsequenzen rechnen?Vergrößern des Bildes
Donald Trump: Muss der frühere US-Präsident mit rechtlichen Konsequenzen rechnen? (Quelle: Carlos Barria/File Photo/reuters)

Donald Trumps Unternehmen stehen im Visier von weitreichenden Steuerermittlungen. Welche Konsequenzen könnte das für die Trump-Organisation haben – und für den Ex-Präsidenten selbst? Ein Überblick.

Dass gegen Donald Trumps Firmenimperium ermittelt wird, ist keine Überraschung. Schon lange steht die Organisation des ehemaligen US-Präsidenten unter Beobachtung. Doch nun werden die Vorwürfe konkret – die leitende Staatsanwaltschaft hat weitere Untersuchungen eingeleitet, der Finanzchef der Trump-Organisation, Allan Weisselberg, hat sich den Behörden gestellt. Aber was steckt hinter den Ermittlungen? Und inwiefern ist Donald Trump selbst davon betroffen?

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was wird der Trump-Organisation konkret vorgeworfen?

Die Trump-Organisation und ihr Finanzchef Allen Weisselberg sind vom Bezirksstaatsanwalt in Manhattan wegen Steuerbetrugs und der Fälschung von Geschäftsunterlagen in 15 Punkten angeklagt worden. Bezirksstaatsanwalt Cyrus Vance leitet die Ermittlungen.

Es sind die ersten Anklagen in einer Untersuchung, die das Firmengeflecht des früheren US-Präsidenten Donald Trump schon seit Jahren im Visier hat. Seit 2005 soll die Trump-Organisation die Steuerbehörden betrogen haben, indem sie Führungskräften des Unternehmens Vergünstigungen außerhalb der Bücher gewährt haben sollen. Die Begünstigten hätten demnach erhebliche Teile ihres Einkommens auf indirekte und verschleierte Weise erhalten, die der Steuerbehörde nicht gemeldet worden seien.

Finanzchef Weisselberg wurde auch wegen schweren Diebstahls angeklagt. Die Trump-Organisation bezahlte ihm offenbar die Miete für eine Wohnung von Weisselbergs Sohn Barry in Manhattan, Leasinggebühren für zwei Mercedes-Benz-Fahrzeuge und Schulgeldzahlungen für Weisselbergs Enkelkinder – insgesamt 1,76 Millionen Dollar, die er nicht angegeben haben soll.

Entscheidende Informationen gegen den Finanzchef lieferte nach Medienangaben dessen ehemalige Schwiegertochter. Diese habe gegenüber den Ermittlern unter anderem ausgesagt, dass Barry Weisselberg während einer Beschäftigung bei der Trump-Organisation ein kostenloses Apartment und ein üppiges Gehalt bekommen habe.

Trump selbst soll Schecks für die Studiengebühren unterzeichnet haben. Staatsanwältin Carey Dunne sprach von einer Inszenierung durch die höchsten Führungskräfte, die ihnen selbst und dem Unternehmen finanziell zugutegekommen sei. Das sei auf Kosten der Steuerzahler geschehen.

Die Ermittlungen gegen die Trump-Organisation hatten mit Untersuchungen gegen den ehemaligen Trump-Anwalt Michael Cohen wegen Schweigegeldzahlungen an Frauen begonnen, die angeblich Affären mit Trump gehabt hatten. Zuletzt hatten sie zu einem Streit vor dem Supreme Court über die Freigabe von Trumps Steuerunterlagen geführt.

Was sagt die Trump-Organisation zu den Vorwürfen?

Die Trump-Organisation und Finanzchef Weisselberg plädieren auf nicht schuldig. Die Trump-Organisation warf der Staatsanwaltschaft vor, sie wolle Weisselberg als Bauernopfer nutzen. Es solle versucht werden, verbrannte Erde zu hinterlassen und dem ehemaligen republikanischen Präsidenten zu schaden. "Das ist keine Justiz, das ist Politik", hieß es in einer Mitteilung. Trump selbst hatte jegliches Fehlverhalten bestritten und die Ermittlungen als Hexenjagd politisch motivierter Staatsanwälte bezeichnet. Bezirksstaatsanwalt Vance ist Demokrat.

Wer ist Allen Weisselberg?

Allen Weisselberg (73) hat bereits mit 26 Jahren angefangen, für die Trump-Familie zu arbeiten. Zunächst war er bei Fred Trump, Donald Trumps Vater, angestellt. 2000 wurde er Finanzvorstand und Vizepräsident der "Trump Hotels & Casino Resorts". Im Januar 2017, kurz bevor Trump sein Amt als US-Präsident antrat, wurde Weisselberg zusammen mit Trumps Söhnen Eric und Donald Jr. in die Führung der Trump-Organisation berufen. Seitdem arbeitete er als Finanzchef und unterstützte die Leitung des Immobilienimperiums. "Er weiß von jedem Cent, der das Gebäude verlässt", hieß es in einem Buch der US-Autoren Corey Lewandowski und David Bossie.

Weisselberg hatte sich am Donnerstag der Staatsanwaltschaft gestellt. Die hofft nun, den Finanzchef zur Kooperation und Aussage gegen Trump bewegen zu können. Das hätte für ihn den Vorteil, dass er seine eigenen Aussichten in dem Fall verbessern könne. Es ist jedoch unklar, ob Weisselberg sich gegen den ehemaligen US-Präsidenten stellen wird.

Auch Weisselbergs Söhne stehen mit der Trump-Organisation in Verbindung: Barry Weisselberg verdiente etwa 200.000 Dollar im Jahr als Manager des Wollman Rink im Central Park, einer Immobilie in New York City, die die Trump-Organisation bis Anfang dieses Jahres betrieb. Jack Weisselberg arbeitet bei Ladder Capital, einem gewerblichen Immobilienkreditgeber, der mit der Trump-Organisation Geschäfte gemacht hat.

Welche Konsequenzen könnte ein Urteil für die Trump-Organisation haben?

Die jüngsten Anklagen könnten nur die Spitze des Eisbergs sein: Der volle Umfang der Ermittlungen gegen das Unternehmen ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, wie mehrere US-Medien berichteten. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Unternehmen unter anderem Geldstrafen.

Konkrete Beträge können zunächst nicht genannt werden, aber: Nach dem Recht des Staates New York müsse die Trump-Organisation wegen der finanziellen Anschuldigungen wohl höchstens mit einer Strafe von 10.000 Dollar pro Anklagepunkt und einer Anordnung zur Zahlung von Rückerstattungen rechnen, berichtete die "Los Angeles Times. Die Staatsanwälte des Staates New York haben demnach im Gegensatz zu denen in einigen anderen US-Staaten nicht die Macht, einen Richter um die Auflösung eines Unternehmens zu bitten.

Auf den ersten Blick scheinen die Konsequenzen für die Trump-Organisation zunächst weniger schlimm. Doch es kann deutlich schlimmer für das Imperium kommen: Experten prognostizierten dem Bericht zufolge, dass die Ermittlungen Kollateralschäden nach sich ziehen und das Unternehmen in den Ruin stürzen könnten. So könnten etwa Unternehmen und Banken das Vertrauen in die Firma verlieren oder wegen interner Regeln, Gesetzen oder Vorschriften daran gehindert werden, mit der Trump-Organisation weiter zusammenzuarbeiten. Insbesondere Banken werden laut den Experten der "Los Angeles Times" davor zurückschrecken, Unternehmen, die in einen Rechtsstreit verwickelt sind, Geld zu leihen – zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Firma das Geld nicht zurückzahlen kann.

Es ist jedoch möglich, so schätzen es Experten dem Bericht zufolge ein, dass die Staatsanwaltschaft einen Deal vorschlägt: beispielsweise, dass sich das Unternehmen schuldig bekennt und dafür die Verantwortlichen, in dem Fall Allen Weisselberg, nicht verklagt werden. Solche Fälle betreffen jedoch gewöhnlich Unternehmen, deren Führungskräfte umfassend mit den Ermittlern kooperieren und sich bereit erklären, ihre Geschäftspraktiken zu reformieren und Wiedergutmachung zu leisten. Das scheint bei der Trump-Organisation derzeit nicht der Fall zu sein.

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Was droht Donald Trump selbst?

Der Ex-Präsident selbst wird zwar zunächst nicht persönlich zur Rechenschaft gezogen – aber die Schäden oder sogar ein Bankrott des Unternehmens würden auch Trump finanziell treffen.

Gegenwärtig wird nicht damit gerechnet, dass Trump noch in dieser Woche selbst beschuldigt wird. Sein Anwalt Ronald Fischetti teilte allerdings mit, dass laut Staatsanwaltschaft die Durchleuchtung seines Unternehmens weitergehe. Trumps finanzielle und politische Zukunft scheint also ungewiss. Fest steht: Das Verfahren könnte ihn Millionen kosten – und seinen ohnehin umstrittenen Ruf in der Geschäftswelt und in der Politik weiter belasten.

Was macht die Trump-Organisation?

Donald Trump wurde als Chef der Trump-Organisation, die aus vielen kleineren Firmen besteht, als Immobilien-Tycoon bekannt. Er gilt als sehr eng mit seinem Firmenimperium verwoben. Der Konzern hat eigenen Angaben zufolge Zehntausende Angestellte.

Die Trump-Organisation betreibt weltweit Hotels, Golfplätze und Urlaubsresorts. Vor seinem Einzug ins Weiße Haus im Januar 2017 hatte Trump sein Unternehmen einem Trust unterstellt, der von seinen erwachsenen Söhnen Donald Jr. und Eric sowie Weisselberg beaufsichtigt wird. Welche Rolle Trump derzeit in dem Unternehmen spielt, ist unklar.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen Reuters, dpa, AFP
  • Eigene Recherchen
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