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Joe Biden: Der US-Präsident und Heiler der Nation


Joe Biden
Der Heiler der Nation


Aktualisiert am 17.01.2024Lesedauer: 5 Min.
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Joe Biden: Der amtierende US-Präsident will im November wiedergewählt werden. (Quelle: Bonnie Cash - Pool via CNP/imago-images-bilder)

Kein amtierender Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten war so alt wie Joe Biden. Das Porträt eines Mannes, der die Demokratie um jeden Preis retten will.

Mit seinen 81 Jahren ist Joe Biden in der amerikanischen Politik buchstäblich ein alter Bekannter. Aber auch, weil er schon vor Jahrzehnten begonnen hat, sein Leben als Senator in den Dienst am eigenen Land zu stellen. Schon damit ist er das krasse Gegenteil seines Herausforderers Donald Trump, der es als politischer Nobody ins Weiße Haus geschafft hat.

Geboren wurde Joe Biden am 20. November 1942 in Scranton, Pennsylvania. Die politische Karriere des Katholiken begann im Jahr 1972 mit seiner Wahl in den US-Senat. Da war der junge Biden gerade mal 29 Jahre alt. Auf diesen frühen Erfolg folgte umgehend ein schwerer Schicksalsschlag, der sein Leben bis zum heutigen Tag bestimmen sollte. Seine erste Frau Neilia und seine erst 13 Monate alte Tochter Naomi kamen bei einem Autounfall kurz vor Weihnachten 1972 ums Leben.

Dieses frühe persönliche Unglück, sein Umgang damit und sein beständiges Weiterarbeiten als US-Senator brachten Joe Biden schon früh Respekt ein. Während seiner vielen Jahre auf dem Capitol Hill in Washington erarbeitete er sich unter anderem einen Ruf als versierter Außenpolitiker. Wie kaum ein anderer US-Senator war Biden schließlich mit den täglichen politischen Zwängen, aber auch mit der Fähigkeit, Kompromisse zu finden, vertraut.

Internationale Bekanntheit erlangte Joe Biden, als er im Jahr 2008 schließlich Vizepräsident unter US-Präsident Barack Obama wurde. Seine Amtszeit war einerseits zwar geprägt von einem Fokus auf innenpolitische Themen, einschließlich der Umsetzung des Affordable Care Act. Das als Obama-Care bekannte Sozialgesetz brachte Millionen von nicht versicherten Amerikanern erstmals eine Krankenversicherung. Als Vizepräsident positionierte er sich aber andererseits auch als wichtiger Akteur und Berater von Obama in internationalen Angelegenheiten.

Noch während seiner Amtszeit unter Obama ereilte ihn im Jahr 2015 ein zweiter schwerer Schicksalsschlag. Jahrzehnte nach dem Tod seiner ersten Frau und seiner Tochter verlor Joe Biden auch noch seinen Sohn Beau, als der an einer schweren Krebserkrankung starb. Ihm widmete er auch seine Autobiografie "Versprich es mir". Bidens privates Unglück und dass er die Hoffnung nicht verlor, brachten ihm den Ruf ein, besonders einfühlsam zu sein. Nicht ohne Grund war er es oft, der als Vizepräsident bei Todesfällen wie etwa Polizistenmorden die Familien aufsuchte und auch die Trauerreden hielt.

Als Joe Biden im Jahr 2020 schließlich, für viele zunächst unerwartet, die Nominierung der Demokraten gewann, begann eine Präsidentschaftskampagne, die als "Kampf um die Seele der Nation" bezeichnet wurde. Es ist ein Ausdruck, den Biden bis heute benutzt, um auf die tiefen gesellschaftlichen Spaltungen und sozialen Herausforderungen in Amerika hinzuweisen. Sein Appell damals beruhte auf dem Versprechen, nach vier turbulenten Jahren der Trump-Regierung wieder ein Gefühl der Normalität und Einheit herzustellen.

Deutlicher Sieg gegen Trump

Bidens Wahlkampf gegen Trump fand damals ein jähes Ende mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, zumindest konnte er wegen der zahlreichen Maßnahmen angesichts Tausender Toter nicht wie üblich fortgeführt werden. Das von vielen als mangelhaft kritisierte Management der Pandemie durch Donald Trump trug maßgeblich zu dessen schlechten Umfragewerten bei.

Biden gewann die Präsidentschaftswahlen gegen ihn am Ende deutlich, mit 306 zu 232 Wahlleuten und mit mehr als 81 Millionen Wählern gegenüber mehr als 74 Millionen, die für Trump stimmten. Als erster Präsident wählte Biden mit Kamala Harris eine Frau als Vizepräsidentin an seiner Seite.

Seine Wahl zum Präsidenten am 6. Januar 2021 durch das sogenannte Electoral College versank im Chaos, weil Tausende von Trumps Anhängern das Kapitol gewaltsam stürmten. Und so stand Joe Biden bei seiner Amtseinführung am 20. Januar 2021 einer Nation gegenüber, die mit der Covid-19-Pandemie, mit wirtschaftlicher Unsicherheit und einer extremen politischen Polarisierung zu kämpfen hatte.

Mit seiner Regierung startete er bereits am ersten Tag eine ehrgeizige Agenda, mit einem starken Fokus auf Impfbemühungen, wirtschaftliche Erholung und die Bewältigung systemischer Probleme wie Rassismus und Klimawandel. Einer von Bidens frühen Erfolge war es, den sogenannten "American Rescue Plan" zu verabschieden, ein umfassendes Hilfspaket, das die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie lindern sollte. Sein zweiter war der schnelle Fortschritt beim Impfen der Bevölkerung.

Bidens Ansatz in der Außenpolitik unterschied sich fundamental von dem Donald Trumps. Er zielte darauf ab, Allianzen mit den langjährigen Verbündeten wiederaufzubauen, die unter Trump extrem gelitten hatten. Biden trat dem Pariser Klimaabkommen wieder bei, bemühte sich um die Wiederbelebung des Iran-Atomabkommens. Sein Bekenntnis zum Multilateralismus signalisierte zumindest außenpolitisch eine Abkehr von der "America First"-Ideologie seines Vorgängers.

Trump-Politik mit anderen Mitteln

Innenpolitisch aber führte Biden die Politik Trumps fort, nur mit anderen Mitteln. Sein sogenannter "Inflation Reduction Act" ist dafür ein Beispiel. Dieses historisch große, viele hundert Milliarden US-Dollar teure Investitionsprogramm in die amerikanische Wirtschaft bedeutet nicht nur eine massive Schuldenaufnahme. Es belastet mit seinen massiven Subventionen auch den Handel mit befreundeten Ländern in der Europäischen Union.

Ausgerechnet auf dem Feld seiner jahrzehntelangen Expertise geriet Joe Biden von Beginn seiner Präsidentschaft an in prekäre Lagen. Sein Abzug aus Afghanistan wurde zu einem Desaster, der das Bild Amerikas in der Welt reichlich ramponierte. Trump hatte ihn zwar beschlossen, Bidens Regierung aber setzte ihn um. Dabei starben nicht nur 13 amerikanische Soldaten und viele Afghanen. Der US-Präsident hinterließ ein Land im Chaos, in dem unter der erneuten Herrschaft der Taliban Menschenrechtsverletzungen wieder an der Tagesordnung sind.

Kampf um die Kandidatur
US-Wahlen2024
Stand:Trump:Haley:
  • Trump
  • Haley

Donald Trump (77)

Der umstrittene Ex-Präsident will das Weiße Haus zurückerobern.

Nikki Haley (52)

Pragmatikerin, will Konservative gewinnen, denen Trump suspekt ist.

Die prozentualen Zustimmungswerte der Kandidaten beziehen sich auf die Wählerschaft innerhalb der eigenen Partei, nicht auf alle Wähler. Quelle: RealClearPolling (13.03.2024, ausgewählte Bewerber, Ergebnisse auf ganze Zahlen gerundet)
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Heikle Situation in Israel und der Ukraine

Rund ein halbes Jahr später überfiel Wladimir Putin am 24. Februar 2022 die Ukraine. Joe Biden entschied sich gegen einen eigenen Truppeneinsatz, aber dafür, die Ukraine mithilfe der Nato-Verbündeten massiv militärisch, technologisch und finanziell in ihrem Abwehrkampf zu unterstützen. Für Biden ist diese Hilfe ein unabdingbarer Teil eines weltweiten Kampfes von Demokratien gegen Autokratien. Doch weil diese Unterstützung viele Milliarden amerikanischer Steuergelder verschlingt, gilt sie als eine große Hypothek im Wahlkampf. Denn Trump verkündet, diesen Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden zu können.

Seit dem terroristischen Massenmord der palästinensischen Hamas an israelischen Zivilisten muss Joe Biden nun noch einen weiteren extrem heiklen Konflikt im Nahen Osten managen. Seine Unterstützung Israels bringt angesichts Zehntausender toter Palästinenser inzwischen aber immer mehr Wählerinnen und Wähler aus seinem eigenen Lager gegen ihn auf. Für seinen Wahlkampf bedeutet das ein hohes Risiko. Denn gegen Trump braucht er jede Stimme.

Der alte Bekannte aus dem US-Senat ist inzwischen so alt, dass immer weniger Amerikaner ihm eine zweite Amtszeit anvertrauen wollen. Joe Biden wirkt auf viele zunehmend senil. Seine Stürze, Stolperer und Stammeleien am Mikrofon werden von seinen politischen Gegnern gnadenlos ausgeschlachtet.

Als Präsident hätte er die Möglichkeit gehabt, auf eine Wiederwahl zu verzichten und einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin aufzubauen. Das teilt er offenkundig mit seinem Widersacher Donald Trump: Joe Biden hält sich für unverzichtbar. Er will wieder antreten, koste es, was es wolle. Selbst wenn das Weiße Haus verloren geht und Donald Trump womöglich wieder einzieht.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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