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Bundestagswahl: Wie Annalena Baerbock bei ihrer Wahlkampftour aufholen will


Mit Tourbus und Lederjacke
Wie Baerbock bei ihrer Wahlkampftour aufholen will

dpa, Martina Herzog

Aktualisiert am 10.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Annalena Baerbock: "Ich hab' mich über mich selbst geärgert."Vergrößern des BildesAnnalena Baerbock: "Ich hab' mich über mich selbst geärgert." (Quelle: Kay Nietfeld/dpa-bilder)
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Es hat schon ordentlich "gerumpelt" im Grünen-Wahlkampf. So nennt das die Kanzlerkandidatin Baerbock selbst. Doch nun soll eine Tour sie aus den schlechten Schlagzeilen bringen

Die Vorband mit der Regenbogenflagge bringt das Publikum mit "Imagine" in Stimmung. Der eine oder andere wiegt sich mit der Melodie, statt des Feuerzeugs schwenkt jemand eine grüne FFP2-Maske. Auf der Bühne vor dem Bochumer Bergbau-Museum steht Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock breitbeinig mit schwarzer Lederjacke vor einer wohlgesonnenen Menge und darf sich als Rockstar fühlen.

"Ich komm ja gerade aus eurem Deutschen Bergbau-Museum", sagt Baerbock. "Also, Glückauf Bochum, hallo Bochum, schön heute bei euch sein zu können." Das Ruhrgebiet mache es dem Land vor: "Eine Region zu bauen, die früher auf fossilen Energien gebaut war" und jetzt den Umschwung angehe, zeige "dass Wandel zum Leben dazugehört".

Bonbons im Baerbock-Bus

Nach dem Tourauftakt im niedersächsischen Hildesheim rollt der grüne Doppeldecker am Dienstag ins Ruhrgebiet, nach Bochum und Duisburg, zu den ersten von mehr als 90 Terminen, die Baerbock und Co-Parteichef Robert Habeck bis Ende September absolvieren wollen.

Habecks Gefährt hat laut Partei Elektroantrieb, Baerbocks Bus tankt Diesel und soll einen Großteil des Strombedarfs mit der Solaranlage auf dem Dach decken. Das Gefährt mit den grünen Sitzen und Sonnenblumen wirkt wie eine Mischung aus rollendem Regierungsflieger und Bandbus mit Schlafgelegenheit und Social-Media-Studio. Salbeitee und Hustenbonbons sind auch an Bord, sie sollen die erste grüne Kanzlerkandidatin bei den nun anstehenden endlosen Gesprächen und Reden bei Stimme halten.

Baerbock: "Das Prinzip Hoffnung, das kann uns nicht weiter tragen"

"Die letzten Wochen hat's bei uns auch gerumpelt. Ich hab' mich über mich selbst geärgert", sagt Baerbock. Es ist, wie auch in Hildesheim, der einzige beiläufige Verweis auf eigene Fehler, die ihre Kandidatur seit Mitte Mai überschatten. Nun wollen die Grünen endlich in die Offensive kommen. Ob ihr Tourbus Baerbock wirklich ins Kanzleramt kutschiert, ist knapp sieben Wochen vor der Wahl bei Umfragewerten um die 20 Prozent zwar fraglich.

Auf jeden Fall jedoch soll er sie zu den Menschen bringen, auf die Marktplätze, in große und kleine Städte. Das Gefährt soll helfen, dass die Chefin einer vermeintlichen Besserverdiener-Partei die unschönen Schlagzeilen rund um nachgemeldete Sonderzahlungen, korrigierte Lebensläufe und ihr Buch hinter sich lässt und zur Kandidatin mit Nähe zu den Bürgern wird.

"Das Prinzip Hoffnung, das kann uns nicht weiter tragen, sondern jetzt gilt das Prinzip Machen", verkündet Baerbock von ihrer Bochumer Bühne. Es tue sich doch schon so viel. "Hier drin, im Bergbau-Museum, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, sind Wissenschaftler, sind Forscher die sagen: Wir wissen, wie man Kreislaufwirtschaft macht." Das Bergbau-Museum konzipiert nicht nur Ausstellungen, es forscht auch unter anderem zur Geschichte des Bergbaus und etwa zur Zusammensetzung von Metallen.

Viel zu gewinnen in NRW

An diesem Dienstag stößt Baerbock gleich doppelt in Territorien ihrer Haupt-Wahlkampfgegner vor. Das Ruhrgebiet mit seiner Industrie-Vergangenheit ist traditionelle Hochburg der SPD und liegt in Nordrhein-Westfalen, wo Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) Ministerpräsident ist. Kein Heimspiel, aber viel zu gewinnen. Schließlich ist NRW auch das bevölkerungsreichste Bundesland der Republik. Die Grünen holten dort bei der letzten Bundestagswahl vor vier Jahren nur 7,6 Prozent der Stimmen – es ist also Luft nach oben.

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Von der ersten Etage eines Förderturms, der einst auf einer Dortmunder Zeche stand, hat Museumsdirektor Stefan Brüggerhoff die Abraumberge der Region gezeigt, "inzwischen touristisch sehr beliebt". Der Wind pfeift in 50 Metern Höhe, Baerbock fragt und nickt. Unten auf der Wiese warten schon mehrere hundert Zuschauer.

Applaus und Austausch

Den Willen zum Wandel, die Vielfalt, die Einwanderer ins Land gebracht haben, das lobt Baerbock alles in ihrer Rede. Die ist, wie es Politikerreden eben sind: auch ein Produkt der Kreislaufwirtschaft. Die Kanzlerkandidatin berichtet nicht zum ersten Mal, dass sie bei der Pariser Klimakonferenz 2015 ihre kleine Tochter im Kinderwagen dabei hatte – ein Sinnbild der Verantwortung für künftige Generationen.

Der Umstieg auf erneuerbare Energien sei keinesfalls nur ein grünes Projekt, betont sie. "Dabei geht es nicht nur um uns, dabei geht es um unsere Welt." Ohne soziale Gerechtigkeit werde das nichts: "12 Euro Mindestlohn", fordert Baerbock. "Und zwar jetzt." Sie erntet immer wieder Applaus.

Am Ende stellen Zuschauer Fragen. Das könnte schiefgehen aus Grünen-Sicht, tut es aber nicht. Baerbock steigt von der Bühne, geht zu den Menschen ans Absperrgitter mit dem Mikrofon in der Hand. Die Fragen sind freundlich, sachlich, es ist ein Austausch unter Menschen, die sich schon einig sind in vielem. Der örtliche Grünen-Kandidat Max Lucks gehört, wenig überraschend, dazu. "Wow, Annalena, vielen, vielen Dank, wie sehr du das heute hier in Bochum gerockt hast."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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