t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikBundestagswahl 2021

"Markus Lanz": Jürgen Trittin verteidigt Sarah-Lee Heinrich


"Spricht aus leidvoller Erfahrung"
Trittin verteidigt Sarah-Lee Heinrich bei "Markus Lanz"

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 13.10.2021Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Jürgen Trittin (Archvibild): Der Grünen-Politiker nahm in der jüngsten Sendung Sarah-Lee Heinrich in Schutz.Vergrößern des Bildes
Jürgen Trittin (Archivibild): Der Grünen-Politiker nahm in der jüngsten Sendung Sarah-Lee Heinrich in Schutz. (Quelle: imago images)

Ist Deutschland eine "eklig weiße Mehrheitsgesellschaft"? Jürgen Trittin verteidigt diese Aussage der Grünen Sarah-Lee Heinrich bei Lanz. Elke Heidenreich wundert sich: "Was sind alle immer sofort beleidigt?"

Die Gäste

  • Jürgen Trittin (Die Grünen), Ex-Bundesumweltminister
  • Elke Heidenreich, Literaturkritikerin
  • Kai Wegner, Landesvorsitzender der CDU Berlin
  • Florian Klenk, Chefredakteur der Wiener Wochenzeitung "Falter"

"Sie sprechen ja toll Deutsch. Wo kommen Sie denn her, also ursprünglich?" Menschen, die dem Aussehen nach offensichtlich nicht mit Elke Heidenreich blutsverwandt sind, kennen solche Sprüche zur Genüge. Wer dann wahrheitsgemäß beispielsweise mit "aus Wuppertal" antwortet, erntet nicht selten beleidigte Reaktionen. "Was sind alle immer sofort beleidigt?", beschwerte sich ihrerseits Heidenreich am Dienstagabend bei "Markus Lanz". Da ging es um die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich. Sie hatte Deutschland vor zwei Jahren eine "eklig weiße Mehrheitsgesellschaft" attestiert. Verständlich, fand Parteifreund Jürgen Trittin. "Sie muss erst mal lernen, richtig zu formulieren", meinte Heidenreich.

Die 20-Jährige war kurz nach ihrer Wahl zur Bundessprecherin mit sechs Jahre alten Tweets konfrontiert worden, in denen sie den Begriff "Heil" verwendet hatte. "Was sie in jungen Jahren geschrieben hat, ist unerträglich. Das hat sie selber so gesagt", sagte Trittin. "Das macht das nicht ungeschehen. Aber das ist eine Form des Umgangs damit."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Trittin verteidigt Heinrich

Lanz ließ dann den Ausschnitt aus einer Diskussionsrunde vom November 2019 einspielen, in dem Heinrich infrage gestellt hatte, ob "Fridays for Future" in der hierzulande "eklig weißen Mehrheitsgesellschaft" auch so erfolgreich gewesen wäre, wenn Schüler mit anderer Hautfarbe die Bewegung angeführt hätten. Hier stand Trittin voll und ganz hinter seiner jungen Parteifreundin. "Da spricht sie aus sehr leidvoller Erfahrung", attestierte ihr der ehemalige Bundesumweltminister. "Viele People of Color in Deutschland machen täglich diese Erfahrung – bis dahin, dass man sie permanent fragt, wo sie zum Beispiel geboren sind, auch wenn sie hier in Deutschland geboren und aufgewachsen sind – nur weil sie anders aussehen." Er selbst hätte diese Worte zwar nicht gewählt. Aber: "Dass man das als eklig empfindet, das kann ich auch nachvollziehen."

Ganz anders sah es bei Heidenreich aus. Die Autorin erklärte, sie selbst fände ja auch nichts dabei, wenn sie im Urlaub im Ausland gefragt werde, wo sie herkomme. Heidenreich holte bei ihrer Kritik an Heinrich zum Rundumschlag aus. "Sie kann gar nicht sprechen. Das sind wieder Kinder, die nicht lesen. Das ist diese Generation", monierte die Literaturkritikerin. Daraus folgte für sie: "Das macht mich skeptisch – dass man sagt: Hauptsache divers, Hauptsache Migrationshintergrund, Hauptsache Quote. Das ist eben der falsche Weg."

Heinrich hat nach dem Eklat um frühere Äußerungen Morddrohungen erhalten und sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach bei ihrem Fall von einem gezielt initiierten Shitstorm. "Als die 20-Jährige am Wochenende zur neuen Bundesvorsitzenden der Grünen Jugend gewählt wird, posten zunächst einschlägig rechte Twitter-Accounts Memes unter Tweets von etablierten Nachrichtenseiten, etwa von der 'Tagesschau'. Ihnen ist die Jung-Politikerin schon lange ein Dorn im Auge." Dabei sei vor allem auf Heinrichs Auftritt in der Diskussionsrunde zu "Fridays for Future" verwiesen worden, die dann auch Lanz aufgegriffen hat.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

CSU abschaffen

Heidenreich verharrte bei Lanz in einem dauererregten Grundzustand, beschwerte sich ihrerseits jedoch: "Es ist alles etwas hysterisch geworden." Bei diesem Ausspruch ging es konkret um das Gendern, was der Literaturkritikerin ein Graus ist. Auch CSU-Chef Markus Söder bekam sein Fett weg. "Dieser ruchlose Mensch", ärgerte sich Heidenreich und hatte da mal eine Frage. "Ist es denn nicht möglich, dass die CDU sich von dieser CSU mal trennt? Was hat dieses Bayern eigentlich für ein Gewicht dauernd? Muss das sein?" "Die Frage ist sehr berechtigt", lobte Lanz seine Duz-Freundin. Der Berliner CDU-Landeschef Kai Wegner versuchte, die "zusammen sind wir stark"-Mentalität der Union zu beschwören. Als Heidenreich aber fragte, ob der Sonderstatus der CSU irgendwo festgeschrieben sei und eine bundesweit auftretende CDU unmöglich mache, musste er anerkennen: "Nein, die SPD ist ja auch bundesweit organisiert." "Herr Wegner, Sie haben die einmalige Chance, für die Abschaffung der CSU zu plädieren", lockte der Gastgeber.

Trittin bescheinigte der CSU eine "Bayern zuerst"-Mentalität und sah darin einen Grund für die Zerrissenheit der Union nach der verlorenen Bundestagswahl. Die Folge: "Ich wüsste zurzeit nicht, wen ich bei der Union anrufen sollte", meinte der Bundestagsabgeordnete mit Blick auf eine Jamaika-Koalition. Er ist Teil des erweiterten Kreises der Grünen bei den Sondierungsgesprächen mit SPD und FDP. Zu dem gehört auch Cem Özdemir. Im inneren Parteizirkel würden allerdings ausgerechnet bei den Grünen Vertreter mit Migrationshintergrund fehlen, kritisierte Lanz. "Die haben einen dicken Hals. Ich weiß es", sagte er mit Blick auf Özdemir und dessen Parteifreund Omid Nouripour.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website