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"Markus Lanz": Ökonom Sinn hält Zölle für einen Trick von Trump


Ökonom warnt bei "Lanz"
"Die Märkte sind sowas von nervös"


Aktualisiert am 06.06.2025 - 07:13 UhrLesedauer: 4 Min.
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Wirtschaftsexperte Hans-Werner Sinn (Archivbild) sieht hinter Trumps Zöllen eine Finte. Für ihn geht es um mehr. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago)
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Nach dem Kanzlerbesuch wird bei "Lanz" gewarnt: Donald Trump lenkt mit den Zöllen bloß ab. Denn ein nicht-staatlicher Akteur drohe ihn in die Knie zu zwingen.

Bei "Markus Lanz" hielt die Erleichterung über den gelungenen Antrittsbesuch von Friedrich Merz (CDU) bei Donald Trump nicht lange an. Der Moderator widmete einen Großteil seiner Sendezeit am Donnerstagabend der Finanznot der USA. Der Ökonom Hans-Werner Sinn warnte: Das Getöse um Trumps hohe Strafzölle ist nur eine Finte. In Wahrheit gehe es um viel größere Summen, auch aus Deutschland, die den US-Präsidenten an der Macht halten sollen. Genau diese Macht sei aber konkret gefährdet.

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Zu Beginn der ZDF-Talkshow erlaubte sich die Runde aber noch ein kollektives Aufatmen. Selbst der Bundestagsabgeordnete Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen) lobte den Bundeskanzler. Friedrich Merz habe aus der schwierigen Situation herausgeholt, was möglich gewesen sei, sagte der Europapolitiker bei "Markus Lanz". Als sich der Moderator verwundert über das Lob zeigte, wandte sich Hofreiter gegen reflexhafte Kritik am politischen Widersacher: "Ich käme mir da ja vor wie Söder."

Merz trifft Trump: "Erleichterung ist sehr groß"

Der Seitenhieb auf den CSU-Chef mag bei dessen einstigem Widersacher Karl-Theodor zu Guttenberg gut angekommen sein. Der Unternehmer sprach bei Lanz zwar von einem "Oval-Office-Theater", stellte Merz aber ebenfalls ein gutes Zeugnis aus. Der Kanzler habe gut daran getan, Trump einfach "plappern" zu lassen. Außerdem habe es durchaus Chemie zwischen den Männern gegeben: "Irgendwas ist spürbar gewesen – zumindest für den Moment."

"Die Erleichterung ist wirklich sehr groß", fasste der aus Washington, D. C., zugeschaltete Journalist Michael Bröcker die Stimmung zusammen. Merz habe sich angesichts der schlechten Meinung Trumps über die ehemalige Bundeskanzlerin geschickt als "Anti-Merkel" präsentiert und habe vielleicht nicht zuletzt auch dank seiner Körpergröße auf Augenhöhe sprechen dürfen: "Die haben ihren Draht gefunden – und vielleicht reicht der, um das Schlimmste zu verhindern. Und mehr konnte man eigentlich nicht erwarten."

Dass Trump in der Pressekonferenz mit Merz neben den Strafzöllen Deutschlands höhere Verteidigungsausgaben angesprochen und sich zudem zu der Stationierung von ihm zufolge 45.000 US-Militärangehörigen in Deutschland bekannt hatte, war laut dem Ökonomen Hans-Werner Sinn kein Zufall. Für den ehemaligen Präsidenten des Ifo-Instituts ist die andauernde Debatte um absurd hohe Strafzölle eine reine Finte des Weißen Hauses – mit einem sehr viel lukrativeren Ziel.

Geht es Trump gar nicht um Zölle?

"Das Zollthema ist ein Aufregerthema", sagte Sinn bei "Lanz". Damit könne Trump seine Anhänger mobilisieren und außerdem Wirtschaftsbosse dazu bewegen, Merz zu anderen Zugeständnissen anzuhalten. Und genau darum gehe es Trump in Wahrheit bei seinem "Trick", nämlich konkret um eine stärkere finanzielle Beteiligung der Nato-Partner an den US-Verteidigungsausgaben. "Das kostet uns im Grunde noch viel mehr Geld als die Zölle", sagte Sinn auch mit Blick auf die nun unbegrenzten Schulden Deutschlands für die Bundeswehr.

Zu Guttenberg pflichtete Sinn an diesem Punkt bei. Trump sei mit allen Wassern gewaschen, wenn es darum gehe, verschiedene große Themen zu verknüpfen. Deshalb dürfe man sich nicht wundern, wenn beim nächsten Nato-Treffen plötzlich über Zölle diskutiert werde, warnte der ehemalige Verteidigungsminister.

Doch weshalb das Ganze, schließlich haben die USA schon immer sehr viel Geld in ihr Militär gesteckt? "Warum machen die Amerikaner das? Weil sie mit ihren Schulden nicht klarkommen", brachte es Sinn auf den Punkt. Das Land habe jahrzehntelang über seine Verhältnisse gelebt, mit weniger Industrie und höherem Konsum. Das sei lange gut gegangen, da die Finanzmärkte der größten Industrienation der Welt vertraut und sie finanziell gestützt hätten. Doch das Vertrauen schwindet rasant. "Die Märkte sind sowas von nervös", warnte Sinn.

Ökonom: Dieser Gegner kann Trump besiegen

Auch die Politologin Cathryn Clüver Ashbrook wies bei "Lanz" daraufhin, dass das Interesse an US-Staatsanleihen zuletzt deutlich nachgelassen hatte. Sprich: Den Vereinigten Staaten fällt es immer schwerer, sich Kapital zu besorgen. Denn die Finanzmärkte würden einen drohenden Konkurs der USA immer stärker einpreisen, wie Sinn erklärte. Das US-Modell implodiere geradezu – und das bedroht auch Trump ganz direkt.

Ob die Finanzmärkte in der Lage seien, Trump in die Knie zwingen, wollte Lanz von dem Ökonomen wissen. "Ja, natürlich sind sie das", erwiderte Sinn. Das Szenario sei denkbar, wenn Trumps geplante Steuersenkungen nicht wie erhofft die Wirtschaft belebten und stattdessen die noch größere Staatsverschuldung die Kapitalflucht aus den USA vorantreibe.

Die Finanzmärkte machen derzeit der Trump-Regierung einen Strich durch die Rechnung, wie Clüver meinte. "So ist übrigens auch der Streit mit Elon Musk zu begründen", erklärte die Politexpertin von der Bertelsmann Stiftung die just nach dem Merz-Treffen eskalierte Schlammschlacht der einstigen Weggefährten. Musk hatte Trump unter anderem bezichtigt, stärker als bislang bekannt in den Missbrauchsskandal um dessen ehemaligen Freund Jeffrey Epstein verwickelt zu sein.

Musk habe grundsätzlich mit seinen Warnungen vor noch mehr Schulden durchaus recht, meinte Clüver. Am Ende bleibe nur noch Geld für die Verteidigung übrig, während der Sozialstaat geplündert werde. "Wer leidet: Die Ärmsten der Ärmsten", konstatierte die ehemalige Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Markus Lanz" vom 5. Juni 2025
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