Neue Getränke-Rangliste Russland wirft Deutschland aus den Top-5 der Bierbrauer

Weltweit fällt die Bundesrepublik aus den Top-5 der größten Bierproduzenten. Bei einer wichtigen Zutat ist sie aber die weltweite Nummer eins.
Russland hat Deutschland aus den Top-5 der weltweit größten Bierproduzenten verdrängt. Während hierzulande vergangenes Jahr etwas weniger gebraut wurde, stieg der Ausstoß dort deutlich an, wie aus dem aktuellen Branchenbericht des weltgrößten Hopfenhändlers Barthaas in Nürnberg hervorgeht. Damit verliert Deutschland auch seinen Titel als Europameister der Bierproduzenten, den es seit 2013 innehatte. Weltweite Nummer eins der Braunationen bleibt China vor den USA.
Entscheidender Grund für den Wechsel an der europäischen Spitze ist laut Heinrich Meier, der den Bericht verfasst hat, dass die Bierproduktion in Russland um rund 9 Prozent auf 9,1 Milliarden Liter zulegte. In Deutschland sank sie dagegen um ein Prozent auf 8,4 Milliarden Liter. Noch vor fünf Jahren hatte der Bericht Deutschland einen Vorsprung von rund 1,4 Milliarden Litern bescheinigt.
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Den Anstieg des Bierausstoßes in Russland führt Barthhaas-Geschäftsführer Thomas Raiser unter anderem darauf zurück, dass dort inzwischen weniger Bier importiert und die heimische Produktion angeschoben werde.
Nummer eins China
Im Vergleich zu den weltweiten Nummern eins und zwei sind das kleine Zahlen: China kam dem Bericht zufolge auf gut 34 Milliarden Liter, die USA auf gut 18 Milliarden – dabei mussten beide Rückgänge um rund 5 Prozent hinnehmen. Ebenfalls mehr Bier als Russland und Deutschland produzierten 2024 Brasilien und Mexiko mit 14,7 und 14,5 Milliarden Litern. Die weltweite Produktion sank minimal auf 187,5 Milliarden Liter.
Die Brauereilandschaft in Deutschland ist vergleichsweise kleinteilig. Das größte Unternehmen, die Radeberger Gruppe, liegt weltweit nur auf Platz 23. Hinzu kommen viele kleine Brauereien, die mit hohen Kosten kämpfen. Zudem zeigt sich in Deutschland in den vergangenen Jahren ein eher rückläufiger Trend beim Bierkonsum. Ein weiterer Abstieg im weltweiten Ranking ist aber in den kommenden Jahren kaum zu erwarten: Zur Nummer sieben, Japan, hat Deutschland knapp vier Milliarden Liter Vorsprung.
Die Nachfrage in den traditionellen Bierländern der westlichen Industrienationen sieht man bei Barthhaas rückläufig. Dahinter stecken unter anderem die alternde Bevölkerung, der Wettbewerb durch immer mehr andere Getränke und eine sinkende Kaufkraft in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Beim Hopfen liegt Deutschland vorne
Bei der Produktion von Hopfen, einer der drei traditionellen Zutaten für Bier, ist Deutschland dagegen Weltmeister. 2024 wurden hierzulande laut Barthhaas 46.536 Tonnen geerntet, die USA als aktuell weltweite Nummer zwei kamen auf 39.995 Tonnen. Die letzten Entwicklungen der Anbauflächen deuten darauf hin, dass das auch bei der im laufenden Jahr anstehenden Ernte so bleiben könnte. Die beiden Länder sind dabei für rund zwei Drittel der weltweiten Ernte von 113.528 Tonnen verantwortlich.
Weltweit gehen allerdings die Hopfenanbauflächen zurück, weil es trotz teilweise sinkender Erntemengen seit Jahren eine strukturelle Überversorgung mit der Pflanze gibt, die dem Bier unter anderem seine bittere Note verleiht. Dahinter stehen mehrere Effekte: Einerseits enthielt der geerntete Hopfen, auch dank ertragreicher Sorten, mehr von der bitteren Alphasäure, sodass weniger gebraucht wird. Andererseits beobachtet Geschäftsführer Raiser, dass derzeit eher Biere mit weniger Hopfen gefragt sind. Die Hopfenanbauflächen werden also voraussichtlich weiter zurückgehen.
Die Folgen dieses Wandels sind auch in Deutschland spürbar. Die Zahl der Hopfenbauern im Land sinkt seit einiger Zeit. In diesem Jahr ist sie auf unter 1.000 gefallen. Ein "historischer Tiefststand", wie der Verband Deutscher Hopfenpflanzer jüngst vermerkte. Noch 2010 gab es laut Barthhaas 1.435 Betriebe. Weil mit der in wenigen Wochen anstehenden Ernte auch viele Abnahmeverträge auslaufen und die Preise unter Druck stehen, hält Raiser es für möglich, dass sich der Rückgang sogar noch weiter beschleunigt.
- Nachrichtenagentur dpa