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Jahresrückblick: Wie 2016 unser Leben verändert hat


Früchte des Terrors
Wie 2016 unser Leben verändert hat

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 26.12.2016Lesedauer: 4 Min.
Terror in Nizza und Berlin: Durch das gesamte Jahr zogen sich islamistische Anschläge.Vergrößern des BildesTerror in Nizza und Berlin: Durch das gesamte Jahr zogen sich islamistische Anschläge. (Quelle: dpa-bilder)
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Der Terror ist 2016 in Deutschland angekommen. Während die Politik nach Lösungen im Umgang mit der Bedrohung sucht, profitieren Terror-Milizen wie der Islamische Staat (IS) und Rechtspopulisten wie die AfD. Die Verlierer: Die Menschen im Land. Denn sie müssen auf sich gestellt lernen, mit der neuen Situation umzugehen.

Bis zum vierten Advent blieb es ruhig. Dann ist es doch passiert. Ein Lastwagen rast auf den Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche. Die schreckliche Bilanz: 12 Tote und über 50 Verletzte.

Die Bilder gleichen denen von Nizza. Auch dort raste ein Lastwagen in die Menge. Mindestens 86 Menschen sterben bei dem Anschlag am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag.

Anschläge verändern Lebensgefühl

Der IS hat bereits im September 2014 Angriffe wie diesen vorgeschlagen: nicht mit Waffen, sondern mit allgemein zugänglichen Mitteln, Messern, Äxten wie in Würzburg - oder eben Autos. Anschläge, die jeder ohne Sprengstoffkenntnis und ohne illegale Waffen begehen kann.

Nizza, die Axt-Attacke von Würzburg, Brüssel, die Anschlagsserie in Paris und der erste IS-Selbstmordanschlag auf deutschem Boden in Ansbach haben das Lebensgefühl verändert.

Sicherheit - aber keine Überwachung

"Wir müssen alles Menschenmögliche tun, notfalls dann auch die Gesetze verändern, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten", versprach Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kürzlich, einmal mehr.

In Berlin ist dies einmal mehr nicht gelungen. Der 23-jährige Tunesier Anis Amri konnte seine Bluttat ausführen und wurde erst Tage später von Polizisten in Italien gestellt. Noch ist unklar, wie und ob das Unheil hätte verhindert werden können.

Behörden setzen auf schärfere Gesetze

Die Behörden setzen auf mehr Kontrolle, auf den Straßen und Datenautobahnen. Die Polizei wird besser ausgestattet, Gesetze werden verschärft, Überwachungsmöglichkeiten werden ausgebaut. Im nächsten März sollen Polizei und Bundeswehr erstmals gemeinsam für einen Einsatz im Terrorfall üben.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) will mehr Videotechnik im öffentlichen Raum. Bundespolizisten sollen Bodycams bekommen, an der Uniform getragene Kameras. In einem Pilotprojekt werden in Nordrhein-Westfalen gerade beschleunigte Verfahren für ausländische Gefährder und straffällige Ausreisepflichtige geprüft.

Politik, Behörden und die gesamte Gesellschaft stehen vor einer schweren Aufgabe: Höchstmögliche Sicherheit schaffen ohne ein Übermaß an Überwachung - und ohne Einschränkung des alltäglichen Lebens. Denn das, da sind sich Experten einig, würde Extremisten in die Hände spielen - Islamisten ebenso wie Rechtsradikalen.

Die unsichtbare Gefahr

Destabilisieren, verunsichern, Misstrauen schüren: "Angst und Schrecken verbreiten ist ein fundamentales Ziel der Islamisten", sagt der Autor und Traumatologe Jan Ilhan Kizilhan, der sich seit Jahren mit der Strategie der Terrormiliz "Islamischer Staat" auseinandersetzt und gerade ein neues Buch "Psychologie des IS" mitveröffentlicht hat. "Sie wollen unsere Struktur stören und den Westen bloßstellen, zeigen, dass er seine Menschen nicht schützen kann. Und dass sie eine mächtigere Kultur haben, die sie uns am Ende überstülpen wollen."

Ist der erste Teil der infamen Strategie schon aufgegangen - gerade jetzt in Berlin? Die U-Bahnen waren zuletzt weiter voll, Konzerte gut besucht. Doch wo früher Menschen gemeinsam unbeschwert feierten, scheint plötzlich ein Gefahrenpotenzial zu lauern.

Kollektive Terrorangst in München

Weniger Gäste kamen zum - erstmals komplett umzäunten - Oktoberfest. Die traditionellen Böllerschüsse zum Start ließen die Veranstalter vorsorglich ankündigen - weil der Gedanke an eine Explosion Panik hätte auslösen können. Wochen zuvor hatte in München der Amoklauf eines Einzelnen die ganze Stadt stundenlang in kollektive Terrorangst gestürzt.

Mehr Vorsicht, mehr Misstrauen - und mehr Fremdenfeindlichkeit sind Früchte der Furcht. In Würzburg und Ansbach waren die Täter Flüchtlinge. Mehrfach - etwa in Schleswig-Holstein und in Leipzig - standen Flüchtlinge mit syrischen Pässen unter Terrorverdacht. Auch die Attentäter von Paris waren als Flüchtlinge ins Land gekommen.

"Unser Gefühlspendel schwingt rascher aus"

Das ist Wasser auf die Mühlen der Rechten in Europa, von FPÖ über Front National bis zur Alternative für Deutschland (AfD), die erheblich zugelegt hat und bei Umfragen häufig als drittstärkste Kraft abschneidet, vor Grünen und Linken.

Die Migranten zu diskreditieren, damit Misstrauen zu säen und die Gesellschaft zu spalten, gehört laut Experten zur Strategie des IS. Vielerorts bröckelt die anfängliche Willkommenskultur. Stattdessen werden strengere Regeln im Umgang mit Migranten diskutiert, weniger Leistungen sollen sie bekommen und sich besser anpassen.

"Gefühlspendel schwingt rascher aus"

Es waren in diesem zu Ende gehenden Jahr freilich nicht nur die Anschläge des IS, sondern auch andere Ausbrüche von Gewalt wie das Attentat von Orlando und der Putschversuch in der Türkei, der Amoklauf in München und die Übergriffe der Kölner Silvesternacht, die das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt haben. "In der Wahrnehmung der Menschen fließen viele Dinge zusammen", sagte der Wiesbadener Rechtspsychologe Rudolf Egg vor wenigen Wochen.

Vor allem die zeitlich kurze Abfolge der jüngsten Ereignisse habe Sorge und Unsicherheit geschürt. Es gebe eine größere Sensibilität. "Unser Gefühlspendel schwingt rascher aus bei einzelnen Vorkommnissen - aber es schwingt auch wieder zurück", sagte Egg damals. "Die Menschen sind zum Glück vergesslich." Auch die Vorweihnachtszeit stimme sie ruhiger - "solange nichts passiert". Doch jetzt ist etwas passiert - genau vor Weihnachten. Folge: Die Verunsicherung steigt.

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