Der Sturm auf das Kapitol in den USA wirft Fragen über die Mechanismen des politischen Systems auf. Ein t-online-Leser schildert seine Erkenntnisse und erklärt, wie Demokratie unter den Bedingungen funktionieren kann.
Wir fragen unsere Leser regelmäßig, welche Themen sie momentan besonders beschäftigen und bitten sie, auf die Berichterstattung von t-online zu reagieren. In Lesermails an die Redaktion formulieren sie ihre Gedanken, die sie publik machen wollen. Hier eine Auswahl:
8. Januar 2021 t-online-Leser Thomas Antkowiak über den Sturm auf das Kapitol in Washington, D.C.
"Wir alle haben mit Entsetzen auf den Sturm auf das Kapitol der Vereinigten Staaten von Amerika geschaut. Dass dies möglich war, scheint mir immer mehr auch ein gesellschaftliches Problem zu sein. Unser Bundespräsident hat hier richtigerweise an den Sturm auf unseren Reichstag erinnert. Auch hier sind Populisten am Werk gewesen, die Gesellschaftsgruppen, aus welchen Gründen auch immer, für sich zu nutzen wussten. Die Voraussetzung dafür ist das schwindende Interesse einer Gesellschaft an der Politik, an der Verpflichtung des einzelnen Bürgers, sich gesellschaftspolitisch zu informieren und zu interessieren, um dann zu einem hoffentlich objektiven Meinungsbild zu kommen.
Eine Demokratie überlebt nicht, wenn wir uns vorkauen lassen, was zu tun ist. Anscheinend ist es Donald Trump ausgezeichnet gelungen, genau das tu tun. Eine Demokratie kann aber nur überleben, wenn das Leistungssystem die Möglichkeit bietet, in bezahlbarer, sozialer Verantwortung auch die schwächeren Zeitgenossen unserer Gesellschaft mitzutragen, was unsere verdammte Pflicht ist. Deutschland verfügt über solch ein soziales Netz. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn dem nicht so wäre."
5. Januar 2021: t-online-Leserin Heidemarie Schubert-Kluge über den Lockdown: "Ich hätte mir das bereits im Oktober gewünscht"
"Ich empfinde es als selbstverständlich, dass wir jetzt strengere Regeln einhalten müssen – ich hätte mir das bereits im Oktober gewünscht. Was ich jedoch nicht verstehe ist, dass diese Beschränkungen immer nur auf maximal vier Wochen beschlossen werden. Dadurch, so könnte ich mir vorstellen, sinkt die Zustimmung zu diesen Maßnahmen, wenn sie immer wieder verlängert werden und sich niemand das wirkliche Ende ausrechnen kann.
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Mein Vorschlag wäre: Shutdown so lange, bis der Inzidenzwert für ganz Deutschland zwei Wochen lang maximal zehn beträgt.
Damit muss jedem klar sein, dass es nur an ihm liegt, wie schnell der Shutdown ein Ende hat. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich dann mehr Menschen an die Regeln halten. Und: Diese Regel wäre in meinen Augen eine klarere Aussage als dieses immer wieder Ja-Nein-Ja-Nein."
4. Januar 2021: t-online-Leserin Anka Heilmann über Corona-Maßnahmen für den Schulunterricht: "Förderschüler mit ihren Besonderheiten werden kaum berücksichtigt"
"Ich vermisse in der gegenwärtigen Diskussion die Frage, wie der Präsenzunterricht an Schulen fortgeführt werden kann. Außerdem werden Förderschüler mit ihren Besonderheiten kaum berücksichtigt. Natürlich ist die Situation der Familien teilweise sehr schwierig, weil sie die aufwendige Betreuung ohne Unterstützungsnetz stemmen müssen. Aus epidemiologischer Sicht ist die Betreuung in der Schule allerdings schwierig. Viele Schüler können den Mundschutz nicht richtig tragen und brauchen Hilfe, ihn korrekt aufzusetzen oder nehmen ihn in den Mund und durchfeuchten ihn. Es gibt auch etliche vom Mundschutztragen befreite Schüler, die Personen anspucken. Zum Teil werden diese Schüler von Integrationshilfen eng betreut, die AHA-Regeln lassen sich nicht umsetzen. Abstand halten funktioniert nicht zuverlässig.
- Lesermail-Blog: Oktober bis Dezember 2020
Die Schüler werden größtenteils im Spezialtransport zur Schule gebracht und sitzen durchmischt über lange Zeit zusammen. Ich verstehe nicht, dass zum einen das zuverlässige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht Voraussetzung für den Besuch der Schule in Pandemiezeiten ist und dass die Eltern nicht mehr in die Pflicht genommen werden, wenn möglich ihre Kinder selbst zu bringen. Ich würde mir wünschen, dass die Politik auch diese Sorgen berücksichtigt!"
2. Januar 2021: t-online-Leser Sven Stadie über China: "Die ganze westliche Welt sollte sich von China nach überstandener Pandemie etwas stärker distanzieren"
"Ich frage mich, warum sich die ganze Welt mit China gut stellt. Die haben die Pandemie nur so schnell in den Griff bekommen, weil es dort eine autoritäre Regierung gibt, die auf demokratische Freiheiten pfeift. Da wird beispielsweise eine Ausgangssperre angeordnet und wer sich nicht daran hält, kommt in den Knast. Eventuell wird sogar gefoltert, aber so weit möchte ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Es gibt staatliche Überwachung durch Corona-App-Pflicht und vieles mehr.
Anfangs wollte China sogar vertuschen, dass Covid-19 aus deren Land kommt, beziehungsweise es herunterspielen. Die meisten scheinen es schon wieder vergessen zu haben. Die ganze westliche Welt sollte sich von China nach überstandener Pandemie etwas stärker distanzieren. Eigentlich sollten die für die Impfstoffkosten und den entstandenen wirtschaftlichen Schaden in Regress genommen werden."
- Newsblog zu Covid-19: Alle aktuellen Informationen
- Verlust durch Corona: ''Mein Vater musste qualvoll und völlig allein an Covid-19 sterben''
- Leser über ihr 2020: ''Eine Rückkehr ins alte, stressige Leben kommt nicht mehr in Frage''
Die in Lesermails geäußerten Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online-Redaktion.