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Olaf Scholz bei "Maybritt Illner" befragt: "Wie lange werden Sie regieren?"


Scholz wird bei "Maybritt Illner" befragt
"Wie lange werden Sie gegen die Stimmung regieren?"


Aktualisiert am 08.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Olaf Scholz bei "Maybrit Illner": Der Bundeskanzler will die Solidarität Deutschlands mit der Ukraine trotz wachsender wirtschaftlicher Probleme im eigenen Land so lange wie nötig beibehalten. (Quelle: Svea Pietschmann/ZDF/dpa)

Der Gasengpass ist laut Scholz abwendbar. Man dürfe sich trotz ernster Lage "nicht reinsteigern". Bürger in der Runde meinen: Die Katastrophe ist längst da.

Die Debatte um eine drohende Gasknappheit im Herbst wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu pessimistisch geführt. "Damit wir uns da nicht reinsteigern: Das ist jetzt nicht zwangsläufig so, dass es zu dieser Entwicklung kommt. Es wäre nur unverantwortlich, sich nicht darauf vorzubereiten", sagte er am Donnerstag bei "Maybrit Illner".

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Eine Mangellage sei nicht allein dadurch schon real, weil wir sie herbeiredeten. "Sondern es ist da, wenn sie da ist", folgte ein typischer Scholz-Satz. So richtig beruhigt schien aber am Ende der Fragerunde mit dem Kanzler keiner der Bürger im Studio gewesen zu sein.

Die Gäste

  • Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler
  • Ralf Berning, Intensivpfleger, Ex-Zeitsoldat
  • Cornelia und Steffen Stiebling, führen eine Bäckerei
  • Rifka Lambrecht, Studentin, engagiert sich für Klimaschutz
  • Kateryna Mishchenko, Verlegerin, aus Kiew geflüchtet

Ukraine-Krieg, Energiekrise, Rekordinflation, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit – in allen Bereichen gab sich Scholz Mühe, auf seinem Drehstuhl buchstäblich betont zugewandt die Ängste der Bürger zu zerstreuen. Während die aber nach konkreten Hilfestellungen für ihren Alltag fragten, antwortete der Kanzler lieber mit dem Verweis auf 30 Milliarden schwere Sofortprogramme oder Deutschlands angeblich gutes Abschneiden im internationalen Vergleich.

In seinem Überschwang erklärte der Sozialdemokrat selbst die Pandemie für beendet, als er meinte: "Wir haben ja sogar schon am Ende der Corona-Krise weniger Schulden gehabt als die meisten der G7-Staaten vor der Krise."

Krankenpfleger geht Scholz hart an

Krankenpfleger Ralf Berning überzeugte das nicht. Er empfahl Scholz, sich bei der Kommunikation ein Beispiel an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) zu nehmen. Der rede so, dass man es verstehe. Scholz hingegen habe in einem Interview bei der Frage, ob er Ideen zum Energiesparen habe, lapidar mit "Nö" geantwortet.

"Dann fühlt der Bürger sich veräppelt. Da muss man sich vielleicht vorher ein bisschen besser vorbereiten und mit konkreten Ideen kommen", sagte der ehemalige Zeitsoldat, der als Ausbilder in Kundus gedient hat.

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Während der oft in Talkshows eingeladene Berning derzeit Teile des Urlaubsgeldes für die Jahresendabrechnung zur Seite legt, stand die Familienbäckerei von Cornelia und Steffen Stiebling wegen horrender Nachzahlungen im Januar schon kurz vor dem Ruin.

Die Kosten für Energie oder auch Verpackungen hätten sich teils verdreifacht, berichtete das aus Thüringen zugeschaltete Paar, das seinen Familienbetrieb in dritter Generation mit 30 Angestellten führt. Die Preissteigerungen könnten aber nicht an die Kunden weitergegeben werden: "Das kauft dann keiner mehr."

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Steffen Stiebling beschäftigt mittlerweile auch drei Geflüchtete aus der Ukraine in seiner Bäckerei. Bei aller Sympathie für die Kriegsopfer warf er Scholz eine unverantwortliche Russland-Politik vor: "Deutschland kann doch nicht gegen einen Staat, von dem es derart abhängig ist, Sanktionen verhängen und derart das Feuer schüren." Der 58-Jährige plädierte dafür, die Pipeline Nord Stream 2 ans Netz zu nehmen. "Ich kann doch nicht dieses Land komplett vor die Wand fahren, weil ich gegen den Krieg bin. Der Schaden ist unermesslich", warnte er. "Wenn es kein Gas mehr gibt, können wir nicht mehr backen, dann ist der Ofen aus."

"Wie lange werden Sie gegen die Stimmung regieren?", fragte Illner den Kanzler. "Ich glaube, dass man immer nur mit der Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger agieren kann, aber ich glaube, dass das sehr lange möglich sein wird", erwiderte der Regierungschef. Er rechne damit, "dass wir, solange es notwendig sein wird, die Solidarität mit der Ukraine aufrechterhalten werden können".

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Klima gegen Krieg?

Zur Sorge gerade im Mittelstand sagte Scholz: "Wir werden nicht alle Preise runter subventionieren können. Das kann kein Staat der Welt." Die Regierung versuche aber ihr Bestes, damit die Preise nicht durch die Decke gingen. "Es muss natürlich so sein, dass man sich das Leben leisten kann", unterstrich Scholz. Apropos "Leben": "Jetzt gerade sehe ich nicht, dass es moralisch vertretbar ist, Kinder in die Welt zu setzen", sagte Studentin und Klimaschützerin Rifka Lambrecht.

Sie warf Scholz vor, mit der Rückkehr zu Kohle und sogar Atomenergie die "Klimakriege" von morgen mitzuverantworten. "Ich habe das Gefühl, dass Sie den Krieg gegen das Klima ausspielen", sagte das Mitglied des Jugendrats der Generationen Stiftung. Junge Menschen seien die Verlierer der Krise. "So sehe ich keine Zukunft in Ihrer Zukunftskoalition", sagte die 21-Jährige.

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Sowohl sie als auch Berning geißelten in der Frage der Steuergerechtigkeit die FDP als Bremse oder gar "dreisten" Blockierer in der Ampelkoalition. "Man muss endlich Politik der klaren Kante machen", forderte der Intensivpfleger. Es könne doch nicht sein, dass Konzerne Kurzarbeit anmeldeten, dann aber Dividenden an Anleger ausschütteten. Bäcker Berning sah es ähnlich. Einige Firmen seien in der Corona-Krise sehr, sehr reich geworden: "Es muss doch möglich sein, den Gewinn von Amazon zu besteuern. Bei jeder kleinen Firma wird das gemacht."

Wen will Scholz retten, wollte Illner wissen: die Ukraine, das Klima, die deutsche Wirtschaft? "Die Aufgabe ist, alles hinzukriegen", sagte der Bundeskanzler. Entsprechend optimistisch gab er sich in sämtlichen Bereichen: "Der Staatsbankrott steht wirklich nicht bevor", "Wir bereiten uns wirklich jeden Tag mit großer Intensität vor", "Die Klimakrise wird nicht untergehen."

Ganz anders die Stimmung in der Thüringer Familienbäckerei. "Wie lange halten Sie noch durch?", fragte Illner. "Wir wissen es wirklich nicht. Es ist ein Wunder, dass wir heute noch da sind", sagte Steffen Stiebling. Ganz hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Allerdings womöglich auch nur aus reiner Ungläubigkeit: "Irgendein Wunder muss geschehen. Das ist ja keine Zukunft."

Verwendete Quellen
  • zdf.de: "Maybrit Illner" vom 7. Juli 2022
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