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Antje Vollmer (†79): Die frühere Bundestagsvizepräsidentin ist tot


Nach langer Krankheit
Frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer ist tot

Von dpa, afp, lw, cli

Aktualisiert am 16.03.2023Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:230316-99-977576Vergrößern des BildesAntje Vollmer: Sie starb mit 79 Jahren. (Quelle: Uwe Zucchi)
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Antje Vollmer ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Sie war die erste grüne Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags und galt als Vermittlerin zwischen "Realos" und "Fundis".

Die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer gehörte zu den Grünen-Politikerinnen, die weit über die Grenzen ihrer Partei hinaus geschätzt wurden. Mit einem gesunden Machtinstinkt ausgestattet, galt sie als Vermittlerin zwischen scheinbar unüberwindlich geltenden Haltungen. Am Mittwoch ist sie mit 79 Jahren gestorben.

Sie sei im Kreise der Familie nach langer schwerer Krankheit friedlich gestorben, sagte ihr Sohn Johann Vollmer am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Die promovierte Theologin war zwischen 1994 und 2005 Bundestagsabgeordnete ihrer Partei und Vizepräsidentin des Bundestags.

Der Bundestag unterbrach am Donnerstag eine laufende Debatte über das 49-Euro-Ticket für eine Schweigeminute. Die amtierende Präsidentin Yvonne Magwas (CDU) sprach Vollmers Familie das Mitgefühl des Parlaments aus und bat die Abgeordneten um ein kurzes Innehalten in Gedenken an Vollmer.

"Sie hat ihren eigenen Kopf behalten"

"Sie war von Beginn an dabei und hat Vieles von dem durchgekämpft, wovon wir heute profitieren", schrieb Vollmers Parteikollegin Katrin Göring-Eckhardt auf Twitter. "Und sie hat ihren eigenen Kopf behalten, unbeugsam! Danke Antje." Göring-Eckhardt war 2005 als grüne Vizepräsidentin des Bundestags auf Vollmer gefolgt.

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Auch die Politische Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Emily Büning, erinnerte an Vollmer. "Meine Gedanken sind bei ihren Hinterbliebenen. Mein herzliches Beileid", schrieb Büning.

Gleichberechtigte Dreierspitze

Die gebürtige Westfälin Vollmer (*31. März 1943) betrat 1983 die politische Bühne. Damals zog sie für die ökologisch-kritische Initiative "Bauernblatt" auf der offenen Liste der Grünen in den Bundestag ein.

1984 wurde sie in den ausschließlich aus Frauen bestehenden Fraktionsvorstand gewählt – die Partei hatte das "Feminat" ausgerufen. Mit Waltraud Schoppe und Annemarie Borgmann bildete Vollmer eine gleichberechtigte Dreierspitze als Sprecherinnen. "Die weibliche 3-er Spitze war legendär", schrieb Göring-Eckhart am Donnerstag auf Twitter. Bis zum vorübergehenden Ausscheiden der West-Grünen aus dem Bundestag Ende 1990 blieb Vollmer, mit Unterbrechungen, eine der Fraktionssprecherinnen.

Dialog mit RAF-Häftlingen

Ab 1985 hatte sie sich zunehmend für den Dialog mit inhaftierten RAF-Häftlingen engagiert. Bei den Grünen gehörte Antje Vollmer zunächst eher zum linken Flügel und bemühte sich später mit dem von ihr 1988 initiierten "Grünen Aufbruch", die Gräben zwischen "Realos" und "Fundis" zu überwinden. Unumstritten blieb Vollmer aber auch in der eigenen Partei nie. So wandte sie sich etwa gegen den deutsch-deutschen Einheitsvertrag, der ihrer Meinung nach die Einheit auf die "teuerste nur mögliche Weise" herstellte. Zuletzt hatte sie sich öffentlich kritisch zum Kurs der Bundesregierung im Ukraine-Krieg geäußert.

Anfang der 1990er Jahre zog sich Vollmer aus der Parteipolitik für eine Zeit lang zurück. Sie arbeitete in einer Epilepsie-Klinik in Bethel und betätigte sich als Publizistin.

Sensationelle Rückkehr

Bei der Bundestagswahl 1994 kehrte Vollmer über die hessische Landesliste ins Parlament zurück und wurde – sensationell mit Stimmen der Regierungskoalition, allerdings ohne die der SPD – als erste Grünen-Politikerin zur Vizepräsidentin des Bundestages gewählt.

Auch der langjährige Bundestagsabgeordnete und frühere Bundesminister Peter Altmaier (CDU) erinnerte nun an Vollmer. Sie sei "eine unbequeme Mahnerin, eine unbeirrbare Humanistin und eine bedeutende politische Persönlichkeit" gewesen, schreibt Altmaier auf Twitter. "Sie hat viel dazu beigetragen, die Grünen von einer linken Protestbewegung zu einer demokratischen Parlamentspartei zu machen. Ihr Tod ist ein großer Verlust."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Twitter
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