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Binnen 24 Stunden: Merkel trifft auf Obama und Trump


Bundeskanzlerin zwischen Gott und Waffen
Merkel trifft Obama und Trump am selben Tag

dpa, Kristina Dunz

23.05.2017Lesedauer: 3 Min.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft sich kurz nacheinander mit Barack Obama und Donald Trump. (Archiv)Vergrößern des BildesBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft sich kurz nacheinander mit Barack Obama und Donald Trump. (Archiv) (Quelle: Maurizio Gambarini/dpa-bilder)
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Erst spricht die Kanzlerin mit Barack Obama auf dem Kirchentag in Berlin, dann mit Donald Trump auf dem Nato-Gipfel in Brüssel. Pendeldiplomatie der besonderen Art. Es geht um Krieg und Frieden.

Dieser Auftritt passt so schön in die Agenda der Angela Merkel, dass man kaum an Zufall glauben mag. Die christdemokratische Protestantin und Bundeskanzlerin spricht zu Christi Himmelfahrt beim Evangelischen Kirchentag über das Thema "Engagiert Demokratie gestalten" - und zwar vor dem Brandenburger Tor und gemeinsam mit dem in Deutschland beliebten früheren US-Präsidenten Barack Obama.

Aber es geht noch mehr an diesem Tag. Denn Merkel fliegt gleich im Anschluss zum Nato-Gipfel nach Brüssel und trifft dort Obamas viel kritisierten Nachfolger Donald Trump, um über die Militärallianz zu beraten, Rüstungsausgaben, den Syrien-Krieg.

Treffen mit Obama und Trump am selben Tag

Angela Merkel zwischen Gott und Waffen, zwischen zwei US-Präsidenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, an einem Tag in zwei verschiedenen Städten mit grundverschiedenen Themen. Besser kann es kaum laufen. Erst recht nicht in Wahlkampfzeiten. Wenngleich im Kanzleramt der eigene Einfluss auf die Terminfolge bestritten wird.

Schließlich habe sich die Evangelische Kirche schon vor einem Jahr um Obamas Teilnahme bemüht, als noch kein Mensch glaubte, dass Trump der 45. Präsident der USA werden wird. Und außerdem sei lange unklar gewesen, wann der Nato-Gipfel überhaupt stattfindet. Dass nun beides auf einen Tag fällt, könne Merkel auch nicht ändern.

Sie würde es wohl aber auch nicht ändern wollen. Von Grünen-Politikern hörte man bereits durchaus amüsiert, die Kanzlerin "immunisiere" sich mit Obama gegen Trump. "Engagiert Demokratie gestalten" - schon der Titel der Diskussion sei angesichts von Trumps fragwürdiger Regierungspolitik per Dekret oder Vorgehensweise gegen Medien eine Botschaft - auch wenn Obama den Namen Trump bei dieser Gelegenheit vermutlich gar nicht in den Mund nehmen wird. Doch, alles was Obama über Demokratie sagt, dürfte mit Trumps Verhalten abgeglichen werden.

Kanzlerin informiert Trump über Treffen mit Vorgänger

Merkel selbst hat wohl nicht ausgeschlossen, dass Trump ihre Kirchentagsdebatte mit Obama als Provokation auffassen könnte. Sonst hätte sie ihn kaum vorgewarnt, wie Diplomaten berichten. Die Kanzlerin hat demnach schon vor Wochen Trump persönlich informiert.

Sie wird nun just vor Trumps erster Teilnahme an einem Nato-Gipfel mit seinem Vorgänger über die Zivilgesellschaft sprechen, über Demokratie, Freiheitsrechte. Mit dem ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten, der bei seinen Besuchen in Deutschland von den Bürgern immer begeistert empfangen wurde, und der Merkel zum Schluss seiner achtjährigen Amtszeit 2016 als wichtigste Partnerin im Ausland und Freundin bezeichnete. Die Menschen werden ihm in Berlin wieder zujubeln. Und damit auch Merkel. Schöne Bilder für die Kanzlerin.

Als Trump im Herbst zum neuen US-Präsidenten gewählt worden war, hatten US-Medien Merkel als letzte Hoffnung der westlichen Welt für Werte wie Pressefreiheit, Religionsfreiheit, Menschenrechte und Gleichberechtigung beschrieben. Merkel regiert seit 2005, ist bei internationalen Treffen oft die Dienstälteste, hat die Finanz-, die Schulden-, die Euro- und die Flüchtlingskrise überstanden. Sie gilt vielen als standhaft und berechenbar. Ein hohes Gut in einer Welt, die viele Bürger aus den Fugen geraten sehen. Dass sie als "Retterin" demokratischer Werte gesehen wurde, hat sie selbst "absurd" genannt. Sie dürfte aber nichts dagegen haben, in Obamas Glanz zu stehen.

Politische Nähe zu Trump könnte Merkel schaden

Wenige Stunden später wird sie den neuen weißen Präsidenten treffen, den Milliardär, der Amerika lieber wie ein Unternehmer und nicht wie ein Politiker führen möchte. Bei ihrer ersten Begegnung im März in Washington konnte Merkel punkten. Sie wirkte neben ihm professionell und freundlich - und distanziert als er einen schlechten Witz über Obama machte. Trump machte mitunter einen unsicheren Eindruck.

Die neue US-Administration sucht dem Vernehmen nach einen engen Draht zum Kanzleramt, um sich in internationalen Fragen wie zu Nato-Einsätzen oder zum Freihandel oder zur Berufsausbildung auszutauschen. Selten war so viel deutscher Einfluss möglich, heißt es. Für Merkel ist das nicht ohne Risiko.

Unabhängig, was Trump daraus machen wird - in Deutschland ist er nicht beliebt. Eine starke Nähe Merkels zu ihm könnte Wähler verstören. Zu Trumps erstem Deutschland-Besuch in Hamburg im Juli werden zahlreiche Demonstranten erwartet. Protest statt Jubel. Trump statt Obama. Zu Christi Himmelfahrt versucht Merkel es mit Pendeldiplomatie zwischen beiden.

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