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Amokfahrt in Münster: So steht es um die Verletzten


Amokfahrt in Münster
Drei Verletzte schweben in Lebensgefahr

dpa, ds

Aktualisiert am 09.04.2018Lesedauer: 4 Min.
Blumen vor der Gaststätte Kiepenkerl. Am Samstag fuhr ein Mann in eine Menschenmenge. 20 Personen wurden verletzt, zwei Menschen starben.Vergrößern des BildesBlumen vor der Gaststätte "Kiepenkerl". Am Samstag fuhr ein Mann in eine Menschenmenge. 20 Personen wurden verletzt, zwei Menschen starben. (Quelle: Marcel Kusch/dpa-bilder)
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Drei Opfer der Amokfahrt in Münster kämpfen weiterhin mit dem Tod. Derweil sollen die Sicherheitspläne für den Katholikentag im Mai in Münster noch einmal überdacht werden.

Nach der Amokfahrt in Münster schweben noch drei der Verletzten in Lebensgefahr. Das teilte das Universitätsklinikum Münster mit. Acht Patienten waren am Samstag in das Klinikum gekommen, fünf von ihnen hatten schwere Verletzungen erlitten. Ein Team aus Neuro-, Unfall-, und plastischen Chirurgen übernahm die Versorgung der Opfer, so Michael Raschke, Direktor der Unfallchirurgie. Vier Verletzte mussten sofort in den OP.

"Bei drei Patienten ist nach wie vor unklar, wohin die Reise geht", sagten die behandelnden Mediziner auf einer Pressekonferenz. Am Montagmittag wurden zwei Opfer operiert. Bei einem musste eine schwere Beckenverletzung behandelt werden.

Opfer kamen aus Münster, Hamm und den Niederlanden

Die schwer verletzten Patienten kommen aus dem Münsterland, aus Hamm, aber auch aus den Niederlanden, hieß es von der Uniklinik. Insgesamt waren bei der blutigen Tat am Samstagnachmittag etwa 20 Menschen verletzt worden. Eine 51-jährige Frau und ein 65-jähriger Mann wurden getötet.

Am Montag wollte die NRW-Opferschutzbeauftragte Elisabeth Auchter-Mainz mit den Betroffenen und den Verletzten in Münster zusammenkommen. Über ihren Sprecher rief sie dazu auf, die unschuldigen Betroffenen einer Tat wie in Münster nicht zu vergessen.

„Nach einer tragischen und blutigen Tat wie dieser ist es wichtig, den Opfern die Hilfe anzubieten, die sie benötigen, kurzfristig und auch auf lange Sicht“, sagte der Sprecher des zuständigen NRW-Justizministeriums, Peter Marchlewski.

Der 48 Jahre alte Täter hatte sich nach der Amokfahrt mit einem Campingbus in der Münsteraner Innenstadt in seinem Fahrzeug erschossen. Woher er die Waffe hatte, war zunächst unklar. "Er hatte keinen Waffenschein. Es war keine ordnungsgemäß erworbene Waffe", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montagmorgen dem Sender WDR 5.

Wie verhielt sich der Täter in den letzten Wochen?

Die Polizei untersuchte am Montag weiter die Hintergründe und das Motiv. "Es sieht ganz so aus, dass es sich um einen psychisch labilen und gestörten Täter handelt, der offensichtlich schon länger darüber nachgedacht hat, sich das Leben zu nehmen", sagte Reul im Deutschlandfunk. Es würden zwar nach wie vor auch mögliche andere Hintergründe geprüft. "Aber es spricht schon sehr, sehr viel dafür, dass es ein Einzeltäter war."

Die Berichterstattung zur Amokfahrt in Münster:
-
Gastwirt schildert, wie er die Amokfahrt von Münster erlebte
- Amokfahrer von Münster hinterließ Lebensbeichte
- Reporter Jonas Schaible über den Umgang mit der Gewalt
- Überwältigender Andrang beim Blutspenden

Die Ermittler wollten eine Art Bewegungsprofil des Todesfahrers erstellen. "Wir konzentrieren uns jetzt mit unseren Untersuchungen insbesondere darauf, ein möglichst umfassendes Bild über das Verhalten des Täters in den Vorwochen zu erhalten", sagte der Polizeipräsident von Münster, Hajo Kuhlisch. So wollten die Ermittler dessen Motivation verstehen.

In dem Campingbus hatten Ermittler neben der Tatwaffe auch eine Schreckschusspistole und rund ein Dutzend sogenannter Polenböller gefunden. Weitere "Polenböller" sowie eine unbrauchbar gemachte Maschinenpistole vom Typ AK47 entdeckte die Polizei in Münster.

Der Täter, ein Industriedesigner, habe bereits Ende März eine Mail an mehrere Bekannte geschrieben, teilte die Polizei mit. "Aus dem Inhalt ergaben sich vage Hinweise auf suizidale Gedanken, aber keinerlei Anhaltspunkte für die Gefährdung anderer Personen."

Täter schrieb "Manifest" und klagt über Ärztepfusch

Nach Medienangaben hatte der Mann in der Mail und auch in einem langen Schreiben, das in seiner weiteren Wohnung im sächsischen Pirna gefunden wurde, über Schuldkomplexe, Zusammenbrüche und Ärztepfusch geklagt. Nach dpa-Informationen stammt der Mann aus dem sauerländischen Olsberg, er wuchs in Brilon auf und lebte seit längerer Zeit in Münster.

Nach Ansicht des Kriminologen Christian Pfeiffer zeigt der Täter von Münster alle Merkmale eines Amokläufers. Der Mann sei offenkundig "ein einsamer Wolf ohne soziale Bindung und sozialen Erfolg", sagte Pfeiffer der "Nordwest-Zeitung" in Oldenburg. Aus so einer Ohnmachtserfahrung könne sich der Wunsch nach Macht entwickeln. "Der Amokläufer möchte Herr über Leben und Tod anderer Menschen sein, möchte die Panik in ihren Augen sehen, wenn er sie mit tödlicher Wucht angreift", sagte Pfeiffer. "Das soll ihn entschädigen für all die Niederlagen und Demütigungen, für die er andere verantwortlich macht."

NRW-Innenminister Reul forderte Kommunen auf, selbst vor Ort zu prüfen, wie ihre Innenstädte etwa mit Pollern gesichert werden könnten. "Absolute Sicherheit gibt es einfach nicht", sagte Reul der in Heidelberg erscheinenden "Rhein-Neckar-Zeitung". "Wir können nicht jede Gewalttat verhindern, müssen aber wachsam sein."

Poller sollen Katholiken schützen

So kommt auch das Sicherheitskonzept des Katholikentages Mitte Mai in Münster nochmals auf den Prüfstand. Zum größten Laientreffen der katholischen Kirche werden mehrere Zehntausend Gäste in Münster erwartet. Das gesamte Konzept will der Veranstalter am 24. April vorstellen. In den fünf Tagen im Mai soll es mehr als 1.000 Veranstaltungen in Münster geben.

Darunter sind auch mehrere Großveranstaltungen wie der Eröffnungsgottesdienst auf dem Domplatz und mehrere Gottesdienste auf dem Schlossplatz, der für rund 35.000 Besucher Platz bietet. Auf dem Platz sollen Poller, für die noch Bauarbeiten laufen, vor Angriffen mit Fahrzeugen schützen.

Der Amokfahrer sei bereits auffällig gewesen und der Polizei bekannt, weil er kleinere Straftaten begangen habe, sagte Reul. "Wenn jemand darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen, ist dadurch nicht automatisch daraus zu schließen, dass er auch anderen Menschen Gewalt antun wird", sagte Reul.

Auch die SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles rief dazu auf, die Betroffenen der Amokfahrt weiter zu unterstützen. Beistand habe es unmittelbar nach der Tat ein Stück weit gegeben – es seien jetzt aber noch viele Sachen zu klären, sagte Nahles am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". Sie wies darauf hin, dass es dazu nach dem Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz von Opfern und Angehörigen viel Kritik gegeben habe. "Das sollte sich jetzt einfach besser darstellen."

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Uni Münster
  • dpa
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