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Coronavirus-Mutation in Deutschland? "Wäre eine Katastrophe"


"Wäre eine Katastrophe"
Was die Corona-Mutation für Deutschland bedeutet

Von dpa, t-online, lr

Aktualisiert am 22.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Innenstadt von Bamberg: Wegen des Lockdowns sind fast keine Fußgänger unterwegs.Vergrößern des BildesInnenstadt von Bamberg: Wegen des Lockdowns sind fast keine Fußgänger unterwegs. (Quelle: Fotostand/K.Schmitt/imago-images-bilder)
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In Großbritannien breitet sich eine neue Form des Coronavirus noch schneller aus als bisher. Virologe Drosten vermutet diese Mutation auch schon in Deutschland. Das könnte Konsequenzen haben.

Eine neue Corona-Mutation in Großbritannien soll sich 70 Prozent schneller ausbreiten als das ursprüngliche Virus. Mit dieser Zahl versetzte Premierminister Boris Johnson am Wochenende ganz Europa in den Alarmzustand. Das Festland hat fast alle Verbindungen zur Insel gekappt, Experten ringen derweil noch immer um gesicherte Informationen.

Der Virologe Christian Drosten sagte im Deutschlandfunk: "Ich denke, dass das schon in Deutschland ist." Und er stellte klar: "Dieses Virus ist ja gar nicht so neu. Davon darf man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen." Das Virus komme seit Ende September in England vor und sei im Oktober noch überhaupt nicht im Fokus gewesen. "Wir wissen jetzt: Es ist schon in Italien, in Holland, in Belgien, in Dänemark – sogar in Australien. Warum sollte es nicht in Deutschland sein?"

Bestätigt ist diese Vermutung noch nicht, da bei Tests bislang nicht gezielt auf die neue Mutation geachtet worden ist. Dennoch drängt sich die Frage auf: Was bedeutet diese neue Form des Erregers für die Corona-Maßnahmen, auch in Deutschland?

Einreisesperren für Monate?

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im ARD-"Bericht aus Berlin": "Die deutlich schnellere Übertragbarkeit, wie sie in diesem Fall vermutet wird, würde natürlich viel verändern und deshalb ist es wichtig, den Eintrag nach Deutschland, auf Kontinentaleuropa zu unterbinden." So begründete er die Reisebeschränkungen. Passagierflugzeuge aus Großbritannien dürfen seit Montag nicht mehr an deutschen Flughäfen landen.

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Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, rechnet damit, dass diese Einschränkung lange bleiben muss: "Wenn sich bestätigt, dass es so viel virulenter ist, dann würde ich mindestens von Wochen, wenn nicht von Monaten ausgehen." Und auch nach einer Aufhebung der Einreisesperren sollte weiter jeder getestet werden, der aus den Regionen kommt.

"Das wäre eine Katastrophe"

Solle die Variante längst hier sein, wie Virologe Drosten vermutet, würden aber auch innerhalb Deutschlands weitere Schritte notwendig. "Wenn es jetzt käme, wo wir mitten in der zweiten Welle sind, wo wir so hohe Fallzahlen haben, wäre das eine Katastrophe", sagte Lauterbach am Sonntagabend im "Bild"-Talk "Die richtigen Fragen". "Das ist so ähnlich, als wenn ich ein Feuer habe und gieße noch einmal Benzin nach." Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue, angeblich deutlich ansteckendere Corona-Variante über kurz oder lang nach Deutschland komme, bezifferte Lauterbach auf 100 Prozent.

Grundsätzlich gilt: Je schneller sich das Virus ausbreitet, desto stärker müssen Kontakte reduziert werden, um die Lage wieder zu kontrollieren. Breitet sich die neue Mutation auch in Deutschland aus und treibt die Fallzahlen in die Höhe, könnten eine Verlängerung des harten Lockdowns oder noch schärfere Maßnahmen nötig werden.

Harter Lockdown muss wohl noch bleiben

Lauterbach sieht in der jüngsten Entwicklung "einen weiteren Grund, warum wir den harten Lockdown rigoros durchführen müssen", bis die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen deutlich unter 50 oder besser unter 25 lägen. Dann könne man, "selbst wenn die neue Mutation da ist, jedes neue Cluster sofort entdecken und beenden und kommt wieder vor die Welle".

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Bis diese Zielmarke erreicht ist, könnte es im besten Fall aber noch Wochen dauern. Aktuell liegen allein sechs Bundesländer über der Marke von 200, darunter Sachsen mit dem Höchstwert von 427 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. In Großbritannien zeigt sich zudem, dass Lockdown-Maßnahmen in Regionen, in denen die neue Mutation zirkuliert, nicht mehr so deutlich gewirkt haben.

Auch ein Strategiewechsel ist denkbar. Mehrere asiatische Länder oder auch Neuseeland haben sich null Neuinfektionen als Ziel gesetzt – sie versuchen, das Virus dauerhaft fernzuhalten. Wird der Erreger nun noch ansteckender und damit schwerer zu kontrollieren, könnten weitere Länder auf diesen rigoroseren Kurs umschwenken.

Drosten zweifelt an Johnson-Aussage

Der Virologe Christian Drosten mahnt jedoch zu Ruhe: "Ich bin darüber nicht so sehr besorgt im Moment. Ich bin allerdings auch – genau wie jeder andere – in einer etwas unklaren Informationslage."

Die öffentlich bekannten Dokumente seien noch lückenhaft, das würden britische Wissenschaftler genauso sehen, so Drosten. "Die sagen auch, sie müssen zumindest diese Woche warten, bis vorläufige Datenanalysen abgeschlossen sind, um überhaupt zu sagen, dass der Verdacht, den sie da äußern, stimmt."

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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