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Coronavirus: Hat Jens Spahn beim Impfen wichtige Zeit vergeudet?


Ministerium schreibt erst jetzt Verbände an
Hat Spahn beim Impfen wichtige Zeit vergeudet?

  • Johannes Bebermeier
Von Johannes Bebermeier

08.01.2021Lesedauer: 2 Min.
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Sein Ministerium hat Pharmaverbände um Hilfe bei der Erhöhung der Impfstoffproduktion gebeten.Vergrößern des Bildes
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Sein Ministerium hat Pharmaverbände um Hilfe bei der Erhöhung der Impfstoffproduktion gebeten. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa-bilder)

Die Impfungen laufen schleppend. Auch, weil es zu wenig Impfstoff gibt. Doch das Ministerium hat sich offenbar erst jetzt einen Überblick verschafft, welche Firmen bei der Produktion helfen könnten.

Nach harscher Kritik an der zögerlich anlaufenden Corona-Impfkampagne hat sich das Bundesgesundheitsministerium offenbar erstmals in einem Brief bei fünf Pharmaverbänden erkundigt, ob es Unternehmen gibt, die bei der Produktion von Impfstoffen helfen können. Das Schreiben aus dem Ministerium des CDU-Politikers Jens Spahn liegt t-online vor.

Der Brief ist auf den 7. Januar 2021 datiert. Er ist damit einen Tag, nachdem Spahn sich mit Angela Merkel und Kabinettskollegen zum Thema Impfstoffbeschaffung zusammensetzte, verschickt worden. Aber eben auch mehr als zwei Wochen nach der Zulassung des Impfstoffs von Biontech-Pfizer in der EU. Und mehrere Monate, nachdem klar war, dass die Produktion zumindest zu Beginn der größte Engpass sein würde.

Die naheliegende Frage, warum man in dieser Form nicht schon früher über die Verbände die Möglichkeiten der Unternehmen systematisch abgefragt habe, ließ das Gesundheitsministerium am Freitag allerdings unbeantwortet.

Bitte um "kurzfristige Rückmeldung"

In dem Brief an die fünf Verbände, den ein Staatssekretär des Ministeriums geschrieben hat, heißt es wörtlich: "Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir mitteilen könnten, ob es in Ihrem Verband Unternehmen gibt, die zu einer Erhöhung der Produktion von COVID-19-Impfstoffen beitragen können oder sich bereits hierum bemühen."

Zugleich wird die Hilfe des Staates in Aussicht gestellt: "Gemeinsam mit Ihnen, den Unternehmen, und den zuständigen Landesbehörden wird das Bundesministerium für Gesundheit soweit möglich notwendige Unterstützung leisten."

Der Staatssekretär ist sich des Zeitdrucks offenbar bewusst. Bevor der Brief "mit freundlichen Grüßen" schließt, bittet er um "eine kurzfristige Rückmeldung", die "es uns schnell ermöglicht, hier gemeinsam tätig zu werden".

SPD macht Druck

Ein Sprecher des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie sagte t-online auf Nachfrage, dass es eine derartige Anfrage des Ministeriums in der Corona-Pandemie bisher nicht gegeben habe. Auch der Biotechnologie-Industrie-Organisation Deutschland und einem weiteren Verband ist eine vergleichbare frühere Anfrage nicht bekannt.

Mehrere Verbände betonen, im ständigen Austausch mit dem Ministerium zu stehen. Das ist für einen Pharmaverband jedoch eine Selbstverständlichkeit. Und das Gesundheitsministerium hat offensichtlich nicht das Gefühl, sich bisher ausreichend über alle Möglichkeiten informiert zu haben, um die Produktion hochzufahren – sonst hätte es den jetzigen Brief nicht gebraucht.

In den USA, Großbritannien und Israel sind bisher schon deutlich mehr Menschen geimpft worden als in Deutschland. Daran war zuletzt aus der Politik, aber auch von Wissenschaftlern scharfe Kritik geübt worden. Besonders die SPD hatte Druck auf Spahn gemacht und ihm "Impf-Versagen" vorgeworfen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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