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Spahn räumt Fehler in der Corona-Krise ein: "Wollten es nicht wahrhaben"


"Wollten es nicht wahrhaben"
Spahn räumt Fehler in der Corona-Pandemie ein

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 24.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Jens Spahn gibt im Bundestag der Presse ein Statement: Der Gesundheitsminister denkt, dass die Rückkehr der Pandemie im Oktober unterschätzt wurde.Vergrößern des BildesJens Spahn gibt im Bundestag der Presse ein Statement: Der Gesundheitsminister denkt, dass die Rückkehr der Pandemie im Oktober unterschätzt wurde. (Quelle: imago-images-bilder)
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Es werde viel zu verzeihen geben, hatte Jens Spahn schon vor Monaten gesagt. Nun warnt der Gesundheitsminister vor Schuldzuweisungen. Denn die kritischen Töne nehmen zu – und die Forderungen nach Lockerungen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat vor Schuldzuweisungen bei der Aufarbeitung der Corona-Pandemie gewarnt. "Wir sollten aufpassen, dass 2021 nicht das Jahr der Schuldzuweisung wird. Über Fehler und Versäumnisse reden ist wichtig. Aber ohne dass es unerbittlich wird. Ohne dass es nur noch darum geht, Schuld auf andere abzuladen", sagte Spahn der "Bild am Sonntag" ("BamS").

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Spahn wird derzeit teilweise für fehlende Impfstoffe mitverantwortlich gemacht. Er hatte aber frühzeitig angekündigt, dass es zunächst sehr wenig geben werde und dann zunehmend mehr.

"Hätten im Oktober härtere Maßnahmen ergreifen müssen"

Gleichzeitig räumt der Gesundheitsminister auch Fehler ein. Für die hohen Infektionsraten und Todeszahlen in der zweiten Welle der Pandemie tragen nach Spahns Worten Politik und Bürger gemeinsam Verantwortung. "Wir hatten alle zusammen das trügerische Gefühl, dass wir das Virus gut im Griff hätten. Die Wucht, mit der Corona zurückkommen könnte, ahnten wir, wollten es aber in großer Mehrheit so nicht wahrhaben."

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Er gab zu, dass die Bundesregierung und die Länder zu zögerlich waren: "Wir hätten schon im Oktober bei geringeren Infektionen härtere Maßnahmen ergreifen müssen." Vor allem einige Ministerpräsidenten hatten sich damals gegen einen härteren Kurs gewehrt, wie ihn Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Virologen befürwortet hatten. Die Skeptiker konnten sich dabei unterstützt fühlen von Teilen der Opposition und der Bürger.

Laut Spahn hat Deutschland ein neues Corona-Medikament gekauft, 200.000 Dosen für 400 Millionen Euro. "Ab nächster Woche werden die monoklonalen Antikörper in Deutschland als erstem Land in der EU eingesetzt. Zunächst in Uni-Kliniken", sagte er. Mit dieser Form der Antikörper wurde Ex-US-Präsident Donald Trump nach seiner Corona-Infektion behandelt, wie die "BamS" berichtete. "Die Gabe dieser Antikörper kann Risikopatienten in der Frühphase helfen, dass ein schwerer Verlauf verhindert wird", erläuterte Spahn.

Neue Phase für Wissenschaft und Politik

Bereits zu Beginn der Pandemie im April hatte er um Verständnis für schwierige politische Entscheidungen in der Corona-Krise geworben. Im Bundestag sagte er, "dass wir miteinander wahrscheinlich viel werden verzeihen müssen in ein paar Monaten". Neben der Politik werde auch für die Gesellschaft und die Wissenschaft eine Phase kommen, in der man feststelle, dass man vielleicht an der einen oder anderen Stelle falsch gelegen habe oder etwas korrigieren müsse.

Bund und Länder hatten vor eineinhalb Wochen die geltenden Lockdown-Beschränkungen noch einmal verschärft und vorerst bis 14. Februar befristet. Inzwischen werden aber Stimmen lauter, die danach ein Ende des Lockdowns fordern. Epidemiologen halten diese Debatte für verfrüht.

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"Mir erschließt sich aus epidemiologischer Sicht nicht, warum gerade jetzt über frühe Lockerungen diskutiert wird", sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies unter anderem auf die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern und Woche und rechnet damit, dass es Anfang Februar knapp unter 100 sein werden. "Immer noch sehr hoch und tödlich für Hunderte täglich. Und das nur, sollte sich die neue Variante (des Coronavirus) nicht deutlich bemerkbar machen."

Söder und Weil warnen vor Lockerungen

Auch die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie, Eva Grill, sagte der dpa: "Die Debatte um die Lockerungen beunruhigt mich sehr." Wissenschaftlicher Konsens sei, dass es notwendig ist, die Fallzahlen schnell und drastisch zu senken. "Wenn der derzeitige Lockdown zu früh gelockert wird, riskieren wir eine dritte Welle, die uns dann härter treffen wird, da die neue Virus-Variante deutlich ansteckender ist." Grill zufolge sollte jetzt ein Sieben-Tage-R-Wert von 0,7 angestrebt werden. Der R-Wert zeigt an, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt, er liegt derzeit knapp unter 1.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hält die Lockerungsdiskussion ebenfalls für verfrüht. "Die Entwicklung ist verhalten positiv, aber es gibt keinen Grund, die Maßnahmen vorzeitig abzubrechen. Noch immer sind die Zahlen zu hoch", sagte er der "Bild am Sonntag". Sein niedersächsischer Kollege Stephan Weil (SPD) erklärte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Da wir aber die wahren Ausmaße der hiesigen Mutationen nicht kennen, können wir jetzt nicht das Risiko eingehen und vorzeitig auch nur punktuelle Lockerungen ausprobieren."

Die deutschen Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 12.257 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gemeldet. Außerdem wurden 349 neue Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie das RKI bekannt gab. Vergangenen Sonntag hatte das RKI 13.882 Neuinfektionen und 445 neue Todesfälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Der Höchststand von 1.244 neuen Todesfällen war am 14. Januar erreicht worden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und afp
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