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Friedrich Merz wird CDU-Chef: Der Überfällige


Merz wird CDU-Chef
Das kann nur heilsam sein

Eine Analyse von Sebastian Späth

17.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Friedrich Merz zwischen den Mitkandidaten Helge Braun (links) und Norbert Röttgen: Merz soll neuer CDU-Chef werden. (Quelle: Reuters)

Lange sah es aus, als ob ihn die CDU nicht wollte. Zweimal scheiterte Friedrich Merz bei der Wahl um den Parteivorsitz, im dritten Anlauf hat es geklappt. Damit ist die Frage geklärt, wie konservativ die CDU wirklich ist.

Schon Konrad Adenauer warb mit dem Slogan "Keine Experimente", daran hat sich die CDU auch bei ihrem Mitgliederentscheid über den neuen Parteivorsitz gehalten. Ehrlich gesagt gab es bei dieser Wahl gar nicht so viele Optionen mit Überraschungspotenzial: Eigentlich ging es nur um die Frage, ob es Friedrich Merz mit mehr als 50 Prozent der Stimmen bereits im ersten Wahlgang gelingt, CDU-Chef zu werden, oder ob es zu einer Kampfabstimmung zwischen ihm und Norbert Röttgen kommt, die sich erst im Januar entschieden hätte. Dass Helge Braun chancenlos ist, wusste er vermutlich selbst. Sonst hätte er sich zur Sicherheit wohl kaum den einflussreichen Posten des Haushaltsausschussvorsitzenden im Bundestag gesichert.

Jetzt kam es wie erwartet: Merz ist der klare Sieger. Mit 62,1 Prozent im ersten Wahlgang ließ er seine Mitbewerber deutlich hinter sich. Ex-Kanzleramtschef Braun und Außenpolitiker Röttgen fielen mit 12,1 und 25,8 Prozent durch. Knapp zwei Drittel aller 400.000 CDU-Mitglieder hatten ihre Stimme abgegeben, was ein gutes Zeichen für die innerparteiliche Demokratie ist und Merz mit deutlich mehr Rückhalt ausstattet als seine beiden Amtsvorgänger.

Mehr noch: Das Ergebnis verschafft der Union endlich Klarheit darüber, wie konservativ die Mehrheit der Mitglieder tatsächlich ist. Das war die Frage, über die parteiintern vielleicht am heftigsten gestritten wurde.

Das Gerücht vom Favoriten der Basis

Merz-Anhänger hatten seit seiner ersten Bewerbung im Jahr 2018 zwar stets darauf hingewiesen, dass der Ex-Fraktionschef der Favorit der Basis ist, das Partei-Establishment tat dies allerdings stets als mitleiderregende Selbsterbauung des regressiven Parteiflügels ab. Letzteres wurde nun widerlegt.

Für die Union kann das nur heilsam sein. Denn bislang fühlte sich das konservativere Lager stets unterdrückt, war sich aber sicher, dass es zahlenmäßig überlegen ist. Demnach ließ es sich nach den ersten beiden verloren gegangenen Wahlgängen von Merz auch nicht befrieden.

Das war das Problem, das der CDU zuletzt am meisten zu schaffen machte. Denn sowohl der scheidende CDU-Chef Armin Laschet als auch seine nicht minder glücklose Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer, beide eher Merkel-Getreue, stolperten darüber, dass sie sich – dem parteiinternen Frieden willen – zu sehr nach dem unterlegenen konservativen Lager richteten. So konnten sie es am Ende keiner Seite recht machen.

Die Kraftverhältnisse sind jetzt klar

Dieses Hin und Her dürfte mit Merz' Wahl ein Ende gefunden haben. Nun sind die Kräfteverhältnisse klar.

Zwar stritten es führende Parteimitglieder stets ab, dass die Wahl zum CDU-Vorsitz zugleich eine Richtungsentscheidung markiert. Die Wahrheit aber ist: Als Oppositionspartei hat sich die Union längst für einen Kurs entschieden. Sie warnt etwa vor "ungesteuerter Einwanderung" und kritisiert, dass die Ampel nicht genug für die innere Sicherheit tue. Das klingt sicherlich nicht zufällig wie eine Rückkehr in die 90er. Und wer könnte den nostalgischen Blick zurück besser verkörpern als Merz.

Auch in einem anderen Punkt tut sich die Union mit Merz' Wahl einen Gefallen. Von allen drei Bewerbern hat er die besten Qualifikationen für die Rolle des Oppositionschefs. Immerhin dürfte es aktuell kaum einen Unionspolitiker geben, der mehr polarisiert als er. Das garantiert Aufmerksamkeit. Und da der schneidig auftretende Sauerländer von seinem ganzen Habitus her wie die fleischgewordene Antithese zu Bundeskanzler Olaf Scholz rüberkommt, ist für Abgrenzung gesorgt. Eine Voraussetzung, dass die CDU wieder zu sich selbst findet.

Ein Problem kann Merz nicht lösen

Für ein Problem hat die Union aber noch immer keine Lösung, es hat sich mit Merz' Sieg sogar noch vergrößert: die Frage, wie die CDU künftig junge Wähler für sich gewinnen will. Der neue Chef ist 66 Jahre alt, bei der nächsten Bundestagswahl fast 70. Betagtheit ist nicht die beste Eigenschaft für den Kandidaten einer Partei, die in diesem Jahr bei den Jungwählern äußerst schlecht abschnitt.

Ach ja: Sollte der neue CDU-Chef noch nach einem Slogan für seine bevorstehende Amtszeit suchen, könnte er sich trotz aller inhaltlicher Differenzen bei Angela Merkel bedienen. Die warb für sich mal mit dem Motto: „Sie kennen mich“. Auf kaum einen trifft das besser zu als auf ihren alten Rivalen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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