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"Nord Stream 2"-Tochter: Kontroverse Personalie – Ex-Botschafter im Aufsichtsrat


Kontroverse Personalie
Deutscher Ex-Botschafter nun für Nord-Stream-2-Tochter tätig


Aktualisiert am 27.01.2022Lesedauer: 2 Min.
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Dieter W. Haller als deutscher Botschafter in Saudi-Arabien: Nach kontroverser Lobby-Tätigkeit ist er nun auch für die deutsche Nord Stream 2-Tochter im Aufsichtsrat.Vergrößern des Bildes
Dieter W. Haller als deutscher Botschafter in Saudi-Arabien: Nach kontroverser Lobby-Tätigkeit ist er nun auch für die deutsche Nord-Stream-2-Tochter im Aufsichtsrat. (Quelle: Michael Gottschalk/imago-images-bilder)

Der ehemalige deutsche Botschafter für Saudi-Arabien steigt ins Gasgeschäft ein. Bei der frisch gegründeten deutschen Nord-Stream-2-Tochter sitzt er im Aufsichtsrat. Das Unternehmen soll die umstrittene Pipeline ermöglichen.

Der ehemalige deutsche Botschafter in Saudi-Arabien zieht in den Aufsichtsrat der neu gegründeten Nord-Stream-2-Tochter. Das Unternehmen "Gas for Europe" in Schwerin soll Hürden für das Zertifizierungsverfahren der umstrittenen deutsch-russischen Gaspipeline beseitigen. Die Personalie geht aus Handelsregisterunterlagen hervor, die t-online vorliegen. Sie könnte neue Kritik an Nord Stream 2 auf sich ziehen.

"Exzellente Kenntnisse der Außenwirtschaft"

Dieter W. Haller war von 2007 bis 2011 deutscher Botschafter in Südafrika und anschließend mit Unterbrechung bis zu seinem Ruhestand 2018 Leiter der deutschen Botschaft in Riad. Zwischenzeitlich war er Leiter der Wirtschaftsabteilung im Auswärtigen Amt. Folgerichtig galt er als einer der erfahrensten deutschen Diplomaten mit "exzellenten Kenntnissen in der Außenwirtschaft", wie das Branchenportal "Kress" schrieb.

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Kurz darauf sorgte aber sein Engagement bei der lange einflussreichen Berliner Kommunikationsberatung WMP für Schlagzeilen. Der Grund: Die Agentur lobbyierte in der deutschen Politik laut übereinstimmenden Medienberichten noch nach dem Mord am Oppositionellen Jamal Khashoggi für das saudische Informationsministerium. Ein weiterer Klient war demnach die Regierung von Katar. Ob Haller dabei eine Rolle spielte, blieb unklar.

Europäische Partner fürchten Erpressung

Nur wenige Jahre später steht für den ehemaligen Spitzendiplomaten nun das nächste kontroverse Engagement an. Zwar hat das Projekt einflussreiche Fürsprecher besonders in SPD und Union, die es als notwendig für die deutsche Energieversorgung erachten. In weiten Teilen Europas und in den USA wird allerdings befürchtet, die Gaspipeline des russischen Staatskonzerns Gazprom schaffe Raum für Erpressung und leiste russischer Aggression gegen Nachbarstaaten Vorschub, die der Kreml unter Präsident Wladimir Putin weiterhin als legitimen Einflussbereich betrachte.

Die US-Regierung belegte beteiligte Unternehmen deswegen bereits mit Sanktionen und drohte immer wieder mit weiteren Strafmaßnahmen. Zuletzt nahm der Druck auf die Bundesregierung auch aus den eigenen Reihen wieder zu, angesichts der drohenden russischen Invasion in der Ukraine das Projekt politisch zu beenden. FDP und Grüne sehen die Pipeline seit Langem kritisch.

Die SPD zog sich lange auf die Feststellung zurück, es handele sich bei Nord Stream 2 um ein privatwirtschaftliches Projekt, in dessen Zertifizierungsverfahren man nicht eingreifen werde. Denn die Bundesnetzagentur hatte Ende vergangenen Jahres die Zertifizierung ausgesetzt und darauf verwiesen, dass der Transportnetzbetreiber ein Unternehmen nach deutschem Recht sein müsse. Dem soll die neue "Gas for Europe GmbH" nun Abhilfe schaffen.

t-online hatte Haller am späten Mittwochabend um Stellungnahme gebeten. Am Donnerstagmittag antwortete er darauf, dass es den "besonderen Anforderungen an die Gas for Europe GmbH" entspreche, "dass es einen Aufsichtsrat geben muss". Als Vorsitzender stehe er künftig dessen Sitzungen vor. Update, 27.1.2022: Am Donnerstagnachmittag erfolgte jedoch offenbar ein Dämpfer seitens seines ehemaligen Dienstherren. Das Auswärtige Amt untersagte Haller die Tätigkeit nach einer internen Prüfung, deren Ergebnis ihm wohl erst am Nachmittag mitgeteilt wurde, wie "Zeit" und "Bild" am Abend gleichlautend berichteten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Handelsregisterunterlagen der "Gas For Europe GmbH"
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