Mit schlechtem Beispiel voran!
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Der Bundestag verabschiedet am Donnerstag das neue Infektionsschutzgesetz. Das ist schwach und wirr, weil der Gesundheitsminister lieber die Koalition als die BΓΌrger schΓΌtzt.
Karl Lauterbach ist derzeit zum Scherzen zumute. Von einer Party twitterte er am Dienstag, er habe FDP-Vize Wolfgang Kubicki ΓΌberzeugen kΓΆnnen, ab sofort auch drauΓen Maske zu tragen. Dazu: ein Selfie von Lauterbach und Kubicki im Freien, mit schwarzen FFP2-Masken im Gesicht β in einer Menge, die ansonsten statt Maske Sektglas trΓ€gt.
Lauterbachs augenzwinkernde Botschaft sollte wohl sein: Den grΓΆΓten Corona-Querulanten beim liberalen Koalitionspartner β ich habe ihn gezΓ€hmt! Wenig allerdings kΓΆnnte von der RealitΓ€t weiter entfernt sein. Die nΓ€mlich lautet: Der groΓe Corona-Mahner Lauterbach wurde niedergestreckt von der FDP. Schon wieder.
Denn von Lauterbachs groΓ angekΓΌndigten PlΓ€nen fΓΌr ein Infektionsschutzgesetz, das Deutschland auch ΓΌber den Herbst bringen soll, falls Corona wieder richtig aufdreht, ist kaum noch etwas ΓΌbrig. Das Gesetzlein, das am Donnerstag im Bundestag verabschiedet werden soll, ist noch dazu so wirr, dass inzwischen wohl auch der letzte BΓΌrger genervt den Versuch aufgegeben hat, es zu verstehen.
Koalitionsfrieden kommt vor Gesundheitsschutz
Die jΓΌngste AbsurditΓ€t: Die Maskenpflicht in Flugzeugen fΓ€llt, in Bus und Bahn aber bleibt sie bestehen. Dabei pochte Lauterbach vor wenigen Wochen noch darauf, dass auch in Fliegern Maske getragen werden muss. Weil das Sinn ergibt, der Raum ist dort schlieΓlich ebenso beengt wie in ΓΆffentlichen Verkehrsmitteln. Und weil es eine der wenigen MaΓnahmen ist, die der Bund selbst regeln kann. Den sehr viel grΓΆΓeren und sehr viel unangenehmeren Rest an MaΓnahmen mΓΌssen im Ernstfall schlieΓlich die LΓ€nder regeln.
Nun aber heiΓt es plΓΆtzlich: Maskenpflicht im Flieger β adΓ©! Der Grund ist offensichtlich: Der SPD-Kanzler jettete ohne Maske im Flieger mit einem Tross von Journalisten nach Kanada. Die FDP nutzte die anschlieΓende EmpΓΆrung und den ΓΆffentlichen Druck, um die Maskenpflicht mal eben fΓΌr alle FluggΓ€ste aus dem Gesetz streichen zu lassen.
Nach Scholz geht nun auch Lauterbach mit denkbar schlechtem Beispiel voran: Koalitionsfrieden geht hier vor Gesundheitsschutz, die Partei kommt vor den BΓΌrgern, Twitter-Likes vor konsequenten Gesetzen. Wer als Bundesminister aber dermaΓen auf seine Verantwortung pfeift, darf sich nicht beschweren, wenn die Landesregierungen und -parlamente im Herbst ganz Γ€hnlich verfahren.
Den Millionen Alten, Vorerkrankten und Long-Covid-Betroffenen, fΓΌr die Lauterbach angeblich so sehr kΓ€mpft, dΓΌrfte das Lachen bei der Aussicht auf die nΓ€chsten Monate jedenfalls schon jetzt im Halse stecken bleiben.