Kramp-Karrenbauer muss sich nicht mit Panzern auskennen
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung ΓΌbernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Die Neubesetzung im Verteidigungsministerium ist eine Γberraschung. Aber ist es auch eine gute Entscheidung, Annegret Kramp-Karrenbauer das Ressort anzuvertrauen? Ein Pro & Kontra
Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Bundesverteidigungsministerin. Die CDU-Vorsitzende ΓΌbernahm am Mittwoch das Ressort von ihrer Parteikollegin Ursula von der Leyen. Die Personalie gilt als Γberraschung. Mit der SaarlΓ€nderin an der Spitze des Ministeriums hatte wohl kaum jemand gerechnet. Aber ist es auch eine gute Entscheidung? DarΓΌber streiten Politik-Redakteur David Ruch und der Stellvertretende Chefredakteur Peter Schink.
Sie muss das Innenleben eines Leopard-2-Panzers nicht kennen
Das Netz ist in Aufruhr. Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Verteidigungsministerin? Was versteht die CDU-Chefin denn von der Bundeswehr? Viele zweifeln an der fachlichen Qualifikation der 56-JΓ€hrigen. Tenor: Dann kann ein Autoschlosser wohl auch GefΓ€Γchirurg.
Kramp-Karrenbauer schon jetzt als Ministerin abzuschreiben, ist falsch. Fachwissen allein macht aus einem Minister keinen guten Minister. Hinderten die landwirtschaftliche Lehre oder das Jura-Studium Helmut Kohl daran, der bedeutende Politiker zu werden, der er spΓ€ter war?
Sie bringt elf Jahre Erfahrung als Ministerin im Saarland mit, war mal fΓΌr Inneres, mal fΓΌr Familien, mal fΓΌr Arbeit zustΓ€ndig β von sieben Jahren als MinisterprΓ€sidentin ganz zu schweigen.
Kramp-Karrenbauer muss das Innenleben eines Leopard-2-Panzers nicht kennen. Aber man wird sie danach beurteilen, wie sie die eklatanten Probleme der Bundeswehr β von kaputten Hubschraubern bis zum "Gorch Fock"-Desaster β in den Griff bekommt, wie zugΓ€nglich sie sich fΓΌr Expertise zeigt, wie sie oft beklagte Entfremdung in der Truppe von der FΓΌhrung zu ΓΌberwinden versucht.
Das schwierige Umfeld, in das sich die CDU-Chefin begibt, bietet ihr eine einmalige Chance. Nun kann sie zeigen, ob sie auch Kanzlerin kann.
Kramp-Karrenbauers Wechsel macht sie unglaubwΓΌrdig
Will die Kanzlerin, dass die Probleme bei der Bundeswehr endlich gelΓΆst werden? Oder geht es um Postengeschacher? Vier GrΓΌnde, weshalb AKK keine gute Wahl als Ministerin ist.
1. Noch vor Kurzem hat AKK gesagt, sie wolle CDU-Vorsitzende sein und nicht ins Kabinett eintreten. Der abrupte Wechsel macht sie unglaubwΓΌrdig. Dabei ist GlaubwΓΌrdigkeit von Politikern ihr wichtigstes Gut β bei WΓ€hlern und auch bei der FΓΌhrung eines Ministeriums.
2. Mit der Ernennung von Annegret Kramp-Karrenbauer gibt die Bundeskanzlerin den Soldaten das Signal, dass ihre Belange nicht im Mindesten interessieren. Der Truppe wird vermittelt, dass es egal ist, wer das Ministerium leitet. Das motiviert keinen Soldaten, der in Mali oder Afghanistan sein Leben fΓΌr seinen Job riskiert. Dabei wΓ€re Motivation fΓΌr die strapazierte Truppe dringend nΓΆtig.
3. Tornados, Hubschrauber und Panzer sind nicht einsatzbereit, es mangelt an Nachwuchs, die Truppe ist schlecht ausgestattet fΓΌr den Cyberkrieg. Die Bundeswehr braucht jemanden, der hier endlich durchgreift. Das Ministerium hat dabei ein Problem: Die Hierarchie hat immer verhindert, dass Minister handlungsfΓ€hig durchgreifen kΓΆnnen. Das Ministerium braucht dringend jemanden, der es mit Insiderwissen fΓΌhren kann.
4. Unter allen Ministerien gilt das Verteidigungsministerium deshalb als das undankbarste. Die Chance hier zu scheitern, ist groΓ. Kramp-Karrenbauers Beliebtheitswert wird deshalb weiter sinken. Der Posten taugt nicht dafΓΌr, am Ende als Kanzlerin daraus hervorzugehen.
Macht Annegret Kramp-Karrenbauer mit dem Wechsel ins Verteidigungsministerium einen Fehler? Sagen Sie es uns!
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