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Zapfenstreich für Olaf Scholz: Traditionelle Zeremonie spaltet


Meinungen zum Zapfenstreich für Scholz
"So wollen wir Deutsche nicht mehr erscheinen"

Von t-online, MTh

Aktualisiert am 05.05.2025 - 20:32 UhrLesedauer: 3 Min.
Großer Zapfenstreich anlässlich der Verabschiedung von Angela Merkel (Archivbild): Merkel wünschte sich ein Lied von Nina Hagen.Vergrößern des Bildes
Großer Zapfenstreich anlässlich der Verabschiedung von Angela Merkel (Archivbild von 2021): Die traditionelle Zeremonie ist umstritten. (Quelle: Maurizio Gambarini/imago-images-bilder)
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Zapfenstreiche stoßen gleichermaßen auf Ablehnung und Zustimmung. t-online-Leser erklären, was sie von der Zeremonie halten, die am Montag auch Kanzler Scholz zuteil wird.

Am Montagabend wird Olf Scholz feierlich aus seinem Amt als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland in Form eines Großen Zapfenstreichs verabschiedet. Diese Ehre wurde im März 2023 zuletzt der früheren Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) und zuvor Altkanzlerin Angela Merkel im Dezember 2021 zuteil.

Die einen t-online-Leser empfinden die Zapfenstreiche als traditionsreich und würdevoll, die anderen sehen darin eine aus der Zeit gefallene Zumutung. Im Folgenden lesen Sie eine Auswahl von Zuschriften.

"Die Bundeswehr ist der Fels in der Brandung"

Christian Hochheim, Oberstabgefreiter d.R., schreibt: "Ich finde es absolut richtig, dass die Bundeswehr in der Öffentlichkeit deutlich sichtbar ist." Dafür sei dieser öffentlichkeitswirksame Anlass passend. Immerhin verfolgten Angela Merkels Zapfenstreich vor dreieinhalb Jahren mehr als neun Millionen Menschen vor den Bildschirmen.

Der t-online-Leser unterstreicht die Bedeutsamkeit der Bundeswehr: "Ohne Streitkräfte, ohne die Soldaten, die jeden Tag ihr Leben und ihre Gesundheit für unsere liebgewonnenen Freiheiten einsetzen, würden wir alle von jenen beherrscht, die nur Terror und Gewalt über die Menschen bringen. Die deutsche Bundeswehr ist der Fels in der Brandung, der unsere Werte in einer immer unsicherer werdenden Welt schützt."

Kai Müller findet es befremdlich, "wenn die Zeremonie derart aus der Zeit gefallen wirkt. Eine moderne Gesellschaft sollte doch in der Lage sein, für scheidende Bundeskanzler eine zeitgemäße Form der Würdigung zu organisieren. Die Beteiligten hätten es verdient."

"Warum diese antiquierten Zeremonien?"

Von einer solchen Modernisierung, die sich Kai Müller wünscht, hält Annette Ellermann nichts. Sie sagt: "Es sollte so eine Veranstaltung öfter geben, denn die Bundeswehr ist ein Teil unserer Demokratie und auch mit ihrer Tradition und ihren Ritualen, die etwas Erhabenes haben." Angelika Ellermann möchte nicht, dass man alles nur um des Änderns Willen ändert. Sie weiß um die Gräueltaten des Dritten Reiches, merkt aber an:

"Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern. Wir sollten unsere Bundeswehr nicht auf modern trimmen, denn alle diese Rituale haben auch ihren Platz in unserer Gesellschaft. Man sollte der Bundeswehr den Stellenwert einräumen, der ihr zusteht."

Helmut Woppmann widerspricht einer Ansicht wie der von Angelika Ellermann, indem er schreibt: "Man kann zum Zapfenstreich der Bundeswehr geteilter Meinung sein. Ich persönlich sehe dafür keine Notwendigkeit. Ich halte den Zapfenstreich sogar für kontraproduktiv für eine moderne Bundeswehr."

Dieser gesteht Helmut Woppmann zu, sie habe es geschafft, "den Übergang von der Wehrmacht alter Schule in eine für damalige Zeiten neue Armee in der Nato zu bewältigen", wendet aber ein: "Gerade jetzt ist Säbelrasseln und Strammstehen, Zapfenstreich und Co. nicht das Gebot der Zeit. Tradition hat die Bundeswehr nicht. Sich auf die Tradition der alten Wehrmacht zu berufen, wäre fatal. Also warum diese antiquierten Zeremonien?", fragt er rhetorisch.

"Viele Bürger möchten sich damit nicht auseinandersetzen"

"Ich bin ein Befürworter des Zapfenstreiches. Es ist wichtig, dass der Bevölkerung bewusst ist, dass die Bundeswehr für die notwendige Sicherheit sorgt", äußert Lars Braune. Weiterhin findet er: "Das von vielen als normal empfundene, hohe Sicherheitsempfinden in unserem Land wird durch die Soldaten und Soldatinnen dauerhaft gewährleistet. Vielen Bürgern ist dies nicht bewusst und sie möchten sich damit auch nicht auseinandersetzen."

Den t-online-Leser stört, dass gleichzeitig von der Bevölkerung ein hohes Sicherheitsniveau gefordert werde. "Die Frage, wie dies erreicht und gewährleistet werden soll oder wird, möchte die Bevölkerung allerdings nicht beantworten. Sie hofft auf eine Selbstlösung beziehungsweise erwartet, dass dies seitens der Politik schon 'irgendwie' gewährleistet wird", moniert er.

"Aus der Zeit gefallen"

Thorsten Zok war selbst Zeitsoldat. Er diente als Oberfeldwebel d.R. Dennoch sieht er Zapfenstreiche kritisch: "Solche Veranstaltungen kann man ablehnen, sie sind meiner Meinung nach aus der Zeit gefallen." Damit will er die Rolle der Armee jedoch keinesfalls kleinreden, im Gegenteil: "Wichtiger wäre, die Bundeswehr wieder deutlich ins öffentliche Leben zu bringen. Zu meiner Zeit hat man ständig Soldaten in Uniform in Stadt und Eisenbahn gesehen. Heute scheinen sich alle zu schämen, Uniform zu tragen."

Er findet es schade, dass – seiner Beobachtung zufolge – Soldaten freitags mittags bloß schnell die Uniform ablegen und ab nach Hause fahren wollen. "Habe schon seit Jahren keinen Soldaten mehr in der Öffentlichkeit gesehen, außer im Fernsehen bei Einsätzen", bemängelt er.

Gerd Bruder mailt: "Auch ich als ehemaliger Reserveoffizier der Marine muss gestehen, mit den Bildern des Zapfenstreichs zu fremdeln. Bilder von Fackeln tragenden Frauen und Männern mit Stahlhelmen in langen grauen Mänteln. Mit unbewegten, wie versteinert wirkenden Gesichtern. Quasi wie Zinnsoldaten, die in exakt ausgerichteter Kolonne in gleichförmigem Schritt ('Gleichschritt') ähnlich vormals preußischen Grenadieren vor dem Reichstagsbau paradierten. Ausgerechnet so wollen wir Deutsche doch gerade nicht mehr erscheinen – und unsere inzwischen aus dem Ausland zugewanderten Mitbürger wohl ebenso wenig."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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