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Konklave: Behördlicher Trick sichert Kardinal Ouédraogo das Stimmrecht


Die wundersame Verjüngung des Ouédraogo
Und plötzlich darf der Kardinal beim Konklave wählen


02.05.2025 - 10:44 UhrLesedauer: 3 Min.
Kardinal Philippe Ouédraogo: Alterskorrektur ermöglicht Teilnahme am Konklave 2025.Vergrößern des Bildes
Kardinal Philippe Ouédraogo: Eine Alterskorrektur ermöglicht die Teilnahme am Konklave 2025. (Quelle: picture alliance / ROPI | Maria Grazia Picciarella)
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Kardinal Philippe Ouédraogo erfährt unverhofft eine behördliche Verjüngung um elf Monate. Diese bringt ihm einen entscheidenden Vorteil: das Stimmrecht beim Konklave. Und er ist nicht der Erste.

Kardinal Philippe Ouédraogo scheint ein Mittel gefunden zu haben, dem Lauf der Zeit ein Schnippchen zu schlagen – zumindest was sein Stimmrecht im nächsten Konklave betrifft. Im neuen Annuario Pontificio 2025, dem Jahrbuch des Vatikans, erscheint nun der 31. Dezember 1945 als sein Geburtsdatum – und nicht mehr der 25. Januar desselben Jahres wie noch in der Ausgabe von 2024.

Damit hat sich Kardinal Philippe Ouédraogo um elf Monate verjüngt. Der Unterschied hat einen entscheidenden Effekt: Bis zum Jahresende 2025 darf Ouédraogo nun offiziell an einer möglichen Papstwahl teilnehmen – und somit am kommenden Konklave, das am 7. Mai in Rom beginnt.

Eine Änderung mit weitreichenden Konsequenzen

Nach den Regeln der katholischen Kirche – genauer gesagt laut der Apostolischen Konstitution Universi Dominici Gregis – verlieren Kardinäle mit Vollendung des 80. Lebensjahres ihr Stimmrecht bei der Wahl eines neuen Papstes. Für Ouédraogo wäre das ursprünglich der 25. Januar 2025 gewesen. Nun ist es der 31. Dezember.

Enthüllt wurde die Änderung bereits im März vom Vatikan-Experten Hendro Munsterman in der niederländischen Zeitung "Nederlands Dagblad".

Brisant wird der Fall nicht nur durch seine Skurrilität, sondern durch seine möglichen Folgen: Kardinal Ouédraogo gehört zu den konservativen Stimmen im Kardinalskollegium. In einer möglichen Papstwahl könnte seine Stimme Gewicht haben – besonders für jene Kreise, die dem Reformkurs von Papst Franziskus kritisch gegenüberstanden und auf eine Wende hoffen.

Video | Papstwahl: So läuft das Konklave
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Quelle: Glomex

Integrität des Konklaves auf dem Spiel

Denn das verlängerte Stimmrecht ist mehr als ein Verwaltungsakt. Sollte Ouédraogo 2025 tatsächlich am Konklave teilnehmen, obwohl er nach der ursprünglich dokumentierten Altersgrenze nicht mehr stimmberechtigt wäre, könnte das spätere Fragen aufwerfen.

Offiziell sieht die Universi Dominici Gregis keine nachträgliche Anfechtung eines Konklaves vor, sobald ein Papst gültig gewählt wurde. Aber: Wenn Geburtsdaten flexibel korrigiert werden können, steht die Integrität des Wahlkörpers auf dem Spiel – und das Vertrauen in die Neutralität des Vatikans ebenfalls.

Und es bleibt nicht bei diesem Fall.

Kardinal aus Kenia erlebte bereits dasselbe "Geburtstagswunder"

Ein ähnliches "Geburtstagswunder" erlebte schon Kardinal John Njue aus Kenia, dessen Jahrgang offiziell von 1944 auf 1946 korrigiert wurde. Auch er durfte länger mitwählen – und auch er gehört zum konservativen Lager innerhalb der Kirche.

Beide Kardinäle gelten als skeptisch gegenüber Reformfragen wie der Kommunion für Geschiedene oder der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.

Kardinal Ouédraogo flüchtet sich in Ausrede

Kardinal Ouédraogo selbst erklärte dem Journalist Munsterman: "In meinem Dorf gab es keine Krankenhäuser oder Schulen. Ich bin zu Hause geboren, ohne dass ein Geburtsdatum festgelegt wurde." Den 25. Januar habe man später "zufällig" für bürokratische Zwecke gewählt, unter anderem bei seinem Eintritt ins Priesterseminar.

Der neue 31. Dezember hingegen sei kein frei erfundenes Datum – sondern entspreche einer gängigen Praxis in Burkina Faso. Menschen ohne dokumentiertem Geburtsdatum werde dort behördlich der 31. Dezember zugewiesen, unter anderem für Pässe oder Versicherungen.

Warum diese Umstellung gerade jetzt erfolgte, erklärte er aber nicht. Der Direktor des vatikanischen Presseamtes erklärte hingegen knapp: "Es ist möglich, dass ein Dokument eingegangen ist."

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