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Wetter in Deutschland: 25 Grad im Oktober – auch das kann normal sein


Es wird wieder sommerlich
25 Grad im Oktober – auch das kann normal sein

MeinungEine Kolumne von Michaela Koschak

Aktualisiert am 11.10.2019Lesedauer: 4 Min.
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Deutschland kann sich mit Sonne und Temperaturen über 20 Grad auf ein spätsommerliches Wochenende freuen. Zeitgleich kommen auf die USA die ersten Schneeflocken zu. Wie unterschiedlich sich der Herbst zeigen kann.

Mein Gott, ist das ein Schmuddelwetter seit Tagen bei uns in Deutschland. Vielen geht das unbeständige Wetter wahrscheinlich mittlerweile ganz schön auf den Keks – aber erstens ist wenigstens vorübergehend Besserung in Sicht und zum Zweiten gibt es endlich mal gute Nachrichten von der Dürrefront. Durch den häufigen Regen der letzten Tage und Wochen hat sich die Lage in vielen Teilen des Landes etwas entspannt.

Die oberen Bodenschichten sind mittlerweile ganz gut durchfeuchtet – allerdings ist das bei den teils dauerhaften Regenfällen in letzter Zeit auch kein Wunder. Zum Teil gab es in den ersten acht Tagen so viel Regen, wie es normalerweise im gesamten Monat Oktober geben müsste. Aber freuen Sie sich mal mit der Natur – der tut es gut.

Wetterpech an der Nordsee

Und ab morgen schiebt sich aus Südwesten allmählich das Hochdruckgebiet "Lisbeth" nach Deutschland herein und bringt goldenes Oktoberwetter. Vor allem die Südhälfte des Landes profitiert davon mit viel Sonnenschein und am Wochenende mit Temperaturen bis zu 25 Grad. Im Norden rauschen immer noch Tiefdruckgebiete durch, die vor allem am Freitag auch eine Menge Wind im Gepäck haben.

Aber auch hier wird es kurzzeitig, nämlich am Sonntag und teils am Montag, ein Aufatmen geben. Da wird es auch hier ganz nett und die 20-Grad-Marke wird geknackt. Nur direkt an der Nordsee könnte man etwas Pech haben, hier schrammt auch am Ende der Woche ein Tiefdruckgebiet vorbei. Die genaue Zugbahn dieses Tiefs ist im Moment jedoch noch unklar, da sind sich die Wettermodelle noch nicht so einig, aber hier bleibt es wohl leicht wechselhaft. Immerhin werden auch hier die Schauer "wärmer".

Temperatursturz in den USA

Neue Rekorde werden aber am Wochenende nicht purzeln. In so einigen Jahren war es im Oktober schon mal wärmer und auch Anfang des Monats in diesem Jahr gab es ja auch schon in einigen Regionen ein spätsommerliches Intermezzo. In Müllberg bei Freiburg wurden am 7. Oktober 2009 schweißtreibende 30,9 Grad erreicht. Aber freuen können wir uns auch ohne Rekorde auf die Sonne und Wärme.

Ganz anders sieht es in Teilen der USA aus. Da wird es in den nächsten Tagen innerhalb von 24 Stunden teils einen Temperatursturz von 25 bis 30 Grad geben. Über dem westlichen Kanada hat sich polare Kaltluft gesammelt, die nun nach Süden strömt. Da es in Amerika kein Gebirge gibt, welches eine Ost-West-Ausrichtung hat, wie die Alpen bei uns, kommt die eisige Luft weit nach Süden voran. Bis zum Golf von Mexiko wird es spürbar kälter und in einigen Bundesstaaten winterlich mit Schnee. Durch stürmischen Wind wird sich das Ganze noch eisiger anfühlen.

Wetter hat nichts mit der Klimakrise zu tun

Das hat übrigens nichts mit der Klimakrise zu tun, das passierte schon immer und das wird es auch in Zukunft immer geben. Zum einen ist wie gesagt das fehlende aufhaltende Gebirge in den USA Schuld, zum anderen befinden wir uns im Herbst. Die Großwetterlage stellt sich von Sommer auf Winter bei uns auf der Nordhalbkugel um – da sind große Temperaturschwankungen normal. Je nachdem aus welcher Richtung der Wind kommt, kann es noch mal spätsommerlich werden, wie jetzt bei uns am Wochenende. Bei Nordwind kann aber auch schon eisige Winterluft daherwehen. So zeigte zum Beispiel das Thermometer auf dem Fichtelberg am 31. Oktober 1920 schon mal -16 Grad an und im Oktober 1974 schneite es in Teilen Deutschlands heftig.

Also ist verschiedenes Wetter im Oktober möglich und das hat nichts mit der Erderwärmung zu tun. Die bringt jedoch zunehmend häufiger verlängerte Sommer. Man kann statistisch schon nachweisen, dass es im September und Oktober mehr milde, teils noch sommerlich-warme Tage in den letzten Jahren gab als früher.

Formel 1 und Rugby-WM betroffen

Kurz möchte ich mit Ihnen aber auch noch nach Japan schauen. Dort sind nämlich die hohen Temperaturen des Westpazifiks unter anderem daran Schuld, dass sich ein heftiger Taifun gebildet hat. Er heißt "Hagibis" und hat sich zu einem Supertaifun entwickelt. Er ist der in diesem Jahr bisher stärkste Taifun und nimmt Kurs auf den Süden Japans. Windspitzen von 250, vereinzelt sogar 300 Kilometern pro Stunde wurden bisher schon registriert und über dem warmen Meer tankt er weiter Energie. Dabei trifft es zunächst Inseln wie Tinian und Saipan auf dem Nordpazifik heftig.

Voraussichtlich am Samstag erreicht "Hagibis" Japan und könnte den Grand Prix der Formel 1 und die Rugby-WM ordentlich durcheinanderwirbeln. Aus heutiger Sicht sind beim Qualifying Windspitzen von 120 Stundenkilometern möglich und ordentlich Regen wird weder den Formel-1-Fahrern noch den Rugby-Spielern gefallen. Aus jetziger Sicht trifft der Taifun vor allem die Regionen von Suzuka bis Tokio. Erst vor etwa zehn Tagen hat der Taifun "Mitag" Teile von Taiwan und den äußersten Osten Chinas verwüstet und hier mindestens zehn Todesopfer gefordert.


Da geht es bei uns mit vereinzelt schweren Sturmböen am Freitag an den Küsten und im Oberharz ja noch einigermaßen gemächlich zu. Genießen Sie also auf alle Fälle die möglicherweise letzten warmen und sonnigen Tage bis zum Ende der Woche, es könnten die letzten sein ...

Michaela Koschak ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

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