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Corona: Impf-Start in Hausarztpraxen verzögert sich offenbar


Impfstoff-Knappheit
Impf-Start in Arztpraxen verzögert sich offenbar

Von dpa
10.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Gesundheitsminister Jens Spahn: Er will pragmatisches, schnelles Impfen möglich machen.Vergrößern des BildesGesundheitsminister Jens Spahn: Er will pragmatisches, schnelles Impfen möglich machen. (Quelle: Jürgen Heinrich/imago-images-bilder)
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Eigentlich sollte es mit dem Impfen bei den Hausärzten Anfang April losgehen. Nach einem Treffen der Gesundheitsminister der Länder heißt es jetzt: Es wird wohl später.

Der Start der Corona-Massenimpfungen in Deutschlands Arztpraxen kann sich bis Mitte April verzögern. Das Ziel sei es, frühestmöglich, jedoch spätestens in der Woche vom 19. April damit zu beginnen. Das beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Mittwoch nach dreistündigen Video-Beratungen.

Einzelne Länder können demnach auch ein "Opt-out" erklären und im April noch nicht routinemäßig in den Arztpraxen impfen. Zudem soll eine neue Impfverordnung mehr Tempo in die Impf-Kampagne bringen. Der bisher Jüngeren vorbehaltene Impfstoff des Herstellers Astrazeneca kann künftig allen gespritzt werden. An den Grenzen zu Corona-Hotspots im Ausland können abweichend von der Impfreihenfolge alle Menschen geimpft werden.

Der Impfstart in den Hausarztpraxen war am Montag zunächst noch für Anfang April vorgesehen gewesen. Am Mittag hatte Regierungssprecher Steffen Seibert mitgeteilt, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder würden auf Basis der Empfehlungen der Gesundheitsministerkonferenz zeitnah über das genaue Datum entscheiden. Nach dreistündigen Beratungen einigten sich die Minister dann auf die 16. Kalenderwoche oder früher – "sollten es die noch zu konkretisierenden Liefermengen der Hersteller für April zulassen".

Spahn: "Möglichst viele und möglichst zielgerichtet impfen"

Die Anlieferungsstandorte der Länder sollen demnach im April wöchentlich mit kontinuierlich 2,25 Millionen Dosen beliefert werden. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sollen im April vor allem "immobile Patientinnen und Patienten in der eigenen Häuslichkeit" sowie Personen mit Vorerkrankungen impfen. Die Länder sollen dem Bund mitteilen, wie die Aufteilung ihres Anteils auf die Hersteller vorgenommen werden soll. Die Impfzentren sollen bis mindestens Ende September weiter vom Bund finanziert werden.

Durch die neue Impfverordnung soll mehr Flexibilität beim Impfen möglich werden. Sie soll an diesem Donnerstag rückwirkend zu Montag in Kraft treten und lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Um besonders Verwundbare zu schützen, werde an der Priorisierung festgehalten, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn der dpa in Berlin. "Aber gleichzeitig wollen wir pragmatisch schnelles Impfen möglich machen." Dazu werde die Impfverordnung an neue Erkenntnisse und Entwicklungen angepasst. "Wir müssen die Balance finden: möglichst viele und möglichst zielgerichtet impfen."

Laut der neuen Verordnung ist der Impfstoff von Astrazeneca nun ab 18 zugelassen. Um möglichst viele Erstimpfungen zu ermöglichen, soll bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna der Abstand zur Zweitimpfung von sechs Wochen ausgeschöpft werden – beim Mittel von Astrazeneca von zwölf Wochen.

Schleppender Start in den Arztpraxen

Spahn dämpfte die Erwartungen an den Impfstart in den Praxen. "Die Impfmengen werden nicht gleich auf 20 Millionen im Monat oder gar auf 10 Millionen in der Woche wachsen", sagte er im ZDF. Im April werde es zwar deutlich mehr Impfungen geben, aber noch nicht in dieser Größenordnung. Der nächste Schritt seien dann Impfungen in Unternehmen durch Betriebsärzte.

Die bundesweit 12.000 Werksmediziner könnten "pro Monat etwa fünf Millionen Beschäftigte impfen", sagte die Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Anette Wahl-Wachendorf, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch).

Der stellvertretende FDP-Vorsitzende Wolfgang Kubicki warf der Bundesregierung widersprüchliche Aussagen zum erwarteten Umfang der Impfungen vor, wie er der dpa sagte.

Brysch: "Ethisch festgesetzte Impfreihenfolge ist nur noch eine Farce"

Nach dem schleppenden Impfstart werden zusehends steigende Impfstoffmengen erwartet – und nun auch ein kurzfristiger Nachschub: Die Hersteller Biontech und Pfizer wollen in den nächsten beiden Wochen vier Millionen Dosen zusätzlich an die Europäische Union liefern, wie EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen in Brüssel sagte. Man habe das Zusatzpaket ausgehandelt, damit EU-Staaten in Corona-Hotspots impfen und ansteckendere Virusvarianten bremsen könnten. Vom Zusatzkontingent könnte Deutschland nach dem internen EU-Verteilschlüssel 18,6 Prozent bekommen, also 740.000 Dosen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte nach der Mitteilung der EU an, dass die bayerischen Corona-Hotspots an der Grenze zu Tschechien kurzfristig noch einmal 100.000 zusätzliche Dosen Impfstoff bekommen sollten. Damit gebe es mit den schon versprochenen Sonderzuteilungen insgesamt 150.000 Dosen zusätzlich für die von der britischen Virusvariante besonders betroffenen Grenzregionen.

Scharfe Kritik an der aktuellen Impfpraxis in den Ländern übte die Deutsche Stiftung Patientenschutz. "Die ethisch festgesetzte Impfreihenfolge ist nur noch eine Farce", sagte Vorstand Eugen Brysch. Der Vorrang für Alte und Kranke werde immer mehr aufgeweicht. "Es herrscht das Recht der Starken, Schnellen und Lobbyisten."

Ulrich Weigeldt, der Chef des Deutschen Hausärzteverbands, wehrt sich gegen Vorwürfe, Hausärzte würden Freunde zuerst impfen. "Das ist wirklich eine Unverschämtheit, das geht gegen unsere Berufsehre", sagt er im Interview mit t-online. Er halte es für sinnvoll, das Ziel ins Auge zu fassen: "so viele Menschen wie möglich in kurzer Zeit zu impfen".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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