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Ungeklärter Mordfall Meredith Kercher: Amanda Knox kehrt nicht nach Italien zurück


Ungeklärter Mordfall Meredith Kercher
Amanda Knox: "Vier Jahre meines Lebens gestohlen"

Von afp, dpa
21.09.2013Lesedauer: 5 Min.
Amanda Knox, Verdächtige im Mordfal Meredith KercherVergrößern des BildesInterview mit dem US-Sender NBC: Amanda Knox begründet ihre Entscheidung, nicht nach Italien zurückzukehren (Quelle: NBC, Peter Kramer/ap-bilder)
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Zwei Jahren nach ihrem Freispruch wird der Prozess gegen die Amerikanerin Amanda Knox in Italien neu aufgerollt. Der "Engel mit den Eisaugen", wie sie in den Medien genannt wurde, gibt sich siegessicher. Zum Prozess erscheinen will sie aber nicht.

Auch in dem neuen Prozess geht es um den brutalen Mord an der britischen Studentin Meredith Kercher 2007 in Perugia, der noch immer nicht aufgeklärt ist. "Vier Jahre meines Lebens sind mir gestohlen worden. Das kann ich nicht mit der Entscheidung vereinbaren, nach Italien zurückzukehren", erklärte die Studentin aus Seattle in einem Interview mit der italienischen Wochenzeitschrift "Oggi".

Meredith Kercher war am 2. November 2007 tot in ihrem Bett in Perugia gefunden worden - unter äußerst seltsamen Umständen (den Tathergang und die bisherigen Prozesse und Urteile können Sie weiter unten nachlesen). Kerchers Mitbewohnerin Knox und deren italienischer Freund Raffaele Sollecito wurden im Dezember 2009 in erster Instanz zu jeweils 26 und 25 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt, im Oktober 2011 jedoch in zweiter Instanz freigesprochen.

Nach mehreren Jahren im Gefängnis kehrte Knox daraufhin in ihre Heimat zurück. Am 25. März dieses Jahres hob der Oberste Kassationsgerichthof Italiens die Freisprüche für Knox und Sollecito wieder auf, weshalb der Fall nun neu aufgerollt wird. Der Prozess gegen sie und ihren Ex-Freund beginnt am 30. September in Florenz. Knox ist nicht verpflichtet, persönlich teilzunehmen.

Kein Eingeständnis der Schuld

Ihre Entscheidung, nicht nach Italien zurückzukehren, sei kein Eingeständnis ihrer Schuld, sondern vielmehr ihrer Unschuld, sagte Knox dem amerikanischen Fernsehsender NBC am Freitag. Sie gibt sich siegessicher: "Ich denke, wir werden gewinnen. Darum kämpfe ich diesen Kampf." Sie habe auch immer noch Vertrauen in die italienische Justiz und hoffe auf Gerechtigkeit.

Der Mord an Meredith Kercher sei Teil ihres Lebens geworden, sagte Amanda Knox außerdem. "Ich kannte sie nur für eine sehr kurze Zeit, aber sie wird immer da sein." Bis heute verfolge sie der Gedanke an eine Rückkehr ins Gefängnis: "Ich denke die ganze Zeit darüber nach. Es ist so schrecklich. Alles steht auf dem Spiel."

Der Tathergang

Am frühen Abend des 1. Novembers 2007 war die Wohnung der Wohngemeinschaft in der Via della Pergola 7 in Perugia verlassen. Meredith Kercher aß mit drei Engländerinnen in einer von deren Wohnungen zu Abend und machte sich frühzeitig mit einer Freundin auf den Heimweg. Um 20.55 Uhr trennten sich die Wege der beiden, 460 Meter vor Kerchers Wohnung.

Sie starb dort nach einem ersten rechtsmedizinischen Gutachten zwischen 21 und 23 Uhr, nach einem zweiten Gutachten zwischen 21 Uhr und vier Uhr morgens an massivem Blutverlust durch Stichverletzungen am Hals und durch Ersticken, möglicherweise nach einer Strangulierung.

Raffaele Sollecito, ein damals 23-jähriger Informatikstudent aus Bari, rief am Mittag des darauf folgenden Tags vom Tatort aus die Polizei an und meldete einen Einbruch sowie Blut und eine vermisste Person. Bei ihm befand sich seine damalige Freundin, die 20-jährige Mitbewohnerin von Kercher, Amanda Knox aus Seattle.

Noch bevor die Carabinieri eintrafen, erschienen zwei Beamte der Post- und Telekommunikationspolizei vor dem Haus, die den Fund zweier Mobiltelefone in der Nähe eines anderen Hauses untersuchten. Knox und Sollecito teilten ihnen mit, dass sie auf die Carabinieri warteten, da ein Fenster zerbrochen war und sie Blutflecken im Badezimmer entdeckt hatten.

Als sie den Beamten die Situation im Haus zeigten, erreichte eine weitere Mitbewohnerin zusammen mit drei Freunden die Wohnung. Die gefundenen Mobiltelefone konnten Kercher zugeordnet werden, jedoch weigerten sich die Beamten, die verschlossene Tür von Kerchers Zimmer aufzubrechen.

Nachdem einer der Freunde ihrer Mitbewohnerin die Tür eingetreten hatte, sahen sie Kerchers Körper leblos auf dem Boden unter einer blutgetränkten Bettdecke. Die Beamten wiesen alle Anwesenden an, die Wohnung sofort zu verlassen, und sperrten den Tatort ab. Neben den beiden Mobiltelefonen fehlten aus dem Besitz des Opfers auch ihre Wohnungsschlüssel, zwei Kreditkarten sowie 300 Euro in bar.

Bisherige Prozesse und Urteile

Die Alibis von Sollecito und Knox waren dünn, ihre Aussagen widersprüchlich. Zudem befand die Polizei Amandas Verhalten in den Tagen nach dem Mord als äußerst seltsam, sodass der Verdacht auf sie fiel. Am 6. November 2007 wurden beide festgenommen. Knox belastete bei ihrem Verhör den Kongolesen Diya Lumumba, genannt Patrick, der daraufhin festgenommen wurde.

Am 9. November 2007 urteilte ein Gericht, dass die drei Festgenommenen wegen des Verdachts auf gemeinschaftliche sexuelle Nötigung und Tötung in Untersuchungshaft zu halten seien. Es gebe "deutliche Hinweise auf ihre Schuld", so die Richterin. Diya "Patrick" Lumumba wurde wenig später freigelassen. Die Ermittler fanden belastende DNA-Spuren von Knox und Sollecito, die im Berufungsprozess von einem unabhängigen Experten-Gutachten jedoch für ungenügend erklärt wurden.

Hauptverdächtiger wurde wenige Tage später der damals 20-jährige Rudy Hermann Guede aus Abidjan (Elfenbeinküste). Seine blutigen Fingerabdrücke und späteren DNA-Proben hätten seine Präsenz am Tatort bewiesen. Guede war nach der Tat mit dem Zug nach Deutschland gefahren, hatte über Facebook mit einem englischen Journalisten über den Mord kommuniziert und wurde am 20. November 2007 in Mainz von der deutschen Polizei verhaftet.

Das Gericht verurteilte ihn in einem gesonderten Verfahren am 28. Oktober 2008 unter anderem wegen Vergewaltigung und Mord zu einer Haftstrafe von 30 Jahren, die am 16. Dezember 2010 im zweiten (und letzten) Revisionsverfahren auf 16 Jahre reduziert wurde.

Am 4. Dezember 2009 ging das Geschworenengericht in seinem Urteil von einer Beteiligung mehrerer Personen an dem Mord aus und verurteilte Sollecito und Knox zu hohen Haftstrafen, Raffaele Sollecito zu 25, Amanda Knox zu 26 Jahren. Keiner der Verurteilten war geständig. Die Urteile basierten auf einem Indizienverfahren.

Ein Berufungsgericht hob die Urteile gegen Sollecito und Knox wegen Mordes am 3. Oktober 2011 auf und sprach beide frei mit der Begründung, sie hätten die Tat nicht begangen. Zwei Wissenschaftler der Universität La Sapienza hatten in ihrem Gutachten von den Hauptbeweisstücken der Anklage praktisch nichts übrig gelassen.

Eine gegen Knox verhängte Haftstrafe von drei Jahren wegen Verleumdung, die sie bereits abgesessen hatte, wurde vom Gericht dagegen bestätigt. Sie hatte kurz nach ihrer Festnahme Lumumba zu Unrecht des Mordes an Kercher beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft legte im Februar 2012 Berufung vor dem Obersten Gericht ein.

Der Präsident des Schwurgerichts in Perugia sagte, dass der Fall wohl nicht gelöst werde und dass Knox und Sollecito "auch für Merediths Tod verantwortlich sein" könnten, es aber keine Beweise gebe. "Jene, die beim Prozess überprüft worden sind, wurden als unzulänglich bewertet, um die beiden Angeklagten zu verurteilen."

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Rudy Guede, der einzige noch Verurteilte, kündigte einen Antrag auf Wiederaufnahme seines Prozesses an. Die Verteidiger forderten, dass nach dem Freispruch von Knox und Sollecito der Fall wieder aufgerollt werden müsse. Am 26. März 2013 wurde bekannt, dass das Kassationsgericht den Fall erneut aufrollen wird, da Fehler festgestellt wurden.

(Quelle: Wikipedia)

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