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Riesige WaldbrĂ€nde in Russland â aber wer soll sie löschen?
Schon in den vergangenen Jahren sind die Feuerwehren in Sibirien kaum gegen die WaldbrÀnde angekommen. Jetzt lodern die Flammen erneut und Hilfe von der russischen Armee ist fraglich.
In den Weiten Sibiriens brennen WĂ€lder und Steppen ungewöhnlich heftig fĂŒr diese Jahreszeit. Laut Greenpeace Russland steht im Moment doppelt so viel FlĂ€che in Flammen wie voriges Jahr Ende April. Die Klimakrise hat die BrĂ€nde in den vergangenen Jahren massiv angeheizt â jetzt könnte der Angriffskrieg gegen die Ukraine das Problem verschĂ€rfen.
Denn in Friedenszeiten schickt die russische Armee nicht nur Soldaten zur UnterstĂŒtzung der BrandbekĂ€mpfer, sondern auch schweres GerĂ€t wie Hubschrauber und Flugzeuge. "Die BrĂ€nde in Sibirien lassen sich oft nur mit MilitĂ€rflugzeugen genau lokalisieren und bekĂ€mpfen", sagt die US-Klimaforscherin Jessica McCarty der Nachrichtenseite "Axios". "Es ist fraglich, ob diese KrĂ€fte im Sommer zur VerfĂŒgung stehen, wenn der Krieg weitergeht. Wenn Russland keine Soldaten und Flugzeuge von der Front nach Sibirien schickt, wird es auch mehr BrĂ€nde geben."
BrĂ€nde in Sibirien stoĂen riesige Mengen CO2 aus
Nach Angaben von Greenpeace Russland lodern die Flammen schon jetzt auf einer FlĂ€che von 2,2 Millionen Hektar â das entspricht mehr als drei Millionen FuĂballfeldern, das Saarland fĂ€nde mehr als 8,5-mal Platz auf der FlĂ€che. Im April 2021 brannten demnach etwa 915.000 Hektar in Sibirien. Und dabei wĂŒrden nicht einmal alle BrĂ€nde in die Statistik einflieĂen, so Greenpeace Russland. Schwerpunkt der BrĂ€nde ist zurzeit das sĂŒdliche Zentralsibirien zwischen den StĂ€dten Omsk, Nowosibirsk und Tomsk. In 14 betroffenen Regionen dĂŒrfen Bewohner die WĂ€lder nicht mehr betreten.
Selbst in Friedenszeiten werden LandschaftsbrĂ€nde in Russland nur gelöscht, wenn sie menschliche Siedlungen bedrohen. BrĂ€nde in abgelegenen Gegenden werden sich selbst ĂŒberlassen. Die unkontrollierten Feuer sind in den vergangenen Jahren zu einem der gröĂten Treiber der Erderhitzung geworden. Nach Berechnungen des Copernicus-Programms der EU haben die WaldbrĂ€nde in Sibirien allein im besonders heftigen Jahr 2020 etwa 395 Millionen Tonnen CO2 in die AtmosphĂ€re entlassen â das entspricht mehr als 1,1 Prozent der gesamten Emissionen in dem Jahr.
Videos auf Twitter zeigen riesige WaldbrÀnde
In der Stadt Krasnoyarsk warnen die Behörden jetzt vor GesundheitsschĂ€den durch die schlechte Luft. Auch die 600 Kilometer vom nĂ€chsten Brandherd entfernte Stadt Tjumen wurde Ende April von dichtem Rauch eingehĂŒllt. Und der meteorologische Dienst von Tucson im US-Staat Arizona hat festgestellt, dass der Rauch der BrĂ€nde in Sibirien inzwischen selbst das Wetter ĂŒber Nordamerika beeinflusst. Problematisch sind die WaldbrĂ€nde in Sibirien auch, weil sie dort den Permafrostboden auftauen und so groĂe Menge Methan freisetzen. Der Treibhauseffekt durch Methan ist deutlich stĂ€rker als der durch Kohlenstoffdioxid.
In den sozialen Medien verbreitete Videos vermitteln einen Eindruck von der Lage in den Brandgebieten. Diese Bilder sollen Ende April nahe der Stadt Kurgan entstanden sein:
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Dieses Video soll am 19. April in der Region Omsk entstanden sein:
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Auf einer StraĂe bei Kemerowo soll der dichte Rauch Ende April einen Massencrash ausgelöst haben, wie aus diesem Post hervorgeht. Eine Person soll bei dem Unfall getötet worden sein:
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In der Stadt Krasnoyarsk sollen die Flammen inzwischen sogar Bahnlinien bedrohen, schreibt die Zeitung "Siberian Times" in diesem Post:
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Nun mobilisiert sich offenbar die russische Zivilgesellschaft und fordert eine stĂ€rkere BekĂ€mpfung der BrĂ€nde. Auf Twitter haben Nutzer das Schlagwort "Wir lassen unsere Leute nicht im Stich" gekapert, mit dem ursprĂŒnglich der Kreml fĂŒr den Krieg gegen die Ukraine mobilisieren wollte. Der fĂŒr das Copernicus-Programm arbeitende Klimaforscher Mark Perrington rechnet dennoch mit einer schlimmen Brandsaison 2022: "Im Sommer wird es auch im östlichen Sibirien und nördlich des Polarkreises wieder BrĂ€nde geben", schreibt Perrington auf Twitter. "Das trockenere und wĂ€rmere Wetter im Zuge der KlimaverĂ€nderungen erhöht das Risiko, abhĂ€ngig von lokalen Wetterbedingungen."