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Polizei: Goldschatz von Manching nur schwer zu verkaufen


Gestohlene Kelten-Münzen
Polizei: Goldschatz von Manching nur schwer zu verkaufen

Von dpa
Aktualisiert am 23.11.2022Lesedauer: 4 Min.
Goldschatz der Kelten aus Museum gestohlenVergrößern des BildesDer Goldschatz im Kelten-Römer-Museum: Die Münzen wurden gestohlen. (Quelle: Frank Mächler/dpa/Archivbild/dpa-bilder)
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Der größte keltische Goldfund des 20. Jahrhunderts lagerte in einem Museum unweit von Ingolstadt. Nun sind die Münzen verschwunden.

Die Diebe des Manchinger Goldschatzes können die keltischen Münzen nach Einschätzung der Polizei wohl nur schwer verkaufen. Es sei zu befürchten, dass sie die keltischen Münzen einschmelzen und für den Goldwert veräußern, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Mittwochmorgen. Der Verkauf solcher Kulturgüter sei "sehr speziell".

Die zusammen rund vier Kilogramm schweren Münzen aus dem ersten Jahrhundert vor Christus waren in der Nacht zum Dienstag aus dem Kelten-Römer-Museum Manching bei Ingolstadt entwendet worden. In der Vitrine befanden sich 483 Goldmünzen. Der Wert der mehr als 2.000 Jahre alten Stücke wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Der reine Goldwert dürfte allerdings deutlich geringer sein. Sie waren vor 23 Jahren von einem Grabungsteam in Manching gefunden worden.

Forscher: Immenser Verlust für die Wissenschaft

"Ich könnte heulen", sagte der leitende Sammlungsdirektor der Archäologischen Staatssammlung München, Rupert Gebhard, der "Süddeutschen Zeitung". Der Goldschatz sei ein "einmaliges Dokument". Die Forschung zum Handelsnetz der Kelten sei noch nicht abgeschlossen gewesen, der Verlust für die Wissenschaft immens. Zudem teilt auch er die Befürchtung der Polizei, dass die Münzen möglicherweise eingeschmolzen werden: "Meine große Sorge ist, dass es nur um den Goldwert geht", sagte er.

Ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) hatte den Diebstahl am Dienstag bestätigt. Demnach waren die Täter in der vergangenen Nacht in das Kelten-Römer-Museum in Manching bei Ingolstadt eingestiegen und entwendeten den 1999 bei Manching entdeckten Schatz. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet. Es handelt sich um den größten keltischen Goldfund, der im vergangenen Jahrhundert aufgetaucht ist.

LKA: "Wie in einem schlechten Film"

"Der Einbruch muss in den frühen Morgenstunden stattgefunden haben", sagte der LKA-Sprecher. "Es war klassisch, wie man es sich in einem schlechten Film vorstellt." Am Dienstagmorgen hätten die Mitarbeiter des Museums dann festgestellt, dass der Goldschatz fehlt. Erst danach wurde die Polizei alarmiert, die ersten Einsatzkräfte waren laut LKA gegen 9.45 Uhr vor Ort. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Einbruch über Stunden unentdeckt blieb. Dadurch kamen Ermittlungen und Fahndung erst verhältnismäßig spät in Gang.

Ursache dafür könnte ein Sabotageakt an mehreren Glasfaserleitungen sein, der in der Nacht zum Ausfall der Telefon- und Internetverbindungen bei etwa 13.000 Privat- und Firmenkunden rund um Manching geführt hatte. Die zeitliche und räumliche Nähe lege einen Zusammenhang zur Tat nahe, sagte ein Sprecher. Durch die Sabotage habe es zudem keinen Alarm bei der Polizei gegeben.

"Das Museum ist eigentlich ein Hochsicherheitstrakt. Aber alle Verbindungen zur Polizei wurden gekappt", sagte der 1. Bürgermeister von Manching, Herbert Nerb der "Süddeutschen Zeitung". Der Diebstahl sei "eine komplette Katastrophe" für den Markt. "Das ist unser Schatz!"

Ermittler tauschen sich mit Kollegen in Dresden und Berlin aus

"Der Verlust des Kelten-Schatzes ist eine Katastrophe, die Goldmünzen als Zeugnisse unserer Geschichte sind unersetzlich", sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). Der kulturelle Schaden sei enorm. "Wer auch immer diese Tat begangen hat: Jemand hat sich an unserer Geschichte vergangen und unfassbare kriminelle Energie dafür an den Tag gelegt." Blume sagte, es müsse alles dafür getan werden, die Hintergründe aufzuklären und die Kriminellen zu fassen.

Zunächst wurde die Kripo des Polizeipräsidiums in Ingolstadt eingeschaltet. Wegen des großen Wertes des Diebesgutes übernahm im Lauf des Tages das LKA den Fall. Insgesamt arbeiten Dutzende Ermittler an dem Fall. Zum näheren Stand der Ermittlungen wollte sich der Sprecher noch nicht äußern. Die Polizei ist zudem im Austausch mit ihren Kollegen in Dresden und Berlin, wo es in den vergangenen Jahren ebenfalls große Einbrüche in Museen gegeben hatte.

Seit 2006 wurde der Schatz in dem Museum im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm ausgestellt. Das sogenannte Oppidum Manching gilt als eine wichtige keltische Siedlung, in der bis heute Archäologen regelmäßig tätig sind. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zählt die Siedlung zu den bedeutendsten Bodendenkmälern nördlich der Alpen.

Nicht der erste Raubzug im Keltenland

Der herausragende archäologische Ort im nördlichen Oberbayern zieht immer wieder Kriminelle an. Erst Anfang Mai hatten Raubgräber auf dem Gelände einer wissenschaftlichen Grabung bei Manching illegal etwa 140 Löcher gegraben. Ein Fachunternehmen hatte damals im Auftrag des Freistaats ein Stück Land untersucht, weil dort eine Bundesstraße gebaut werden soll.

Die Experten gehen davon aus, dass die Täter damals an einem Wochenende mit Bodensonden auf dem Gelände der Archäologen nach Funden aus der Keltenzeit gesucht haben. Ob und welche Stücke gestohlen wurden, ist bis heute unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch zu der Raubgrabung.

Auch aus Museen stehlen Kriminelle immer wieder kostbare Stücke. Schlagzeilen machte in den vergangenen Jahren insbesondere der Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden im November 2019. Damals wurden 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von mehr als 113 Millionen Euro gestohlen, von der Beute fehlt bisher jede Spur. Mehrere Männer stehen deshalb derzeit in Dresden vor Gericht.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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