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London | Polizist wegen Vergewaltigungen zu 30 Jahren Haft verurteilt


Wegen Vergewaltigungen und Demütigungen
Londoner Polizist zu 30 Jahren Haft verurteilt

Von dpa
Aktualisiert am 07.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein britischer Polizist (Symbolbild): Vor Gericht hat jetzt ein 53-Jähriger gestanden, Bankkarten seines toten Mitbewohners benutzt zu haben.Vergrößern des BildesEin Beamter der Londoner Metropolitan Police hat über Jahre Frauen vergewaltigt. Nun wurde er verurteilt. (Archivbild) (Quelle: TOBY MELVILLE)
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Über Jahre hat ein Polizist in London Frauen vergewaltigt und dabei seine Position bei der Metropolitan Police ausgenutzt. Es ist nicht der erste Skandal bei der Diensteinheit.

Ein Londoner Polizist ist wegen etlicher Vergewaltigungen und sexueller Übergriffe gegen mehrere Frauen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der 48-Jährige müsse mindestens 30 Jahre hinter Gittern verbringen, bevor er gegen Auflagen entlassen werden könne, entschied ein Gericht in der britischen Hauptstadt am Dienstag.

Der Mann hatte sich schuldig bekannt, zwischen 2003 und 2020 insgesamt zwölf Frauen vergewaltigt, misshandelt sowie der Freiheit beraubt zu haben. Demnach missbrauchte der Polizist, der unter anderem für den Schutz des britischen Parlaments eingeteilt war, wiederholt seine Position und seinen Dienstausweis, um seine Opfer zu kontrollieren und einzuschüchtern. Mehrfach soll er Frauen gedemütigt haben, indem er sie nackt in eine Kammer sperrte oder beim Geschlechtsverkehr mit seiner Dienstwaffe bedrohte.

Reglos nimmt der Mann das Urteil auf

Der Fall hatte landesweit für Empörung gesorgt. Er erinnert an die Ermordung von Sarah Everard im März 2021, die von einem Londoner Polizisten unter Einsatz seines Dienstausweises entführt und später vergewaltigt und ermordet wurde.

Einige Frauen sperrte der Verurteilte nackt in ein winziges Kabuff, auf manche urinierte er, und immer wieder vergewaltigte er seine Opfer. Mindestens 30 Jahre muss er hinter Gittern verbringen, wie Richterin Parmjit Kaur Cheema-Grubb entschied. Reglos nahm der Mann das Urteil auf.

"Das Böse getroffen"

Die Misshandelten sind schwer traumatisiert, doch im Prozess wollten sie sich Gehör verschaffen. "In dieser Nacht spürte ich, dass ich das Böse getroffen habe", beschrieb eine der Frauen ihre Furcht in einem Statement. Eine andere habe sich als "Stück Dreck auf seinem Schuh" gefühlt. Immer wieder schaltete die BBC während der live übertragenen Strafmaßverkündung den Ton ab. Die geschilderten Details seien einfach zu drastisch, erklärte der Sender.

Die Richterin nannte den Polizisten "ein Monster". Wegen Vergewaltigungen, sexuellen Übergriffen und Freiheitsberaubung in 49 Fällen war er angeklagt, mehr als 80 Einzeltaten gegen 12 Frauen hat er gestanden. Die Ermittler schließen aber nicht aus, dass es noch mehr Opfer gibt. Zwar streckt sich der Tatzeitraum über 17 Jahre – von 2003 bis 2020. Es gibt aber eine Lücke von mehreren Jahren, aus denen keine Anzeigen vorliegen.

Mit eigenem Status gebrüstet

Die Opfer werden meist als verletzliche Frauen geschildert, einige jünger, andere deutlich älter. Der heute 48 Jahre alte Mann soll sie manipuliert, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt haben. Dabei half ihm auch sein Status als Polizeibeamter mit Dienstausweis und – später – Waffe, wie es mehrere Frauen schilderten, und so sah es auch die Anklage. Er brüstete sich damit, dass er unter anderem mit dem Schutz des britischen Parlaments beauftragt war.

"Er war Polizist, wie konnte man ihm misstrauen?", ließ eine der Frauen verlauten. Eine andere berichtete, sie sei nach der Vergewaltigung ins Krankenhaus gegangen. Als sie dort erzählte, wer ihr Peiniger war, habe eine Pflegerin nur abgewunken. "Die Justiz schützt ihre eigenen Leute", habe sie gesagt. Auch die Richterin betonte diesen Punkt: "Sie waren dreist und zuzeiten unbarmherzig und vertrauten darauf, dass keines Ihrer Opfer Scham und Angst überwinden würde, Sie anzuzeigen", sagte Cheema-Grubb.

"Zu viele Beispiele von Frauenfeindlichkeit"

Nun hat das Innenministerium den Polizeien im Land aufgetragen, in den eigenen Reihen nach "schwarzen Schafen" zu suchen. Es gebe "zu viele Beispiele von Frauenfeindlichkeit und Sexismus", kritisierte der Abgeordnete Nick Smith von der Oppositionspartei Labour.

Allein in der Londoner Metropolitan Police (MET) werden nach Angaben des neuen Polizeichefs Mark Rowley Missbrauchsvorwürfe gegen etwa 800 Beamte und Beschäftigte untersucht. Zahlreiche MET-Mitglieder seien "not fit for office". Sprich: kriminell und korrupt. Mit zwei bis drei Gerichtsverfahren gegen Mitarbeiter rechnet Rowley – pro Woche.

Kein Vertrauen mehr in die Polizei

London ist beileibe kein Einzelfall. Derzeit steht in Edinburgh ein Polizist vor Gericht, der eine Frau vergewaltigt und eine Treppe hinabgestoßen sowie eine 13-Jährige vergewaltigt haben soll. Er weist die Vorwürfe zurück.

Das Verhältnis zur Bevölkerung ist erschüttert, wie auch Innenministerin Suella Braverman eingestand. Nach dem Urteil in London twitterte sie, die Taten hätten eine Narbe auf dem Ansehen der Polizei hinterlassen. Elf der zwölf Opfer des 48-Jährigen hatten ausgesagt, kein Vertrauen mehr in die Polizei zu haben. Kommentatoren rufen dazu auf, die Einstellungsprozesse genau zu überprüfen – zumal derzeit die konservative Regierung Tausende Beamte sucht.

Auch andere Dienste sind betroffen. So ergab ein Untersuchungsbericht, dass Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Rassismus bei der Londoner Feuerwehr an der Tagesordnung seien. Dem Sender ITV sagte eine Feuerwehrfrau, dass männliche Kollegen privat Fotos von Unfalltoten gemacht und sich über die Unterwäsche weiblicher Todesopfer ausgetauscht hätten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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