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Jeffrey Epstein: Neues Video soll Suizid-These belegen


Fall Epstein
Trump-Vertraute verstricken sich in Widersprüche

Von t-online, cc

Aktualisiert am 08.07.2025 - 07:19 UhrLesedauer: 5 Min.
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Im Video: Was vor Jeffrey Epsteins Tod vor seiner Zelle passiert ist. (Quelle: t-online)
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Das US-Justizministerium hat Verschwörungstheorien um den US-Milliardär Jeffrey Epstein widersprochen. Demnach habe er keine belastende Kundenliste besessen.

Was wusste Jeffrey Epstein? Und wollte der inhaftierte US-Milliardär kurz vor seinem Tod etwa prominente Kunden mit pikanten Sex-Geheimnissen erpressen? Diese Fragen tauchen wiederholt auf, seitdem der schillernde Investmentbanker 2019 tot in seiner Zelle in einer New Yorker Haftanstalt aufgefunden worden war. Dem 66-Jährigen wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und anderen Prominenten zugeführt zu haben. Auch soll eine "Kundenliste" existiert haben, auf der prominente Namen standen.

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Nun schaltete sich erneut das FBI in den Fall ein und veröffentlichte die Ergebnisse einer Untersuchung. Demnach schließt der Inlandsgeheimdienst ein Fremdverschulden am Tod Epsteins aus. Auch die berüchtigte "Kundenliste" habe nie existiert, teilte die Behörde in einer Erklärung mit.

Laut eines ersten Berichts des Gerichtsmediziners hatte sich Epstein in seiner Zelle erhängt. Doch an dieser Version kamen bereits unmittelbar nach Epsteins Tod Zweifel auf. Dessen Anwälte veranlassten kurz darauf eine eigene Untersuchung und heuerten dafür einen Gutachter an.

Selbst der damalige, von Donald Trump eingesetzte US-Generalstaatsanwalt William Barr hegte zunächst den Verdacht, dass an der Sache etwas nicht stimmen könne. Später sagte Barr jedoch, es handle sich um eine "perfekte Fehlerkette menschlichen Versagens". Demnach hätten zahlreiche Justizbeamte im Metropolitan Correctional Center ihre Aufsichtspflichten verletzt, die Beamten im Wachdienst seien eingeschlafen. Und auch das Material der Überwachungskameras, die auf Epsteins Zelle gerichtet waren, soll "unbrauchbar" gewesen sein.

FBI spricht von "sorgfältigen Ermittlungen"

In Amerika schossen in den vergangenen Jahren die Verschwörungstheorien um Epsteins Tod ins Kraut. Dass an der Sache womöglich mehr dran sein könnte, als bislang offiziell bekannt, dem haben das US-Justizministerium und die US-Bundespolizei FBI nun aber deutlich widersprochen. "Nach sorgfältigen Ermittlungen ist das FBI zu dem Schluss gekommen, dass Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle Suizid beging", hieß es am Montag in einer gemeinsamen Erklärung der Behörden, über die zuerst das Nachrichtenportal "Axios" berichtete. Es sei zudem keine "belastende 'Kundenliste'" Epsteins gefunden worden.

Offenbar sind weitere Videoaufnahmen aufgetaucht, die die Nacht von Epsteins Ableben dokumentieren. Auf den recht grobkörnigen Aufnahmen aus dem Gefängnis sei nicht zu sehen gewesen, dass jemand versucht hätte, in Epsteins Zelle zu gelangen, hieß es von den US-Behörden. Es seien außerdem keine Beweise dafür gefunden worden, dass Epstein versucht hätte, prominente Persönlichkeiten zu erpressen. Zugleich beweise eine große Anzahl von Fotos und Videos, dass Epstein "mehr als eintausend Opfern Schaden zugefügt" habe, hieß es in der Erklärung weiter.

Das nun durch das FBI veröffentlichte Videomaterial konnte bislang nicht unabhängig auf seine Echtheit überprüft werden. Die Behörde selbst teilte mit, sie habe das betreffende Filmmaterial "lediglich verbessert", indem Spezialisten den Kontrast erhöhten, die Farben ausglichen und für mehr Klarheit und Sichtbarkeit die Schärfe verbesserten, wie es heißt.

FBI-Chef Bongino: "Behaltet das im Auge"

Die jetzt veröffentlichten Aufnahmen zeigen allerdings nur einen kleinen Teil des Eingangsbereichs zu dem Trakt, in dem Epstein in seiner Zelle untergebracht war. Wie aussagekräftig das Videomaterial ist, ist fraglich.

Kritik gibt es zudem an FBI-Chef Kash Patel und dessen Stellvertreter Dan Bongino. Beide gelten als Trumps Vertraute und wurden vom US-Präsidenten erst vor wenigen Monaten an die Spitze der Ermittlungsbehörde berufen. Sowohl Patel als auch Bongino hatten vor der erneuten Wahl Trumps zum Präsidenten lautstark eben jene Verschwörungstheorien befeuert, die sie jetzt als FBI-Chefs zu widerlegen versuchen.

Bongino, der als rechtspopulistischer Podcaster bekannt wurde ("Die Dan Bongino Show"), hatte die Suizid-Version von Epsteins Tod regelmäßig angezweifelt und einen vermeintlichen "deep state" für dessen Ableben verantwortlich gemacht, also eine Verschwörung staatlicher Stellen hinter dem Fall vermutet. "Hört zu, die Jeffrey-Epstein-Geschichte ist eine große Sache, bitte lasst diese Geschichte nicht einfach so fallen. Behaltet das im Auge", forderte er sein Millionenpublikum noch im Jahr 2023 auf.

Patel wiederum hatte im selben Jahr in der YouTube-Show des Trump-Unterstützers Benny Johnson die damalige FBI-Führung aufgefordert, die wahren Hintergründe des Todesfalls zu ermitteln: "Macht euch endlich ehrlich und sagt uns, wer die Pädophilen sind", so Patel damals. Inzwischen klingen Bongino und Patel ganz anders. Demnach habe das FBI bei seinen Ermittlungen keine Hinweise darauf gefunden, dass Epstein eine geheime Liste mit prominenten Kunden seines Sex-Netzwerks besaß.

Weißes Haus äußert sich zu ungewöhnlicher Diskrepanz

"Diese systematische Überprüfung ergab keine belastende 'Kundenliste'. Es wurden auch keine glaubwürdigen Beweise dafür gefunden, dass Epstein prominente Personen im Rahmen seiner Handlungen erpresst hat", heißt es in dem FBI-Memo. "Wir haben keine Beweise gefunden, die eine Untersuchung gegen nicht angeklagte Dritte rechtfertigen würden."

Ungewöhnlich daran ist, dass auch die von Trump berufene Generalstaatsanwältin Pam Bondi noch vor wenigen Monaten das Gegenteil behauptet hatte. Noch im Februar, kurz nach Trumps Amtseinführung, hatte Bondi angekündigt, dass die Ermittlungsbehörden sich nun daran machten, "den Schleier, der über den widerlichen Taten Jeffrey Epsteins und seiner Mitverschwörer liegt, zu lüften". Im selben Monat sagte sie in einem Interview mit dem konservativen US-Nachrichtensender Fox News, dass Epsteins Kundenliste "gerade auf meinem Schreibtisch liegt, um sie zu überprüfen".

Angesprochen auf die Diskrepanz zwischen Bondis Aussagen und dem nun veröffentlichten Memo des FBI, sagte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt am Montag vor Reportern im Weißen Haus, dass die Generalstaatsanwältin sich mit dieser Aussage lediglich auf "den Gesamtkontext" der Epstein-Untersuchung bezogen habe. Und dabei solle man es auch belassen, so Leavitt.

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Trump: "Ich war kein Fan von ihm"

Ein großer Teil der amerikanischen Bevölkerung glaubt hingegen nicht, dass es bei Epsteins Tod mit rechten Dingen zugegangen ist. Laut verschiedener Umfragen bezweifelt zwischen einem Drittel (35 Prozent) und fast der Hälfte (45 Prozent) der befragten Amerikaner, dass Epstein Selbstmord begangen habe. Sie halten es für wahrscheinlicher, dass der Investmentbanker mit besten Kontakten in die Politik und die High Society umgebracht wurde, um möglicherweise belastende Beweise zu vertuschen. Häufig wird dabei auch der Name des amtierenden US-Präsidenten genannt.

Auch der frühere Trump-Unterstützer und Tech-Milliardär Elon Musk hatte im vergangenen Monat im Onlinedienst X angedeutet, der Name des Präsidenten komme in unter Verschluss gehaltenen Epstein-Akten vor. Beweise für seine Behauptungen legte Musk nicht vor. Später löschte Musk den Beitrag.

Trump selbst hatte sich von Epstein nach dessen Verurteilung wegen Sexualverbrechen distanziert. "Ich war nicht gerade ein Fan von ihm, das kann ich Ihnen sagen", gab Trump im Jahr 2019 zu Protokoll. Allerdings hatte Trump sich in den Jahren zuvor auch schon anders über Epstein geäußert. Der sei ein "formidabler Bursche", sagte Trump einmal im Interview mit dem Magazin "New Yorker". Und: "Es macht viel Spaß, ihn um sich zu haben."

Der Trump-Biograf Michael Wolff warf im Jahr 2024 etwas mehr Licht auf die Beziehung zwischen Trump und Epstein. Da veröffentlichte der Investigativjournalist mehr als 100 Stunden Audioaufnahmen, die bei Interviews mit Epstein entstanden waren. Der verstorbene Investmentbanker erlaubt darin Einblicke in seine langjährige Beziehung zum früheren Immobilienmakler Trump, den er Ende der 1980er Jahre erstmals kennenlernte.

Er enthüllt gegenüber Wolff die teils chaotischen Zustände im Weißen Haus während der ersten Trump-Administration ("Trump ist ein brillanter Verkäufer. Ansonsten weiß er gar nichts. Keine Geschichte, keine Strategie"). Aber auch vermeintliche Details aus dem Sexleben des Präsidenten und seiner Ehe mit Melania gibt Epstein in den Interviews preis. An einer Stelle sagt Epstein dann: "Ich war mehr als zehn Jahre lang einer der engsten Freunde von Trump."

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

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