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Amoklauf in Heidelberg: Täter soll sich Seebestattung gewünscht haben


Eine Person getötet, mehrere verletzt
Polizei: Täter hatte mehr als 100 Schuss dabei

Von dpa, cck, law

Aktualisiert am 25.01.2022Lesedauer: 4 Min.
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Heidelberg: Ein Student hat an der Universität mehrere Menschen mit einer Waffe verletzt, eine Person starb. (Quelle: t-online)
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Ein Student hat an der Universität in Heidelberg mehrere Menschen mit einem Gewehr verletzt, eine Frau erlag ihren Verletzungen. Nun hat die Polizei neue Erkenntnisse bekannt gegeben.

Nach dem Amoklauf auf dem Gelände der Heidelberger Universität mit zwei Toten haben Polizei und Staatsanwaltschaft weitere Erkenntnisse über den mutmaßlichen Täter und die Tat mitgeteilt. Bei dem mutmaßlichen Schützen handele es sich um einen 18-jährigen Deutschen, sagte der Polizeipräsident von Mannheim, Siegfried Kollmar.

Der Amokläufer hatte am Montagmittag gegen 12.30 Uhr in einem Hörsaal vier Menschen angeschossen und verletzt. Eine 23 Jahre alte Frau erlag wenige Stunden später im Krankenhaus ihren schweren Schussverletzungen, der Täter hatte sich wenige Minuten nach der Tat selbst erschossen.

Schütze kündigte Tat per WhatsApp an

Der Schütze soll kurz vor dem Amoklauf seine Tat per WhatsApp angekündigt haben. Er habe an eine Person geschrieben, "dass Leute jetzt bestraft werden müssen", sagte Kollmar. In der Nachricht habe er sich außerdem eine Seebestattung gewünscht.

"Auch das werden wir noch verifizieren müssen, auch das werden wir noch nachvollziehen müssen", betonte Kollmar. "Wir werden sein Umfeld jetzt durchleuchten in den nächsten Tagen, mit Hochdruck." Die Ermittler wollen alle Aufenthaltsorte und Gesprächspartner des jungen Mannes der vergangenen Tage überprüfen, seine Wohnung sei bereits durchsucht worden.

Täter hatte mehr als 100 Schuss dabei

Die Waffen seien wenige Tage vor der Tat im Ausland erworben worden, laut Kollmar hatte der Tatverdächtige mehr als 100 Schuss Munition dabei. Weshalb er sich selbst erschossen habe, sei unklar. Der Schütze war selbst Student und habe in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt. Polizeilich war der Mann jedoch nicht bekannt.

Warum er mit dem Schießen aufgehört habe, wisse man noch nicht, sagte Kollmar. Das sei spekulativ, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine bestimmte Person getroffen werden sollte. Der 18-Jährige hätte noch nachladen können.

Waffen wurden im Ausland gekauft

Hinweise auf einen zweiten Täter gibt es nicht. Der leitende Oberstaatsanwalt Andreas Herrgen ging davon aus, dass sich bei den Ermittlungen noch weitere Beschuldigte ergeben könnten. Denn weder der Tatverdächtige noch seine Eltern hätten einen Waffenschein gehabt. Die Waffen hat der Täter offenbar selbst gekauft. Kollmar sagte, es gebe Kaufbelege. Zu klären sei nun, wer jemandem ohne Waffenschein eine Waffe verkaufe. In welchem Land die Waffen erworben wurden, sagten Staatsanwaltschaft und Polizei mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.

Waffenexperte Lars Winkelsdorf identifizierte für t-online eine der verwendeten Waffen als Chiappa 1892 Alaskan. Sie war erst 2020 vorgestellt worden und ist in Österreich frei ab 18 Jahren erhältlich, sagte er t-online. Die Waffe kann in zwei Teile zerlegt und so unauffälliger transportiert werden. Die andere Waffe ist eine doppelläufige Schrotflinte mit gekürzten Läufen.

Kollmar gibt Details zum Tatablauf

Kollmar schilderte den Tatablauf: Kurz vor halb eins seien erste Notrufe eingegangen, dass ein Mann mit Waffen in einen Hörsaal mit rund 30 Personen eingedrungen sei und dort mehrfach geschossen habe. Kurz nach halb eins haben bereits erste Polizisten das Gebäude betreten, wenige Minuten später wurde der Täter tot aufgefunden. Er habe sich selbst das Leben genommen, sagte Kollmar.

Weil bei der Leiche des jungen Mannes ein Rucksack mit unbekanntem Inhalt gewesen sei, habe die Polizei lange nicht zu dem Toten gekonnt. Es hätte sich um Sprengstoff handeln können, erklärte Kollmar. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg habe daher auch Entschärfer geschickt, die den Rucksack untersuchten. Schwierig sei zudem gewesen, dass die Beamten nicht wussten, ob es noch einen weiteren Täter gebe. Das konnte später ausgeschlossen werden.

Kollmar kritisierte, dass in sozialen Medien falsche Namen und Informationen über die Tat geteilt wurden. Mehr dazu lesen Sie hier. Das habe die Arbeit sehr erschwert. Die Polizei Mannheim habe dagegengehalten und gut informiert, sagte Kollmar.

Strobl: "Es gibt Hilfe"

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl sagte, seine Gedanken seien bei den Angehörigen und bei allen, die bei der Tat dabei sein mussten. Er dankte den Einsatzkräften. Er hoffe, dass diejenigen, die im Hörsaal dabei gewesen sind, rasch an "Leib und Seele genesen". Betreuungsmaßnahmen der Polizei seien bereits gestartet worden. "Alle diejenigen, die Hilfe brauchen, sollen wissen, dass es Hilfe gibt", sagte Strobl und forderte die Betroffenen auf, die Hilfe bei Bedarf in Anspruch zu nehmen.

Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner sprach den Opfern und Angehörigen sein Mitgefühl aus. "Wir waren nicht nur fassungslos, wir können es eigentlich gar nicht glauben, dass so etwas bei uns in Heidelberg passiert". Er erinnerte an einen Amoklauf von vor fünf Jahren, bei dem der Täter nicht gleich gefasst werden konnte. Er sei froh gewesen, zu sehen, wie groß aufgestellt die Polizei das Gelände abgesucht habe. Es sei kaum vorstellbar, was einen jungen Mann dazu treibt, diese Tat zu begehen, sagt Würzner. "Es ist schlimm, dass so etwas passiert".

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Polizei
  • Nachrichtenagentur dpa
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