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Kusel: Polizistin starb durch Kopfschuss aus einem Schrotgewehr


Tödliche Schüsse auf Polizisten
Was wir über den Tathergang wissen

Von t-online, dpa, afp
Aktualisiert am 01.02.2022Lesedauer: 4 Min.
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Ermittler, Staatsanwälte und Polizisten tief betroffen: Zwei Beamte in Rheinland-Pfalz sind erschossen worden – das sind die Hintergründe der Tat. (Quelle: t-online)
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Bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel in Rheinland-Pfalz werden zwei Polizisten erschossen. Zwei Tatverdächtige sind gefasst. Nun hat sich die Polizei auf einer Pressekonferenz geäußert.

Am frühen Montagmorgen kontrollieren zwei Polizisten ein Auto auf einer Landstraße im Kreis Kusel in Rheinland-Pfalz. Plötzlich wird auf die Polizisten gefeuert. Kurze Zeit später sind beide tot. Zwei Tatverdächtige werden noch am Abend festgenommen. Jetzt haben sich Polizei und Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz geäußert. Was bislang über die Tat bekannt ist. Ein Überblick.

Wer waren die Opfer?

Die getöteten Polizisten waren ein 29-jähriger Beamter und eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin. Einsätze von Polizeianwärterinnen seien bis zu einem gewissen Zeitpunkt in der Ausbildung nicht üblich, erklärte der Vizepräsident der Polizei Westpfalz, Heiner Schmolzi, bei der Pressekonferenz am Dienstag. Die 24-Jährige sei jedoch in ihrer Ausbildung weit fortgeschritten gewesen, hätte im Mai ihren Dienst aufnehmen können und bereits alles erforderlichen Trainings abgeschlossen. Deshalb habe sie als Zweitkraft bei der Streife eingesetzt werden können.

Die beiden Polizisten waren in einer Zivilstreife unterwegs, trugen aber sowohl Uniform als auch Sicherheitswesten, hatte die Polizei Kaiserslautern bereits mitgeteilt. Sie hätten sich als Polizisten zu erkennen gegeben, ergänzte Schmolzi bei der Pressekonferenz.

Was ist über den Tathergang bekannt?

Die Polizisten waren im Rahmen einer geplanten Maßnahme unterwegs, teilte Schmolzi mit. Demnach unternahmen mehrere Polizeifahrzeuge in der Tatnacht eine Fahndung im Zusammenhang mit Eigentumskriminalität. Diese stand jedoch in keinem Zusammenhang mit den nun verhafteten Tatverdächtigen. Über Funk hätten die Beamten dann "dubiose Personen" gemeldet, die mit einer Vielzahl von toten Wildtieren im Kofferraum ihres Kastenwagens unterwegs gewesen seien, so Schmolzi weiter.

Die Polizei geht bislang davon aus, dass die Beamten den Wagen stehend vorgefunden haben, da ihr ziviles Fahrzeug nicht zum Anhalten eines Autos geeignet gewesen sei, teilte Schmolzi mit. Als die Beamten die Kontrolle des Fahrzeugs schon begonnen hatten, hätten die Täter um 4.22 Uhr das Feuer eröffnet. Die junge Polizistin habe den Funkspruch "Kommt schnell. Die schießen, die schießen" abgesetzt. Dabei sei auch ein Schuss zu hören gewesen. Die Polizei geht davon aus, dass beide Tatverdächtigen geschossen haben.

Der getötete 29-jährige Polizist konnte das Feuer noch erwidern. Er habe sein Magazin geleert und 14 Schüsse abgegeben, teilte Schmolzi mit. Die Tatverdächtigen hätten derweil keine Schussverletzungen. Ihr Kastenwagen weise aber durchaus Schäden auf, die auf Schüsse zurückgeführt werden könnten.

Die 23-jährige Polizistin habe wohl nicht gefeuert. Ihre Waffe habe noch im Holster gesteckt als sie gefunden wurde. Während die Schüsse fielen, könnte sie eine Taschenlampe und die Papiere eines Tatverdächtigen in der Hand gehabt haben, so Schmolzi.

Zehn Minuten nachdem die Polizistin den Hilferuf über Funk abgesetzt habe, sei Verstärkung eingetroffen, erklärte Schmolzi weiter. Dabei sei die 23-jährige Beamtin tot vor ihrem Dienstfahrzeug aufgefunden worden, während der 29-jährige Beamte schwer verletzt in einer Böschung hinter dem Fahrzeug gelegen habe. Auch er verstarb vor Ort.

Wie Staatsanwalt Stephan Orthen bei der Pressekonferenz mitteilte, sei die Beamtin durch einen einzigen Kopfschuss, wohl aus einem Schrotgewehr, gestorben, während der Beamte insgesamt viermal getroffen worden sei, davon einmal in den Kopf.

Was passierte nach der Tat?

Als die Verstärkung eintraf, seien die Täter nicht mehr zu sehen gewesen. Die Polizei sperrte die Straße und untersuchte den Tatort ausführlich. Schwer bewaffnete Polizisten sicherten die Untersuchungen. Wie Schmolzi weiter mitteilte, wurden am Tatort mehrere Ausweisdokumente, darunter ein Personalausweis, gefunden. Diese gehörten dem 38-jährigen Andreas S. aus Spiesen-Elversberg im Saarland. Die Polizei rief eine Fahndung aus. Er konnte schließlich in einem Wohnobjekt ausfindig gemacht werden. Als er das Objekt verließ, sei er verhaftet worden, teilte Melanie Mohrbach vom Polizei-Landespräsidium Saarland mit. Zunächst war berichtet worden, der Mann habe sich über eine Anwältin bei der Polizei gemeldet. Dies sei ausdrücklich nicht der Fall gewesen, dementierte der Leiter der Kriminaldirektion Kaiserslautern, Frank Gautsche.

Kurz nach der Festnahme des 38-Jährigen wurde im selben Haus ein 32-jähriger Mann festgenommen. Er sei mit dem ersten Tatverdächtigen bekannt, aber nicht verwandt, teilte Staatsanwalt Orthen mit. Während der 38-jährige Tatverdächtige keine Angaben zur Tat gemacht habe, habe sich der 32-Jährige geäußert, so Orthen weiter. Demnach habe er gestanden, dass die beiden Wilderei betrieben hätten und dann von den Polizisten kontrolliert wurden. Er habe auch gestanden, dass auf die Beamten geschossen wurde. Er selbst wolle jedoch nicht geschossen haben. Darüber wer genau geschossen habe, habe er keine Angaben gemacht. Was konkret über die Verdächtigen bekannt ist, lesen Sie hier.

Bei einer Hausdurchsuchung nach der Verhaftung der Männer sei eine Vielzahl von Waffen und Munition gefunden worden, teilte Gautsche mit. Darunter seien auch die wahrscheinlichen Tatwaffen – ein Schrotgewehr und ein Jagdgewehr. Um das zu bestätigen, brauche es jedoch noch ein rechtliches Gutachten.

Wie geht es nun weiter?

Den Tatverdächtigen wird gemeinschaftlicher Mord vorgeworfen. Als Motiv nennt Orthen das Verdecken der Wilderei. Mit der Motivation, eine andere Tat zu verdecken, sei ein wesentliches Merkmal für den Tatbestand Mord erfüllt. Wer während der Tat, was genau getan haben, sei Gegenstand der Ermittlungen, erklärte der leitende Oberstaatsanwalt Udo Gehring.

Gegen beide Tatverdächtige sei Haftbefehl erlassen worden, ergänzte Orthen. Seit Dienstagmorgen säßen sie in Untersuchungshaft. Es bestehe Fluchtgefahr. Im Falle einer Verurteilung droht den Männern lebenslange Haft. Mit weiteren beteiligten Tätern rechnet die Polizei nach Schmolzis Angaben zurzeit nicht.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz am 01.02.2022
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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