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Star-Anwalt Olivier Metzner tot im Meer gefunden

Von afp
Aktualisiert am 18.03.2013Lesedauer: 3 Min.
Der französische Star-Anwalt Olivier Metzner verteidigte Milliardärinnen, Ex-Diktatoren und Börsenzocker.Vergrößern des BildesDer französische Star-Anwalt Olivier Metzner verteidigte Milliardärinnen, Ex-Diktatoren und Börsenzocker. (Quelle: AFP-bilder)
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Der französische Star-Anwalt Olivier Metzner hat sich das Leben genommen. Die Leiche des 63-jährigen Strafverteidigers sei am Sonntag gefunden worden. Sie habe in der Nähe von Metzners Privat-Insel im Golf von Morbihan in der Bretagne getrieben, teilte die Polizei mit.

Bei fast allen großen Wirtschafts- und Polit-Verfahren Frankreichs mischte Olivier Metzner mit: Als Anwalt verteidigte er den Börsenspekulanten Jérôme Kerviel, Panamas Ex-Machthaber Manuel Noriega und die Tochter der L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt. Ex-Regierungschef Dominique de Villepin zählte ebenso zu seinen Mandanten wie Scientology oder die US-Fluggesellschaft Continental im Prozess um den Absturz der Concorde.

Nun ist der 63-Jährige tot. Dass es sich um Selbstmord handelte, bestätigte die Staatsanwaltschaft im westfranzösischen Vannes nach ersten Autopsie-Ergebnissen. Der 63-Jährige sei ertrunken, es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkung, sagte ein Sprecher. Metzner habe zudem mehrere Briefe an sein Umfeld geschickt, in denen er "sehr deutlich" gemacht habe, dass er sich das Leben nehmen wolle.

Vermutlich sei Metzner mit seinem Boot aufs Meer gefahren und dann ins Wasser gesprungen. Das Boot wurde nahe der Leiche gefunden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird die Gerichtsmedizin weitere Untersuchungen vornehmen und ein toxikologisches Gutachten anfertigen.

Metzner wollte seine Insel verkaufen

Die Insel Boëdic im Golf von Morbihan, wo Metzner gefunden wurde, hatte er Ende 2012 zum Verkauf angeboten. "Ich habe ein anderes Projekt, das mich mehr interessiert, ich bin ein Mann der Projekte", sagte er damals.

Völlig erschüttert reagierten nun Kollegen und prominente Mandanten auf die Todesnachricht. Sogar sein schärfster Rivale, der Staranwalt Georges Kiejman, zeigte sich "überrascht und schockiert".

Metzner war über Jahrzehnte der Anwalt für Reiche und Mächtige der Republik - oder gegen sie. So spielte er eine zentrale Rolle in dem Familienstreit der Bettencourts, der in einen Steuer- und Polit-Skandal mündete. Nach wie vor laufen Ermittlungen dazu, ob die reichste Frau Frankreichs, die später für dement erklärt wurde, von Vertrauten ausgenutzt und unter anderem dazu gebracht wurde, der konservativen Partei von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy illegal Wahlkampfspenden zukommen zu lassen.

Auch vertrat Metzner den Sänger Bertrand Cantat, der 2003 seine Lebensgefährtin, die Schauspielerin Marie Trintignant, erschlagen hatte.

"Ich war die Schande meiner Familie"

In die Wiege gelegt war die Juristerei dem schüchternen Metzner nicht. Im Gegenteil. "Ich war die Schande meiner Familie", bekannte er einmal. Der Sohn einer Bauernfamilie in der Normandie flog von mehreren Schulen, sein Studium zog er halbherzig durch, er ging auf keine der typischen Kaderschmieden Frankreichs. Auch ein Redetalent war der junge Metzner nicht.

Als Metzner sich nach dem Studium in Paris niederließ, suchte er sich anders als die anderen angehenden Anwälte kein Praktikum in einer angesehenen Kanzlei. Zurückhaltend wie er war, verlegte er sich auf die Aktenfresserei. "Ich habe mir alles selbst beigebracht", sagte er einmal.

Der Geheimtrick Metzners

Dafür entwickelte Metzner eine Methode, mit der er es bis nach oben schaffte: Statt die Unschuld seines Mandanten beweisen zu wollen, suchte er nach einem Verfahrensfehler - und fand ihn fast immer. So hatte er in den Siebziger Jahren seinen ersten Erfolg als Anwalt, als er einen Gewaltverbrecher freibekam. Er fing auch als erster Anwalt in Frankreich an, sämtliche Schriftstücke für ein Verfahren einzuscannen und mit dem Laptop vor Gericht zu erscheinen.

Noch vor einem Monat hatte der Jurist in einem Prozess in Paris die Schweizer Öl-Firma Vitol im Zusammenhang mit Unterschlagungen beim UN-Programm für den Irak "Öl gegen Lebensmittel" vertreten. Er verteidigte aber auch den Börsenspekulanten Kerviel gegen die Großbank Société Générale, die wegen eines Schadens von 4,9 Milliarden Euro geklagt hatte.

Metzner verteidigte alle und jeden

Seine Gesinnung sei links, er mache aber keine Politik, sagte Metzner einmal. Er habe die Kommunistische Partei, die Sozialisten und die konservative UMP vor Gericht verteidigt. "Ich verteidige die Banken, und ich verteidige auch Kerviel."

Metzner - Lesebrille, Zigarrenraucher, stets mit einem leicht spöttischen Zug um den Mund - war nicht verheiratet, hatte keine Kinder, war ein Arbeitstier und zog sich am Wochenende gerne aufs Land zurück. "Ich bin vollkommen unabhängig", sagte der Liebhaber klassischer Musik einmal.

Nach seinem Tod würdigten Anwaltskollegen zwar gleichermaßen sein Wirken - doch waren sich alle in einem Punkt einig: Obwohl ihnen Metzner ständig begegnete oder sie mit ihm häufig vor Gericht zu tun hatten, wussten sie privat fast nichts über ihn - der Staranwalt sei "einzelgängerisch und geheimnistuerisch" gewesen.

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